Wirtschaft

Porsche-Aktie: Porsche spielt nur noch zweite Liga | ABC-Z

Der Jubel ist gar nicht lange her, keiner dachte damals, dass es bald schon wieder anders kommen würde. “Das ist ein historischer Moment für Porsche”, sagte Oliver Blume, Chef der Sportwagenmarke, als er am 29. September 2022, es war ein Donnerstag, an der Börse in Frankfurt symbolisch eine Glocke läutete, zum Zeichen, dass Porsche nun eigenständig an der Börse gelistet wird. “Heute geht für uns selbst ein großer Traum in Erfüllung”, sagte der Konzernchef.

Die Bilder von damals zeigen ihn begeistert jubelnd, beinahe so wie einen Fußballer beim Aufstieg in die erste Liga. Das war es ja auch. Der vergleichsweise kleine Autobauer (300.000 Wagen pro Jahr) war jetzt eigenständig im Index der 40 größten Börsenkonzerne des Landes gelistet, nicht mehr nur Teil des Mutterkonzerns Volkswagen. Wer will, kann seitdem ganz definiert in diese Vorzeigefirma made in Germany investieren, indem er Anteile kauft. Das Aktienkürzel ist eingängig: P911, so wie der 911er, das ikonische Modell der Marke.

Der größte Börsengang seit der Telekom 1996 war das Ergebnis eines konsequenten Wachstumskurses, den Blume seit 2015 als Chef bei Porsche verantwortete: begehrte Modelle, die sie in Stuttgart und Leipzig effizient entwickeln und bauen und die Porsche lange Zeit eine Gewinnspanne von deutlich über 15 Prozent einbrachten.

Heute wirken die Bilder von damals wie aus einer anderen Zeit. In der Nacht zum Donnerstag ist die Marke aus dem Dax geflogen, sie wird fortan (mit Wirkung zum 22. September) im MDax gelistet, der nur mehr zweiten Liga. Das liegt daran, dass Porsche gerade zu wenige Aktien im Streubesitz hat, die also frei handelbar sind. Dazu kommt, dass das Geschäft unerfreulich läuft, der Kurs ist ein Abbild davon. Mit 82,50 Euro war die Aktie gestartet und in den Monaten danach auf fast 120 Euro gestiegen. Zuletzt lag der Aktienkurs nur noch bei etwa 45 Euro. Die Nachfrage nach Porsche-Aktien ist zurückgegangen, denn Absatz und Gewinn des Sportwagenherstellers sind deutlich schlechter als noch vor drei Jahren.

Zunächst hat die Art des Index keine direkten Auswirkungen aufs Geschäft, ist also nicht so schlimm wie der Abstieg eines Fußballvereins aus der ersten Liga. Aber klar ist doch: Der Traum ist fürs Erste vorbei. Der Abstieg, nur wenige Tage bevor die Autoleistungsschau IAA startet, ist auch ein Zeichen für die Lage der deutschen Autoindustrie generell. Die Branche muss um ihre Position kämpfen wie nie zuvor. Bei Porsche kumulieren all die Umstände und Probleme dieser Zeit besonders deutlich.

Symbolhaft für die ganze Branche

Die neuen Antriebe sind nicht so nachgefragt. Der Elektrorennwagen namens Taycan ist nach Meinung vieler in der Porsche-Klientel nicht schlecht, aber halt doch nicht so “emotional” wie etwa ein 911er mit seinem brummelnden Verbrennermotor. Unklar ist zudem wie bei allen Elektrowagen aller Hersteller: Wie wird sich denn sein Wert entwickeln in den kommenden Jahren? Eine relevante Frage bei Wagen, die weit jenseits der 100.000 Euro kosten und die in der Verbrennerversion auch gebraucht noch gut zu verkaufen sind.

Im so wichtigen Markt China ist die Nachfrage nach deutschen Luxuswagen eingebrochen, in einem Maße, das keiner erwartet hat. Die Kundinnen und Kunden geben weniger Geld aus. Aber vor allem haben sich dort in einer Geschwindigkeit Konkurrenten entwickelt, die kaum einer für möglich gehalten hat. Sichtbarstes Zeichen, nur zum Beispiel: Xiaomi. Der Haushaltsgeräte- und Handyhersteller mit Hauptsitz nahe Peking hat im vergangenen Jahr ein Elektroauto vorgestellt, das vom Design verblüffend nach Porsche aussieht, in drei Sekunden von null auf hundert kommt – aber nur etwa ein Viertel des Originals kostet. Das ist zwar, soweit man rechnen kann, nicht kostendeckend für den Hersteller aus China, aber doch ein gewaltiges Problem für die Deutschen.

Auch der andere wichtige Markt, die USA, bereitet Sorgen: Ob es nun 27,5 Prozent Zölle sein werden oder doch nur 15 Prozent – die Handelspolitik der Trump-Regierung macht Porsche-Autos in den Vereinigten Staaten teurer, das schwächt den Absatz. Anders als oft prophezeit von Konsumentenforschern, schauen auch Kunden im Luxussegment aufs Geld. Und anders als etwa Mercedes oder BMW hat Porsche keine Chance, vor Ort eine Produktion aufzubauen, was Zölle umgehen würde; das lohnt sich nicht bei den Stückzahlen.

Was daraus folgt? Bei Porsche laufen inzwischen die Bänder langsamer, müssen sie jetzt deutlich sparen. Sie verzögern den Umstieg von Verbrennermotoren auf Elektrowagen. Und haben sich am Morgen nach der Abstiegsnachricht schon wieder – ganz die Sportler – das Ziel gesetzt, ganz bald wieder in die Prestigeliga zurückzukehren. Aber wahrscheinlich wird das bald unter neuer Leitung geschehen: Diese Umbauarbeiten sind wohl selbst für Oliver Blume zu viel, der Porsche an die Börse gebracht hat, aber parallel dazu auch noch den Mutterkonzern Volkswagen führt, der ebenfalls mit all den Herausforderungen zu kämpfen hat. Womöglich, so hört man, wird schon Ende des Monats klar werden, an wen er Porsche übergibt, um sich ab dann völlig auf die Steuerung des Konzerns konzentrieren zu können. Drei Jahre nach dem Traum vom Aufstieg ist die Autowelt eine ganz andere.

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