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Polizeichefin Jessica Tisch soll Mord an Versicherungschef in New York aufklären – Panorama | ABC-Z

Als Bürgermeister Eric Adams neulich mit Jessica Tisch, die er soeben zur Chefin der New Yorker Polizei ernannt hatte, vor die Kameras trat, da sagte Adams: „Ich will, dass diese Behörde ihr nächstes Level erreicht: nicht nur Bösewichte fangen, sondern Technologie auf neue Weise nutzen.“ Ende November war das, und vermutlich hätten weder Adams noch Tisch damals gedacht, dass es nun so schnell gehen muss mit dem nächsten Level.

Gleich Jessica Tischs erster Fall als Leiterin der größten Polizeibehörde der USA hat sich zu einem Krimi entwickelt, der weltweite Aufmerksamkeit erregt: die Jagd nach dem Mörder des Versicherungsunternehmers Brian Thompson, der am Mittwoch vor dem Hilton Hotel in Manhattan erschossen worden war. Die öffentliche Anteilnahme dürfte auch damit zusammenhängen, dass diese Jagd praktisch in Echtzeit als True-Crime-Story verfolgt werden kann. Überwachungskameras vor dem Hotel haben aufgezeichnet, wie der Täter auf sein Opfer wartete und wie er ihn hinterrücks niederschoss, ohne sich dabei um Passanten zu scheren. Weil Midtown Manhattan lückenlos mit öffentlichen und privaten Kameras gespickt ist, existieren auch Bilder davon, wie der Mörder kurz vor der Tat noch bei Starbucks einkehrte und wie er vom Tatort auf einem Fahrrad in Richtung Central Park flüchtete.

Für die neue Polizeichefin ist dieses Kameranetz Segen und Fluch zugleich: Sie kann damit direkt zum Amtsantritt zeigen, wie man einen Bösewicht mit moderner Technologie fängt. Aber es ist der Weltöffentlichkeit eben auch nicht entgangen, dass ihr das zumindest in den ersten Tagen nach dem Mord – trotz all der Technik – misslungen ist. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war der Täter jedenfalls noch auf der Flucht.

Sie ist erst die zweite Frau an der Spitze des NYPD

Jessica Tisch, 43, ist erst die zweite Frau an der Spitze des NYPD, das ja nicht irgendeine Polizeibehörde ist, sondern wohl auch das, was man einen Mythos nennt, in unzähligen Filmen verewigt, auf T-Shirts, Tassen und Käppis bis zum Exzess vermarktet. Tisch selbst war nie Polizistin, aber sie hat nach ihren drei Harvard-Abschlüssen (Sozialwissenschaften, Wirtschaft, Jura) von 2008 an schon einmal in der Antiterroreinheit des NYPD gearbeitet. Dort war sie für den Aufbau der Überwachungstechnik in der Stadt zuständig. Die Kameras, die sie jetzt braucht, hat sie sich damals also selbst installiert.

Tisch stammt aus einer der reichsten Unternehmerfamilien der USA. Ihr Großvater und ihr Vater waren Konzernchefs von Loews Corporation. Das Konglomerat besitzt Hotels, Kinoketten und einen Tabakkonzern sowie Anteile des Senders CBS und des Football-Teams der New York Giants. Nach den Tischs sind in der Stadt Krankenhäuser, Hochschulen und Kunstgalerien benannt. Es erregte deshalb durchaus Aufsehen, dass eine Erbin aus diesem Hause in den öffentlichen Dienst ging – und im Jahr 2022 dann auch noch voller Tatendrang die Leitung der Müllentsorgung von New York übernahm. Tisch rief eine „Trash Revolution“ aus, bei der es im Wesentlichen darum ging, die Verwendung von Tonnen verpflichtend einzuführen. Sicherlich, in anderen Städten gibt es Mülltonnen schon etwas länger, aber in New York war das ein revolutionärer Vorgang, weil hier bislang der Abfall von acht Millionen Menschen in Plastiksäcken an den Straßenrändern gestapelt wurde, was Tisch einmal als „All-you-can-eat-Buffet für Ratten“ bezeichnete.

Nach den Ratten will sie jetzt also den Verbrechern von Gotham City das Fürchten lehren. Ihr neuer Job als Polizeichefin war auch deshalb zu vergeben, weil sowohl ihr Vorgänger Edward Caban sowie ein Interimschef im Zuge eines Korruptionsskandals abtreten mussten. Das FBI ermittelt inzwischen gegen das halbe Rathaus von Eric Adams, allen voran gegen den Bürgermeister selbst. Tisch gehört zu den wenigen unbescholtenen Figuren in der Stadtverwaltung. Adams, der 2025 wiedergewählt werden will, hat womöglich auch eine potenzielle Konkurrentin aus dem Weg befördert.

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