Polizei sprengt illegale Poker-Rund im Norden von München | ABC-Z
München – In einem unscheinbaren Gebäude im Norden von München hat sich die illegale Poker-Runde getroffen. Einmal die Woche, immer am Freitag zocken die Teilnehmer. Wenn Fortuna hold war, lockten fette Gewinne, wenn nicht, konnte man Haus und Hof verspielen. Am Wochenende hob die Polizei das geheime Casino aus.
Um 0.50 Uhr nachts stürmt die Polizei
Der Mindesteinsatz pro Runde lag bei 500 Euro. “Nach oben gab es aber keinerlei Limits für die Spieler”, sagt Hans-Peter Chloupek, Chef vom Kommissariat K33. Um wie viel Geld in der Runde in den vergangenen Monaten gezockt wurde, lässt sich nur erahnen. Als am Samstag um kurz vor 1 Uhr nachts 80 Polizisten das Gebäude bei einer Razzia stürmten, fanden sie rund 50.000 Euro in Bar. Ein Teil des Geldes war versteckt in den Polstern eines Sofas.
“Dieses Geld zu finden, ist besonders wichtig bei den Ermittlungen”, sagt Anne Simon, von der Staatsanwaltschaft München I, “nur so können wir den Verdächtigen illegales Glücksspiel auch nachweisen.”
Boss der Zocker-Runde ist ein 46-Jähriger
Organisiert wurde die illegale Poker-Runde nach Angaben er Ermittlungsbehörden von einem 46 Jahre alten Serben und drei seiner Freunde. Im Fall einer Verurteilung hat es sich für die Männer für einige Zeit ausgezockt. Für gewerbsmäßig organisiertes illegales Glücksspiel drohen laut Paragraf 284 Strafgesetzbuch in Deutschland bis zu fünf Jahre Haft, erklärt Staatsanwältin Simon. Zocker, die von der Polizei erwischt werden, kommen etwas glimpflicher davon. Ihnen drohen laut Paragraf 285 StGB Geldstrafen oder bis zu sechs Monate Gefängnis.
Die Zocker-Runde traf sich immer freitags gegen 21 Uhr im Münchner Norden. Gespielt wurde bis zum nächsten Morgen. Bei der Razzia in der Nacht auf Samstag befanden sich 20 Personen in dem Haus. Elf davon waren an der Poker-Runde nach Polizeiangaben beteiligt. Es handelt sich ausschließlich um Männer im Alter von 26 bis 55 Jahren.
Eingerichtet wie Poker-Profis
Die Beamten stellten neben rund 50.000 Euro in bar Kartenspiele und Pokerchips sicher. Die Organisatoren hatten in dem Gebäude zwei Räume eingerichtet. An einem professionellen Tisch wurde Poker gespielt. “Die Teilnehmer hoffen immer, den Jackpot zu gewinnen”, sagt Guido Rissmann von K33, “wenn sie verlieren, hoffen sie mit immer höheren Einsätzen den Verlust wieder hereinzuholen.”
Ein Teufelskreis, wie Fachleute warnen, viele Spieler sind süchtig und können gar nicht mehr aufhören. Die Hoffnung auf den großen Gewinn, den Jackpot, hält sie am Spieltisch.
Mancher verzockt seine gesamte wirtschaftliche Existenz
“Mancher hat dabei schon Haus und Hof verloren, seine gesamte wirtschaftliche Existenz ruiniert”, sagt Guido Rissmann. Wenn das eigene Geld verspielt ist, versuchen sich die Zocker bei Freunden und Verwandten neues Geld zu leihen, um weiterspielen zu können.
Damit sich die Spieler wohlfühlten und möglichst lange am Tisch blieben, gab es kostenlose Getränke und auch Snacks. Neben jedem der Spieler sei ein Tablett gestanden mit frischem Obst, Trauben, Äpfel, Birnen.
Extrem hohe Einsätze und die Hoffnung auf den Jackpot
Auch in der jetzt zerschlagenen Poker-Runde ging es um hohe Einsätze. Wer Pech hat, konnte in einer Nacht mehrere Zehntausend Euro verlieren. Bis zu 20 Spieler sollen sich immer freitags getroffen haben. Ganz normale Männer, vom Handwerker bis zum Akademiker, seien bei solchen Runden dabei, sagt die Polizei. Illegales Glücksspiel ist weit verbreitet, der Bereich Online-Glücksspiel nimmt rasant zu.