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Polizei rätselt über Motiv: Zahl der Toten und Verletzten in Magdeburg steigt | ABC-Z


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Polizei rätselt über Motiv

Zahl der Toten und Verletzten in Magdeburg steigt

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Die Zahl der Opfer des Anschlag von Magdeburg erhöht sich. Wie Medien berichten, gibt es 4 Tote und mehr als 200 Verletzte. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. “Wir ziehen alles in Betracht”, so die Polizei. Kanzler Scholz will heute vor Ort die Lage bewerten, am Abend gibt es eine Gedenkfeier.

Nach der Todesfahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt am Freitagabend ist die Zahl der Todesopfer auf vier gestiegen. Das berichten WDR, MDR und die “Bild”-Zeitung. Laut “Bild” wurden insgesamt 205 Menschen verletzt. Es gebe 41 Schwerstverletzte, berichtet das Blatt unter Berufung auf die Polizei. 86 Menschen würden mit schweren Verletzungen in Krankenhäusern behandelt. Außerdem gebe es 78 Leichtverletzte.

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Die Hintergründe der Tat sind noch unklar – allen voran die Motive des festgenommenen Mannes aus Saudi-Arabien. “Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht”, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Weiterhin gehen die Ermittlungsbehörden von einem Einzeltäter aus. Hinweise, nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der Innenstadt gesichtet wurde, hätten sich nicht bestätigt, teilte die Polizei auf X mit. “Aktuell haben wir keine Hinweise auf Mittäter”, sagte eine Sprecherin. Es würden unter anderem Durchsuchungen durchgeführt. Die Sprecherin sagte am Morgen weiter, es laufe eine Durchsuchung in Bernburg. Details nannte sie nicht.

Der Tatverdächtige wurde offiziellen Angaben aus der Nacht nach verhört. Der 50-Jährige aus Saudi-Arabien war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden. Er sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff noch am Abend. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Mann war mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Die Fahrt auf dem Gelände erstreckte sich auf über 400 Meter. Stadtsprecher Michael Reif sprach von einem “Anschlag”.

Scholz will Maßnahmen besprechen

Heute wollen Kanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser in die Landeshauptstadt nach Sachsen-Anhalt kommen. Der Kanzler wolle “mit uns die Lage bewerten und auch sicherlich mit uns gemeinsam nicht nur trauern, sondern auch entsprechend Maßnahmen besprechen, die notwendig sind”, sagte Haseloff. Faeser teilte mit, sie werde mit Scholz nach Magdeburg kommen, “um unser tiefes Mitgefühl auszudrücken und den Einsatzkräften zu danken.” Die SPD-Politikerin hatte zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Konkrete Gefährdungshinweise gebe es aktuell nicht, hatte sie Ende November gesagt.

Am Abend soll es im Dom eine Gedenkfeier geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen. “Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen”, sagte sie sichtlich fassungslos. “Wir werden das alles umfassend aufarbeiten.”

Sachsen-Anhalt ordnete zudem Trauerbeflaggung an all ihren Dienstgebäuden. Wie das Innenministerium in Magdeburg am Morgen mitteilte, gilt die Anordnung bis einschließlich Montag für alle obersten Landesbehörden, die ihnen nachgeordneten Behörden und von ihnen beaufsichtigte Einrichtungen – sowie für Landkreise und Gemeinden in Sachsen-Anhalt. Dies sei ein “Zeichen der Anteilnahme mit den Opfern des Anschlags”. Als Zeichen der Trauer bleiben alle städtischen Kultureinrichtungen, darunter das Theater, das Puppentheater und die Museen geschlossen, teilte die Stadt zudem mit. Die Schließung gelte für “die kommenden Tage”. Vor der Magdeburger Johanniskirche solle auch eine Möglichkeit geschaffen werden, um innezuhalten und somit in unmittelbarer Nähe des Tatorts trauern und Blumen niederlegen zu können.

Haseloff: Eine Katastrophe für Deutschland

Bei der Tat kamen ein Erwachsener und ein Kleinkind ums Leben. Außerdem gab es mehr als 60 Verletzte, darunter mehrere Schwerstverletzte. Haseloff sagte, weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. “Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland”, sagte der Ministerpräsident.

Bundeskanzler Scholz schrieb auf X: “Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden.” Auch Vizekanzler Robert Habeck von den Grünen zeigte sich entsetzt und sprach von einem feigen Anschlag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Rettungskräften und schrieb: “Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen.”

NATO-Generalsekretär Mark Rutte kontaktierte nach eigenen Worten Bundeskanzler Scholz und drückte ihm sein Mitgefühl aus. “Meine Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien”, schrieb Rutte auf X. “Die NATO steht an der Seite Deutschlands.” Die Vereinten Nationen bekundeten ebenfalls ihr Beileid. Man sei schockiert, sagte Stéphane Dujarric, Sprecher des UN-Generalsekretärs. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die Attacke. “Meine Gedanken sind heute bei den Opfern der brutalen und feigen Tat in Magdeburg”, schrieb sie auf X.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, Frankreich teile den Schmerz des deutschen Volks. Die USA versicherten ihre Solidarität. Die USA seien bereit, Unterstützung zu leisten, hieß es vom Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Der designierte US-Vizepräsident J.D. Vance zeigte sich bei X ebenfalls betroffen: “Was für eine entsetzliche Attacke so kurz vor Weihnachten.” Auch Saudi-Arabien verurteilte die tödliche Attacke. “Das Königreich bringt seine Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer zum Ausdruck”, schrieb das Außenministerium bei X.

Rund acht Jahre nach Berliner Weihnachtsmarktanschlag

Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12 Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.

In anderen Städten mit Weihnachtsmärkten ist die Polizei nun besonders achtsam. In Stuttgart sagte ein Polizeisprecher, die Polizeikräfte seien vor Ort sensibilisiert worden. In Berlin sagte ein Sprecher, man habe die Beamten aufgerufen, ein erhöhtes Augenmerk auf Weihnachtsmärkte zu richten.

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