Polizei durchsucht besetztes Haus in der Rigaer Straße – keine Zwischenfälle | ABC-Z

Berlin-Friedrichshain
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Polizei durchsucht besetztes Haus in der Rigaer Straße – Demonstration am Abend
Polizeieinsatz am Donnerstagmorgen in Berlin-Friedrichshain: Ein teilweise besetztes Haus in der Rigaer Straße wurde durchsucht. Es gilt als Hochburg der linksextremen Szene. Im gesamten Stadtgebiet waren 700 Polizisten im Einsatz.
- Durchsuchung in teilweise besetztem Haus Rigaer Str. 94 beendet
- Keine Gegenwehr der Bewohner
- Polizei wollte feststellen, wer dort wohnt
- Eigentümer will Bewohner aus dem Haus klagen
- Rigaer 94 ist Hochburg der linksextremen Szene
- Solidaritäts-Demonstration zog am Abend durch Friedrichshain
Die Berliner Polizei hat am frühen Donnerstagmorgen das Haus in der Rigaer Straße 94 durchsucht.
Dies sei aufgrund von richterlichen Durchsuchungsbeschlüssen geschehen, teilte die Polizei auf X mit. “Im Rahmen des Schutzes privater Rechte ist das Ziel der Maßnahme, die aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnungen zu identifizieren”, hieß es weiter. Das ist für mögliche Räumungsklagen nötig, denn um das Haus gibt es seit vielen Jahren einen Rechtsstreit.
Personalien von 26 Menschen aufgenommen
Laut einem Polizeiprecher begann der Einsatz um 6 Uhr. Man sei mit “Spezialkräften aufgetaucht, weil wir das Szeneobjekt Rigaer 94 schon seit mehreren Jahren kennen. Die Türen sind in der Regel besonders gesichert durch diejeniigen, die sich in dem Gebäude aufhalten”, so der Sprecher. Man habe die Türen aufgeflext, um sich Zugang zum Objekt zu verschaffen. Hinter dem verschlossenen und verstärkten Eingangstor sei vor dem Hinterhof nachträglich eine zweite massive Tür eingebaut worden, die aufwendig aufgebrochen werden musste.
Auch die Wohnungen im Vorderhaus und im Seitenflügel mussten zum großen Teil gewaltsam geöffnet werden, weil offenbar niemand freiwillig nachgab, so der Sprecher. Technische Spezialkräfte seien dafür im Einsatz gewesen. “Wir mussten aufbrechen, aufflexen und aufspreizen.” Wände zwischen manchen Wohnungen seien durchbrochen worden. Das vor Jahren entdeckte illegal gegrabene Tunnelstück zu einem Nachbarhaus sei aber weiterhin zugeschüttet. Es seien Personalien von 26 Menschen festgestellt worden. Insgesamt seien 13 Wohnungen durchsucht worden. Die Bewohner durften im Haus bleiben.

“Überhaupt keine Gegenwehr” – Bewohner waren laut Polizei überrascht
Es habe laut Polizei “überhaupt keine Gegenwehr” von Seiten der Bewohner gegeben. Man hätte keine Maßnahmen gebraucht, “um Widerstand zu brechen”, hieß es weiter. “Die Bewohnerinnen und Bewohnen waren wirklich überrascht gewesen.”
Rund 700 Einsatzkräfte waren im gesamten Stadtgebiet im Einsatz – unter anderem auch, um das Landgericht und die Büros der Eigentümerfirma des Hauses zu sichern.
Rigaer 94 eine der letzten Hochburgen der linksextremen Szene
Die Bewohner des Hauses riefen vor wenigen Tagen auf ihre Internetseite zum Protest auf. Betont wurde: “Unser Ziel ist es nicht, einen Deal zu machen oder das Haus zu kaufen, sondern die besten Bedingungen für unseren Kampf (…) gegen den Staat, den Kapitalismus und die Unterdrückung zu erreichen.”
Um das Haus in der Rigaer Straße 94, das als eine der letzten Hochburgen der linksextremen Szene gilt, gibt es seit vielen Jahren einen Rechtsstreit. Der Eigentümer versucht immer wieder, die Bewohner aus dem Haus zu klagen, weil sie nach seiner Einschätzung keine Mietverträge haben sollen. Zahlreiche Kündigungen wurden bereits vor Jahren ausgesprochen. In früheren Jahren gab es zahlreiche Polizeieinsätze.
Das Haus Nr. 94 ist eines der allerletzten Überbleibsel der vielen von linken und linksradikalen Gruppen besetzten Häusern im Ostteil Berlins in der Wendezeit nach 1989. 1990 und in den Folgejahren wurden zahlreiche Häuser geräumt. Andere wurden legalisiert und die Besetzer erhielten Mietverträge. Einige Besetzungen überdauerten aber weitere Jahre und endeten erst später.

Am Abend kam es dann zu einer Solidaritätsdemonstration für die Menschen in der Rigaer Straße 94. Laut Polizei wurden die Einsatzkräfte im Bereich der Rigaer Straße und der Zellestraße wiederholt vom Dach aus mit Feuerwerk beschossen. Meldungen über Verletzte liegen derzeit nicht vor. Die Demonstration wurde gegen 20.40 Uhr beendet.
Sendung: rbb24 Abendschau, 28.08.25, 19:30 Uhr