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Plötzlich ist Leonie Fiebich unverzichtbar | ABC-Z

Die Gründe, weshalb sich Basketballmannschaften in den USA mit jungen Spielern eindecken, sind häufig nur schwer zu durchschauen. Das musste Leonie Fiebich schon bald akzeptieren, nachdem sich das WNBA-Team der Los Angeles Sparks vor vier Jahren im Rahmen der jährlichen Ziehung, genannt Draft, die Vertragsrechte an ihr sicherte.

Während die Berlinerin Satou Sabally aufgrund ihrer Leistungen am College in Oregon am selben Abend von den Dallas Wings gezielt als Verstärkung ausgewählt wurde und bereits wenige Wochen später ihr Können unter Beweis stellte, landete die damals 20 Jahre alte Fiebich, die zu jener Zeit beim TSV 1880 Wasserburg in der Bundesliga spielte, in einer mysteriösen Warteschleife. Weder die Sparks noch Chicago Sky, an die Fiebich ein Jahr später in einem unromantischen Spielerinnentausch weitergegeben wurde, versuchten auch nur Kontakt mit ihr aufzunehmen.

„Sie hatten wohl keine Verwendung für mich”, sagte sie vor einiger Zeit im Blick zurück. „Also haben sie sich so verhalten, als gehöre ich gar nicht dazu.” So sah sich die deutsche Nationalspielerin, die bereits mit sechzehn als vielversprechendes Talent von sich reden gemacht hatte, gezwungen, ihre Basketball-Karriere anders auszurichten.

Vorschuss zurückgezahlt

Ihr Alternativprogramm führte sie über die französischen Ardennen und den Klub Les Flammes Carolo Basket sowie die Warwick Senators im australischen Perth nach Aragonien und zu Basket Saragossa. Hier wurde sie zweimal nacheinander wertvollste Spielerin der spanischen Liga.

Das machte zumindest einen Manager in der WNBA hellhörig: Jonathan Kalb von den New York Liberty, der nicht viel riskierte, als er im Februar 2023 die Rechte an Fiebich erwarb. „Mein erster Kontakt mit ‚JK’ war äußerst hilfreich“, sagte Fiebich, „so als ob man sich ernsthaft für mich interessierte. Das war wirklich cool.”

Seit diesem Frühjahr, als sie kurz vor Beginn der Saison zum Team stieß, zahlt sie den Vorschuss an Neugier und Vertrauen mit Zinseszins zurück. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten, die dazu führten, dass sie sich nur langsam über die Bank ins Gerüst einer Mannschaft hineinfand, die im letzten Jahr die Finalserie erreicht hatte, kam sie in den letzten Wochen auffallend gut in Schwung. Schon im Sommer hatte sie Reportern erzählt, dass ihr Selbstvertrauen „von Spiel zu Spiel“ gewachsen war.

Fokus: Leonie Fiebich zieht mit Tempo zum Korb.dpa

Tatsächlich erweist sich die 1,93 Meter große Flügelspielerin inzwischen als die entscheidende Verstärkung für das Team. Sie avancierte in die Startaufstellung, erzielt jedoch nicht nur jede Menge wichtiger Körbe, darunter viele Dreier, sondern zeigt sehr viel Wirkung in der Defensive.

Eine Statistik unterstreicht ihren Wert besonders: In der regulären Saison kam sie auf einen Plus-Minus-Wert von +7,0 pro Partie. Ihr Team ist mit ihr auf dem Parkett also im Durchschnitt sieben Punkte besser als die Gegnerinnen. Damit belegte sie den siebten Platz in dieser Wertung unter den insgesamt 144 Spielerinnen in der Liga.

Deutlicher Favorit

Die Belohnung: Die Auszeichnung als eine der fünf besten Neulinge der Saison. Eine zweite, die der besten Ersatzspielerin („Sixth Player of the Year”), verpasste sie nur knapp. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Mannschaft aufgrund ihrer konzentrierten Energieleistung im Halbfinale die Las Vegas Aces, den Finalgegner des vergangenen Jahres, mit 3:1 bezwingen konnte und dabei ziemlich souverän aussah.

Das Team gilt deshalb in der am in der Nacht zum Freitag (02:00 deutscher Zeit) beginnenden Best-of-Five-Finalserie gegen Minnesota Lynx als deutlicher Favorit. Es wäre die erste WNBA-Meisterschaft für Spielerinnen aus Deutschland. Denn bei Liberty stehen mit ihr und Nyara Sabally gleich zwei Deutsche unter Vertrag.

Aces-Trainerin Becky Hammon war schon vor dem Aus am Sonntag voll des Lobes: „Ich liebe Fiebich. Ich bin ein großer Fan.” Sie habe besonders in der Defensive ein besonderes Gespür für die Entwicklung des Spiels. „Sie ist nah genug an der Gegnerin, dass man den Ball nicht einfach über sie hinwegwerfen, aber gleichzeitig weit genug weg, dass man nicht einfach an ihr vorbeidribbeln kann. Und sie ist tödlich von der Dreipunktelinie.”

Fiebich und ihre Teamkameradinnen sind klarer Favorit auf den Titel.dpa

Wie tödlich? Ihre Dreierquote im Laufe der regulären Saison lag bei 43,3%, der zweitbeste Wert für Liga-Neulinge in der 27-jährigen Geschichte der WNBA. Sie steigerte den Schnitt in den sechs bisherigen Play-Off-Begegnungen auf 59,1%, was teamintern Platz eins in dieser Statistik bedeutet.

Sandy Brondello, die australische Liberty-Trainerin, hält sich öffentlich mit ihrer Begeisterung über die wachsende Bedeutung von Fiebich noch etwas zurück. Die Mannschaft verfügt schließlich über mehrere ausgewiesene Stars wie Sabrina Ionescu und Breanna Stewart, die in Paris den USA die Goldmedaille gesichert hatten. Aber sie spart nicht mit Lob: Die Landsbergerin sei „so vielseitig und tut alles, was das Team braucht, und es ist toll zu sehen, wie sie sich im Team entwickelt”.

Weniger gut läuft es für die andere Deutsche, die jüngere Sabally-Schwester Nyara. Nachdem sie in der ersten Saison wegen eines Kreuzbandrisses fehlte, wird sie auch in dieser Saison immer wieder von gesundheitlichen Problemen geplagt.

So erlitt sie bei den Olympischen Spielen in Paris eine leichte Gehirnerschütterung. In der Halbfinalserie gegen Las Vegas kam sie nur in zwei von vier Spielen zum Einsatz. Dabei kann sich ihre Gesamtleistung durchaus sehen lassen. Diese Saison ist eindeutig ihre bisher beste in der WNBA.

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