Plemplem oder der nächste Hype bei Tiktok? | ABC-Z
Wie ging noch mal der alte Sponti-Spruch? Unter dem Pflaster liegt der Strand. Richtig. Aber falsch. Was den aktuellen Sponti-Sport betrifft, so muss es heißen: Auf dem Pflaster liegt der Strand beziehungsweise seine urban-spontanen Ableger.
Freerunning oder Parkour kennen Sie wahrscheinlich. Da verwandeln Athleten wie der Frankfurter Jason Paul ohne spezielle Ausrüstung – außer vielleicht einer Red-Bull-Kappe – Städte in Spielplätze, nutzen Dächer, Mauern, Geländer, Treppen und was sonst noch so im Wege steht, um mit Sprüngen, Klettertechniken und schierer Akrobatik möglichst geschmeidig voranzukommen. Parkour. Wer hat es erfunden? Die Franzosen waren es, inspiriert von – nicht ganz so cool – militärischen Trainingsformen.
Ohne Eis, Steine und Matterhorn
Für uns Normalsportler bleibt diese Art der Fortbewegung, das müssen wir uns eingestehen, außer Reichweite. Aber es gibt Alternativen auch für nicht ganz so fitte Sportaktivisten. Eine haben schwedische Studenten erfunden, kann man als Freizeittipp auch hierzulande mal in Erwägung ziehen: Einkaufswagen-Curling.
Das geht so: Man trifft sich nach Ladenschluss – alle von Aldi, Lidl, Rewe bitte mal weghören! – auf Supermarkt- oder Discounterparkplätzen, leiht sich für nen Euro oder so ein paar Einkaufswagen, bildet Teams und spielt diese Curling-Variante.
Regelkunde: Die Einkaufswagen werden geschoben, vielmehr geschubst, sodass sie möglichst nahe an oder in zuvor markierte Kreise rollen. Curling eben, nur ohne Eis, Steine und ohne Matterhorn im Hintergrund. Auch ein Kasten Bier lässt sich angesichts des praktischen Sportgeräts leicht verstauen. Bisschen plemplem hört sich das an, aber auch wie Tiktok, wobei der Unterschied ja so groß nicht ist.
Allerdings: Man sollte die neue Sponti-Disziplin nicht unterschätzen. Wer schon mal versucht hat, einen Supermarkt-Einkaufswagen mit auch nur einer einzigen störrischen Rolle unfallfrei durch den Supermarkt zu schieben, kann ermessen, wie schwer es sein muss, ihn auf dem Parkplatz in einen fernen Kreis zu bugsieren.
Nichts ist schwerer, sagen Golfer, als ihren kleinen Ball auf den rechten Weg zu zwingen. Was sollen da erst Einkaufswagencurler sagen! In Schweden sieht man Teilnehmer schon mit Helmen antreten, offenbar um auf die Gefährlichkeit ihrer Sportart hinzuweisen, die sich einem auf den ersten Blick nicht erschließt.
Bleibt die Frage, ob dieser Sport tatsächlich eine Zukunft hat. Ob Aldi, Lidl & Co da vielleicht sogar ein Geschäftsfeld wittern. Oder gar Olympia, das diesen lässigen Alltagssport ins dahinschmelzende Winterprogramm schubsen könnte, dann mit Besen und Helm, versteht sich, macht optisch mehr her bei der Fernsehvermarktung.