Pleitewelle nimmt Fahrt auf – Zahl der Firmeninsolvenzen steigt im November um 12,6 Prozent | ABC-Z
Pleitewelle nimmt Fahrt auf
Zahl der Firmeninsolvenzen steigt weiter kräftig
19.12.2024, 09:55 Uhr
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Die Konjunkturflaute hat Deutschland fest im Griff. Auch im November haben deutlich mehr deutsche Firmen Insolvenz angemeldet als im letzten Jahr. In der Gesamtbilanz könnte 2024 mit einer der schlimmsten Pleitewellen seit fast zehn Jahren zu Ende gehen, sagen Experten.
Steigende Kosten und Auftragsmangel zwingen immer mehr Unternehmen in Deutschland zur Geschäftsaufgabe. Für November zählt das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten 12,6 Prozent mehr angemeldete Insolvenzverfahren als ein Jahr zuvor. Mit Ausnahme des Juni 2024 war die Zuwachsrate seit Juni 2023 zweistellig.
“Die Wirtschaftskrise hinterlässt weiterhin tiefe Spuren”, sagte dazu der Mittelstandsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Marc Evers. “Immer mehr Unternehmen müssen ihre Tore schließen.” Nachfrageausfälle aus dem In- und Ausland, hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, Belastungen durch Steuern und Bürokratie – das ergebe für viele Betriebe eine toxische Mischung.
Auch der Ausblick fällt nicht gut aus. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet nach DIHK-Umfragen für 2025 schlechtere Geschäfte. Im Baugewerbe sind es sogar 38 Prozent, im Gastgewerbe 40 und im Kraftfahrzeugbau 44 Prozent. Daher rechnet die DIHK mit deutlich mehr als 20.000 Firmeninsolvenzen in diesem und mit einem weiteren Anstieg im kommenden Jahr.
Einige Branchen sind besonders stark betroffen
Der Schnellindikator zu den Regelinsolvenzen greift auf Meldungen der Plattform Insolvenzbekanntmachungen.de zurück. Für die amtliche Statistik werden dann direkt Daten von Gerichten verwendet, die nicht so schnell zur Verfügung stehen, da sie nochmals geprüft werden.
Ob alle Fälle von den Insolvenzgerichten tatsächlich so weit gebracht werden, dass sie dann in die amtliche Statistik eingehen, ist noch offen. Doch auch bei den bereits eröffneten Verfahren geht der Trend nach oben: Vom 1. bis 3. Quartal 2024 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 16.222 Unternehmensinsolvenzen. Das waren nach Angaben der Wiesbadener Statistiker 22,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Besonders betroffen waren Verkehr und Lagerei, Baugewerbe und Gastronomie. Mehr Firmenpleiten in dem Neun-Monats-Zeitraum gab es zuletzt 2016 mit 16.480 Fällen.
Entstandener Schaden geht in die Milliarden
Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf rund 45,6 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum lagen die Forderungen bei rund 21,1 Milliarden Euro und waren damit weniger als halb so hoch.
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet bis zum Ende des laufenden Jahres mit 22.400 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Das wäre der höchste Stand seit 2015. Im kommenden Jahr könnten die Zahlen demnach den Höchststand des Krisenjahres 2009 mit mehr als 32.000 Fällen erreichen.
Die Liste der Probleme für Unternehmerinnen und Unternehmer ist lang: Hohe Energiekosten, Probleme in den Lieferketten, drohende Handelskonflikte, überbordende Bürokratie, politische Unsicherheit, Konsumzurückhaltung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Corona-Pandemie zu verhindern.