Plakataktion der Pfennigparade: Mehr Inklusion im Freizeitsport | ABC-Z

München – „Möglich machen“ heißt die neue Botschaft der Pfennigparade München. Die Stiftung setzt sich für die Betreuung, Förderung und Rehabilitation von Menschen mit körperlicher Behinderung ein. Die Kampagne zeigt fünf junge, sportbegeisterte Menschen mit Behinderung in Situationen, bei denen man zuerst gar nicht glaubt, dass sie umsetzbar sind.
Ob Klettern, Wandern, Ski fahren oder Stand-up-Paddeln (SUP) – alles ist möglich, wie die Plakate zeigen. Sie sind noch bis zum 27. Januar in der Stadt verteilt auf Bus- und Tramhaltestellen zu sehen.
SUP trotz Rollstuhl: „Können unsere Einschränkungen eine Zeit lang vergessen“
Katharina Müller und Falk Sradnick, die beide Rollstuhl fahren, sind zum Beispiel beim Stand-up-Paddeln zu sehen. „Das Stand-up-Paddling hat etwas Spektakuläres“, sagt Müller über ihre Erfahrung mit der Sportart. Sie empfinde ein Gefühl von Freiheit, das sie so noch nie erlebt habe.
„Auf dem Wasser können wir unsere massiven Einschränkungen eine Zeit lang vergessen“, so Sradnick in einer Mitteilung der Stiftung. Das Zusammensein mit anderen Menschen macht ihm viel Spaß. Auch seine Schmerzen werden durch den Sport gelindert, sagt er.
Um den beiden den Sport zu ermöglichen, wurde ein spezielles, fünf Meter langes Inklusions-SUP verwendet, so die Pfennigparade. Die Rollstühle werden mit einer speziellen Vorrichtung auf der Oberfläche befestigt. Auch für Begleitpersonen ist Platz auf dem Inklusions-SUP.
Mit dem Rollstuhl die Rotwand hoch
Für einen anderen ging es hoch hinaus: Sebastian Richter bewegt sich zwar im Rollstuhl fort, liebt aber die Berge. Er ist auf einem der Plakate neben einem Gipfelkreuz beim Wandern zu sehen. „Das Gefühl etwas zu schaffen, auch wenn es mehrere Anläufe braucht, ist einfach toll“, sagt er. Richter war 19 Jahre alt, als er von einem Balkon stürzte. Seitdem hat sich vieles in seinem Alltag verändert.
Das Wandern ist für ihn eine Art Aufarbeitung. Seit dem Sturz hat er mit der Höhe zu kämpfen, und trotzdem hat er es geschafft, die Rotwand zu bezwingen. Die Wanderungen machen ihm viel Spaß. „Man hat ja auch ab und zu mal einen Durchhänger. Da finde ich diese Touren besonders gut, weil man eigentlich immer mit einem positiven Gefühl heimkommt und ein gemeinsames Erlebnis hatte“, sagt er.

© Stiftung Pfennigparade
von Stiftung Pfennigparade
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Aktion der Pfennigparade: „Geht nicht, gibt’s nicht“
Auch Charlotte traut sich in schwindelerregende Höhe. Seit die 15-Jährige zum ersten Mal die hohe Kletterwand in der Aula gesehen hat, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als es selbst zu versuchen. Wegen einer Bewegungsstörung muss die Schülerin jede Bewegung mit großer Konzentration und Kraftanstrengung ansteuern und ausführen.
Davon lässt sie sich aber nicht vom Klettern abhalten. Markus Mair, der seit 29 Jahren bei der Stiftung Pfennigparade und Bereichsleiter Handwerk ist, bringt es ihr bei.
Mair hat neben seiner Aufgabe in der Werkstatt sein Hobby zum Beruf gemacht. Er klettert seit 40 Jahren und bietet in der Pfennigparade Kurse für Erwachsene und jetzt auch für Kinder an. Ein „Geht nicht“, gibt es für ihn nicht, sagt er. „Draußen in der Natur zu sein, zu klettern, so etwas zu erleben, das ist vielen Menschen aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung verwehrt“, sagt er.
„Wir schaffen das schon gemeinsam“
„Wir unterstützen die Menschen, über sich hinauszuwachsen und diese Erfahrung in den Alltag einzubringen. Durch solche Erlebnisse merken sie sehr direkt, was sie eben doch alles können.“ Seit zehn Jahren führt Markus auch Skiausfahrten für Menschen mit Behinderung durch, mittlerweile viele mit Kindern.
„Egal, welche Einschränkung, egal welche Kondition, wir schaffen das schon gemeinsam“, sagt er. Die Begleitfahrer und Begleitfahrerinnen bildet er selbst aus, auch Eltern können die Ausbildung bei ihm absolvieren.
„Viele Unternehmen sind Chancengeber“
Thomas Heymel, Leiter Corporate Development der Stiftung Pfennigparade, sagt zur AZ: „Wir möchten das Signal geben, dass man mutiger sein kann, Dinge auszuprobieren.“ Die Kampagne soll helfen, über den Tellerrand hinauszublicken und Menschen mit Behinderung selbstbewusster zu machen.
Die Aktion richte sich aber auch an die Gesellschaft. „Viele Unternehmen zum Beispiel sind Chancengeber“, sagt Heymel. Die Kampagne soll sie inspirieren, neue Wege zu gehen und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung schaffen.
Auch Freizeit- und Sportvereine sollen sich als „Möglichmacher“ sehen und mutiger sein, auch unkonventionelles auszuprobieren und Menschen mit Behinderung miteinzubeziehen.
„Inklusion ist das unkomplizierte Miteinander“
Ein ganz wichtiger Punkt, den Heymel betonen möchte, ist Inklusion. „Das ist das unkomplizierte Miteinander, wo wir alle voneinander lernen“, sagt er: „Das funktioniert aber nicht, wenn bestimmte Menschen einfach ausgeblendet werden.“ Er hofft, dass die Kampagne in dieser Hinsicht den Stein ins Rollen bringt.
Spendenkonto der Pfennigparade: Bank für Sozialwirtschaft München
BIC: BFSWDE33MUE
IBAN: DE26 3702 0500 0007 8555 00