Mikroplastik gelangt über Infusionen ins Blut – Forscher warnen | ABC-Z

Berlin. Mikroplastik ist überall in der Umwelt. Nun wiesen Forscher Tausende Teilchen Mikroplastik in medizinischen Infusionsbeuteln nach.
Mikroplastik ist längst nicht mehr „nur“ ein Umweltproblem – es gelangt auch direkt in unseren Körper. Mit Nahrung nehmen Menschen Tausende der zwischen einem Mikrometer und fünf Millimeter großen Partikel auf, bislang mit unbekannten Folgen für die Gesundheit. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Mikroplastik sogar über medizinische Infusionslösungen direkt in das Blut gelangen.
Chinesische Forscher schätzen, dass allein mit einer einzigen Infusionseinheit von 250 Millilitern bis zu 7.500 Mikroplastikteile direkt in die Blutbahn eines Patienten gelangen können. Bei einer intensiveren medizinischen Behandlung im Krankenhaus, wie etwa bei Bauchoperationen oder starker Dehydration, könne die Zahl pro Patient sogar auf 25.000 bis über 50.000 ansteigen. Das zeigen die Hochrechnungen der Forscher.
Mikroplastik stammt vom Material des Beutels
Infusionslösungen sind aus der medizinischen Versorgung nicht wegzudenken. Sie bestehen meist aus einer Kochsalzlösung, die Wasser und Elektrolyte enthält, und werden in durchsichtigen Plastikbeuteln verabreicht. Diese Beutel bestehen häufig aus Polypropylen – einem Kunststoff, der sich unter bestimmten Bedingungen zersetzen und Partikel an die Lösung abgeben kann.
Das Forschungsteam untersuchte zwei gängige Marken solcher Infusionsbeutel. Nach dem Abtropfen der Lösungen in Glasbehälter wurden die Flüssigkeiten gefiltert und die Rückstände analysiert. Die Forscher konnten in beiden Proben Mikroplastik nachweisen – insbesondere aus Polypropylen, also dem Material der Beutel selbst.
Auch interessant
Mikroplastik gelangt über Nahrungskette in den Menschen
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastiks sind bisher nicht ausreichend erforscht. Zwar gibt es Hinweise, dass Mikroplastik Entzündungsreaktionen und andere biologische Veränderungen hervorrufen kann, doch konkrete klinische Studien fehlen bislang.
Die Wissenschaftler sprechen sich im Falle der Infusionsbeutel für konkrete Vorsichtsmaßnahmen aus. So könnten Infusionsbeutel künftig besser vor Hitze und UV-Strahlung geschützt gelagert werden, um das Freisetzen von Partikeln zu minimieren. Auch zusätzliche Filtersysteme im Mikrometerbereich könnten helfen, die Belastung für Patienten zu verringern.
Das Beste am Sonntag
Die besten Geschichten der Woche – exklusiv ausgewählt von Birgitta Stauber.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
Mikroplastik entsteht entweder durch den Zerfall größerer Plastikobjekte wie Tüten oder Flaschen (sekundäres Mikroplastik) oder werden bewusst in Produkten wie Kosmetika und Reinigungsmitteln eingesetzt (primäres Mikroplastik). Es gelangt dann über Abwässer, Wind oder direkte Einträge in Flüsse, Seen und Meere, wo es von Tieren aufgenommen werden kann und somit in die Nahrungskette gelangt.
Die Studie wurde im Fachjournal „Environment & Health“ veröffentlicht.