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Mit grünem Handels-Kniff können wir Trumps Zoll-Wahn entzaubern | ABC-Z

US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle gegen Kanada, Mexiko und China eingeführt. Die Welt bereitet sich auf erhebliche Handelsstörungen vor. Das könnte weitreichende Folgen für den Kampf gegen den Klimawandel haben. Grüne Handelsabkommen wären ein Weg, um den Protektionismus zu kontern und für Investitionen und Technologietransfers zu sorgen. Ein Gastbeitrag von Finanzexperte Ma Jun.

Der Weg, um unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden, ist klar: Es gilt, grüne Industrien zu fördern – zur Bekämpfung des Klimawandels und für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Auch gilt es, sicherzustellen, dass Produkte der grünen Industrien weltweit gehandelt werden können. Freier Handel würde diese Industrien stärken, die Kosten für grüne Waren und Dienstleistungen in den meisten Ländern senken und die Einführung emissionsarmer Technologien sowie nachhaltiger Praktiken erleichtern.

Angesichts des wachsenden Protektionismus erfordert dieser Ansatz die Schaffung eines speziellen grünen Freihandelsabkommens, das drastische Senkungen von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen für umwelt- und klimafreundliche Güter und Dienstleistungen vorsieht. Da ein einzelnes Land oder eine einzelne Wirtschaftsmacht eine weltweite Vereinbarung blockieren könnte, wäre es sinnvoll, stattdessen mehrere kleinere Abkommen durch „Koalitionen der Willigen“ zu schließen.

RCEP als möglicher Rahmen für Freihandel

Die Nutzung bestehender regionaler Handelsabkommen als Basis für einen grünen Handel könnte diesen Prozess erheblich beschleunigen. Ein Beispiel ist die Regionale Wirtschaftspartnerschaft (RCEP), das weltweit größte Handelsbündnis, das Länder wie Australien, China, Japan, Neuseeland, Südkorea und die zehn ASEAN-Staaten umfasst. Innerhalb dieses Rahmens ließe sich ein grünes Freihandelsabkommen schneller aushandeln und umsetzen – schließlich entfallen auf die RCEP-Staaten 30 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

Der erste Schritt zur Verwirklichung dieser Idee besteht darin, allen Mitgliedern eines solchen Abkommens die wirtschaftlichen Vorteile eines grünen Freihandels klar aufzuzeigen. Eine erste Studie, durchgeführt vom Institute of Finance and Sustainability (dessen Vorsitz ich innehabe) gemeinsam mit Forschungspartnern, liefert bereits entsprechende Erkenntnisse. Unsere Untersuchung, die wir im März auf einer Konferenz in Hongkong vorstellen werden, zeigt, dass ein solches Abkommen das Wirtschaftswachstum der Mitgliedstaaten (gemessen am Bruttoinlandsprodukt, den Exporten, den Arbeitsplätzen und den Staatseinnahmen) fördern, ihre grünen Industrien stärken und eine schnellere Dekarbonisierung bewirken könnte.

Förderung ausländischer Investitionen und Technologietransfers

Der nächste Schritt besteht darin, jene Waren und Dienstleistungen zu identifizieren, die unter das grüne Freihandelsabkommen fallen sollten. Unsere Studie legt nahe, dass diese Liste einige Dutzend Kategorien sowie mehrere hundert Produkte und Dienstleistungen umfassen könnte – darunter erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge (EVs) und ihre Komponenten, Abfallmanagement, nachhaltige Landwirtschaft, naturbasierte Lösungen und professionelle Umweltdienstleistungen.

Ein dritter Schwerpunkt ist die Förderung ausländischer Investitionen und Technologietransfers im grünen Sektor. Dies setzt stabile politische Rahmenbedingungen, Schutzmaßnahmen für Investoren und sichere Rechte am geistigen Eigentum innerhalb der regionalen Handelsblöcke voraus. Ein grünes Handelsabkommen, das diese Voraussetzungen schafft, könnte insbesondere ärmeren Ländern helfen, ihre grünen Industrien zu entwickeln und Arbeitsplätze in diesem Bereich zu schaffen. Innerhalb der RCEP könnten etwa chinesische, japanische oder südkoreanische Unternehmen, die Elektrofahrzeuge oder Solarmodule produzieren, ihre Technologien an Hersteller in ASEAN-Staaten lizenzieren und in den Aufbau grüner Lieferketten der Region investieren.

Führung und ein offener Dialog entscheidend

Darüber hinaus müssen nichttarifäre Handelshemmnisse abgebaut werden, da sie den Handel und Investitionen selbst in Regionen mit niedrigen oder gar keinen Zöllen behindern können. Eine erfolgreiche grüne Handelsinitiative muss daher zunächst eine genaue Analyse aller nichttarifären Hürden durchführen – darunter Import- und Exportquoten, Qualitätssicherung, Zollabfertigungsprozesse, Rückverfolgbarkeitsanforderungen, Handelsfinanzierung und Exportkreditversicherungen sowie grenzüberschreitende Zahlungsabwicklungen. Anschließend sollten gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um diese Hürden abzubauen – etwa durch die Harmonisierung von Qualitäts- und Rückverfolgbarkeitsstandards oder die Senkung der Handelsfinanzierungskosten mithilfe grüner Finanzinstrumente.

Dafür sind Führung und ein offener Dialog entscheidend. Im Fall der RCEP sollten größere Volkswirtschaften wie Australien, China, Indonesien, Japan und Südkorea die Initiative ergreifen und den Konsens fördern. Die Diskussionen sollten sich auf die weitreichenden Vorteile für alle Beteiligten konzentrieren. Dieser Ansatz könnte eine „gerechte Transformation“ in eine klimaneutrale Wirtschaft unterstützen, indem er die Dekarbonisierung in den teilnehmenden Ländern beschleunigt, das Wachstum und die Beschäftigung im grünen Sektor vorantreibt und das gegenseitige Vertrauen stärkt, das eine zentrale Voraussetzung für eine umfassendere Zusammenarbeit in den Bereichen Klima und Handel ist.

CBAM könnte zu mehr Protektionismus führen

Das Argument für grüne Handelsabkommen wird noch stärker, wenn man es mit der Strategie der führenden Industrieländer vergleicht. Der von der Europäischen Union, Großbritannien und möglicherweise den USA favorisierte CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) mag zwar dazu beitragen, „Carbon Leakage“ – also die Verlagerung emissionsintensiver Produktion in Länder mit laxeren Umweltvorschriften – zu verringern. Doch gleichzeitig schadet er den Einkommen und der Beschäftigung in Entwicklungsländern, die CO₂-intensive Waren exportieren. Zudem fördert er keine Kooperation, sondern könnte durch Vergeltungsmaßnahmen zu noch mehr Protektionismus führen.

Als Anreiz setzt der CBAM auf Abschreckung, indem er Entwicklungsländer für ihre vermeintliche Untätigkeit im Klimaschutz bestraft, anstatt ihnen bei der Emissionsreduktion zu helfen. Ein grünes Freihandelsabkommen hingegen wäre ein Anreiz: Es verbindet Klimaziele mit Entwicklungszielen und belohnt teilnehmende Volkswirtschaften für Fortschritte bei der grünen Transformation. Eine echte Win-win-Lösung – genau das, was eine gerechte grüne Wende erfordert.

Ma Jun ist Präsident des Pekinger Institute of Finance and Sustainability und ehemaliger Co-Vorsitzender der G20-Arbeitsgruppe für nachhaltige Finanzwirtschaft. Copyright: Project Syndicate, 2025. www.project-syndicate.org

Übersetzung: Julia Mertens

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