Pete Hegseth: Trumps Mann fürs Pentagon: „Gott hat mir vergeben“ | ABC-Z
Washington. Pete Hegseth wehrt sich im Senat gegen Vergewaltigungs- und Inkompetenzvorwürfe. Kampfverbände mit Frauen findet er nicht mehr schlimm
Er will das angeblich zu Schanden gekommene „Krieger-Ethos” im Militär reparieren und die „Tödlichkeit” der US-Truppen erhöhen. Gleichzeitig sucht Pete Hegseth, der umstrittene Kandidat von Präsident-in-spe Donald Trump für den Posten des Verteidigungsministers, religiösen Beistand bei höheren Mächten, wenn es um persönliche Verfehlungen geht.
Kein Wunder, dass der 44-jährige Ex-Soldat und TV-Moderator des Senders Fox News in der vorgeschriebenen Senats-Anhörung des Verteidigungs-Ausschusses am Dienstag in Washington unter schweres Feuer geriet – obwohl republikanische Parlamentarier dem Seiteneinsteiger mehrere Kränze flochten und seine Vita lobten.
Die oppositionellen Demokraten halten Hegseth für fachlich und charakterlich völlig ungeeignet, um einen Apparat mit rund drei Millionen Mitarbeitern und einem Jahresbudget von zuletzt 850 Milliarden Dollar zu führen. Sie wollen ihn durchfallen lassen.
Jack Reed, ihr ranghöchstes Mitglied, stellte schon am Anfang der Sitzung, die bis zum frühen Nachmittag die US-TV-Sender dominierte, fest: „Ich glaube nicht, dass Sie qualifiziert sind, um den überwältigenden Anforderungen dieses Jobs gerecht zu werden.”
„Ich glaube nicht, dass Sie qualifiziert sind“
Binnen der ersten halben Stunde wurden drei Zuschauer, die sich lautstark mit kritischen Äußerungen über den Fernsehmann ausließen, teilweise mit sanfter Gewalt von der Kapitols-Polizei entfernt.
Hegseth, erkennbar vorbereitet und sich seiner Erfahrung im Umgang mit der Kamera bewusst, umging jede für ihn unvorteilhafte Frage. Als der frühere demokratische Vize-Präsidentschaftskandidat Tim Kaine ausgiebig in den außerehelichen Eskapaden des Kandidaten watete (er zeugte ein seinerzeit uneheliches Kind mit seiner heutigen Frau Nr. 3, nachdem Ehefrau Nr. zwei gerade ein Kind geboren hatte), gab der sich selbst als tief christlich bezeichnende Ex-Soldat zurück: „Ich habe in meinem Leben Fehler gemacht.” Aber Gott, „mein Herr und Erlöser”, habe ihn „erlöst” und ihm „vergeben”.
„Ich habe in meinem Leben Fehler gemacht“
Zu dem Vorwurf, er habe 2017 in Kalifornien unter Alkoholeinfluss eine Frau vergewaltigt, erklärte Hegseth gebetsmühlenartig, dass ihn sämtliche Untersuchungen der Behörden entlastet hätten und die Anschuldigungen „falsch“ seien. Dass er der Frau eine Summe in unbekannter Höhe zahlte, damit sie schweigt, erwähnte er nicht. Die Bundespolizei FBI, so stellte sich heraus, hatte die Frau vor der Anhörung nicht zu dem Vergewaltigungsvorwurf befragt.
Stattdessen bezichtigte Hegseth „unsere linksgerichteten Medien” einer „koordinierten Verleumdung-Kampagne” mit dem Ziel, ihn „zu zerstören”. Er sei ein „Veränderer” und stelle darum eine Bedrohung für Hüter der etablierten Meinung dar.
Hegseth: Medien wollen ich „zerstören“
Dabei berief sich Hegseth, der sich bei der in den nächsten Tagen anstehenden Abstimmung im Senat nur wenige republikanische Nein-Stimmen leisten kann, mehrfach auf seinen Mentor Trump. Der künftige Präsident habe ihm aufgegeben, die „Kriegerkultur ins Verteidigungsministerium zurückzubringen“. „Trump glaubt, und ich stimme dem demütig zu, dass es an der Zeit ist, jemandem mit staubigen Stiefeln das Ruder zu übergeben.” Hegseth war in Afghanistan, im Irak und m Terror-Gefangenenlager Guantanamo im Militär-Dienst.
Aus seiner negativen Meinung über den Zustand der größten Militärmacht der Welt machte Hegseth kein Hehl. „Zu viele Menschen in klimatisierten Büros zeigen gerne mit dem Finger auf Truppen, die an dunklen und gefährlichen Orten arbeiten”, kommentierte er Fragen nach seiner Unterstützung für US-Soldaten, die wegen Kriegsverbrechen vor Militärgerichten verurteilt worden waren. Sie wurden teilweise von Donald Trump begnadigt.
Hegseth behauptete, dass Schulen ihre Schüler nicht mehr lehren, ihr Land zu lieben. Dies sei ein Grund, warum junge Menschen nicht mehr zum Militär gehen wollten.
In einer anderen während der Anhörung relevanten Angelegenheit vollzog der siebenfache Vater (von drei Müttern) eine 180-Grad-Wende. Noch im vergangenen November hatte er in einem Interview erklärt, Frauen, die knapp 20 % des Militärs stellen, hätten in Kampfverbänden nichts zu suchen. Sie würden die militärische Mission schwächen. Auf Nachbohren der republikanischen Senatorin Joni Ernst, selbst Militär-Veteranin, ruderte Hegseth komplett zurück. „Ja, Frauen werden Zugang zu Bodenkampfrollen haben; vorausgesetzt, die Standards bleiben hoch.” Was genau Hegseth mit Standards meinte (körperliche Leistungsmarker?), blieb unklar.
Plötzlich sind Frauen in Kampfverbänden kein Problem mehr
Bemerkenswert fanden Analysten, dass Hegseth regelmäßig auswich, wenn vergleichsweise einfache Fragen gestellt wurden. So weigerte er sich zu sagen, ob sexuelle Übergriffe, übermäßiger Alkoholkonsum oder eheliche Untreue jemanden von der Tätigkeit als Verteidigungsminister ausschließen sollten. Auch die Frage, ob er – wenn Trump das anordnen würde – US-Truppen anweisen wird, in Grönland einzumarschieren, blieb unbeantwortet.
Die Befragung von Hegseth im Ausschuss soll am kommenden Montag fortgesetzt werden. Später entscheidet der komplette Senat, wo sich nominell 53 Republikaner und 47 Demokraten gegenüberstehen über seine Bestellung. Hegseth kann sich nur drei republikanische Nein-Stimmen leisten. Abweichler, die ihn scheitern lassen könnten, sind bisher nicht erkennbar. Trumps Mann fürs Pentagon könnte die Prüfung bestehen.