Penzberg pflanzt neue Silberlinde zum Gedenken – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Noch vor einem guten Monat hieß es, dass vor dem 28. April, dem Gedenktag der Penzberger Mordnacht, keine Ersatzpflanzung vorgenommen werden könne. Als Grund wurden aufwendige und teure Tiefbaumaßnahmen genannt. Nun ging es schneller als erwartet. An dem Ort, wo Albert Grauvogel vor 80 Jahren von Nazis erhängt wurde, steht ein neuer Baum, genauer gesagt: eine 20 bis 25 Jahre alte Silberlinde. Wie die Stadt mitteilt, hätten sich die Fraktionen im Stadtrat jüngst „spontan auf eine interfraktionelle Finanzierung“ geeinigt.
Der neue Baum ersetzt die denkmalgeschützte Linde, die die Stadt im Februar 2024 an der Hauptkreuzung aus Sicherheitsgründen fällen ließ. Dabei handelt es sich um einen der Tatorte der Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945. Vor 80 Jahren war dort Albert Grauvogel erhängt worden. Bei Sebastian Tauschinger riss der Strick, er überlebte schwer verletzt.
Das Landratsamt Weilheim-Schongau hatte Penzberg die Ausnahmegenehmigung zur Fällung der alten Linden an der Bahnhofstraße erteilt, obschon sie unter Denkmalschutz standen. Ob es sich tatsächlich um die originalen Bäume, die eine traurige Rolle in der Mordnacht am 28. April 1945 spielten, handelte, ist nach wie vor umstritten. Die Kreisbehörde hatte der Stadt jedenfalls zur Auflage gemacht, eine Ersatzpflanzung vorzunehmen.
Noch immer ist offen, was mit den gefällten Linden geschieht
Die Mitteilung, dass nicht mal die Linde rechtzeitig zum 28. April nachgepflanzt würde, obwohl sich die Mordnacht zum 80. Mal jährt, stieß im Stadtrat auf Kritik. Vor allem die SPD-Fraktion mahnte an, ein Baum möge gepflanzt werden, weil es sich um einen sensiblen Ort handle, wie Hardi Lenk sagte. Die SPD bot ferner an, die Neupflanzung zu bezahlen. Plötzlich ging es schnell. In den vergangenen Wochen wurde das Pflanzloch vorbereitet. Die Silberlinde wurde am Freitag gesetzt.
Noch immer offen ist, was mit den beiden gefällten Linden geschieht. Die Stämme lagern auf Gut Hub. Der Penzberger Verein für Denkmalpflege und Stadtgeschichte plädierte dafür, diese wegen ihrer historischen Bedeutung als Kunstwerk wieder an den Mordopfer-Tatorten aufzustellen. 10 000 Euro hatte der Cousin von Erich Sczepanski, ein Mitglied des Denkmalvereins, dafür gespendet.
In seiner Februar-Sitzung hatte sich der Stadtrat mit zehn verschiedenen Varianten beschäftigt, wie das Holz neu verwendet werden könnte. Unter anderem gab es Entwürfe für Gedenktafeln an den Schulen in der Stadt. Das Gremium wollte sich auf keinen Vorschlag festlegen. Stattdessen übertrug der Stadtrat diese Aufgabe dem Denkmalverein und der Kulturgemeinschaft.
Nun meldet sich Sczepanski zu Wort. In einer Mail an Kulturamtsleiter Thomas Kapfer-Arrington teilt er mit, dass er die Spende seines Cousins zurückfordern möchte. Er bezieht sich auf ein Schreiben Kapfer-Arringtons vom 12. März mit dem Inhalt, dass die Stämme weitestgehend als Mahnmale „in situ“ zu erhalten, nicht mit den Vorstellungen der Stadt Penzberg in Einklang zu bringen sei. Eine Neupflanzung und ein Mahnmal aus den alten Stämmen müssten sich aus seiner Sicht nicht ausschließen. „Diese könnte vielmehr direkt neben dem Mahnmal erfolgen und mit ihren Ästen die gefällten Baumreste bildlich umarmen“, so Sczepanski. Eine nachträgliche Installation des Mahnmales sei indes aus seiner Sicht wegen der Beschädigung des Wurzelwerkes nicht möglich.