Penzberg: Neues Café Kumpel auf der Berghalde – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Idealismus und eine gehörige Portion Mut braucht man wohl, um von null auf hundert in die Gastronomie einzusteigen. Lisa Staub traut sich. Im Mai eröffnet sie das Café Kumpel auf der Berghalde in Penzberg. Wobei der Treffpunkt viel mehr als nur ein Ort zum Kaffeetrinken und Kuchenessen werden soll: Das Café Kumpel ist ein Kreativraum – kunterbunt, familienfreundlich und tolerant. Im zwanglosen Ambiente mit frischem Design lässt es sich gut aushalten, egal, ob bei einer heißen Schokolade oder einem erfrischenden Sundowner.
Wer sich an das Bergalden-Stüberl von früher erinnert, wird die Location nicht mehr wiedererkennen. Modern, originell und vor allem bunt kommt das Café Kumpel daher. So ist aus dem dunklen Treff vergangener Zeiten ein Ort mit Wohlfühlatmosphäre geworden. „Wir haben jede Oberfläche angefasst“, sagt Lisa Staub. Etwa zwei Jahre stand das Stüberl leer. Im vergangenen Jahr suchte die Stadt Penzberg neue Pächter. Die Kommune plant, das Freizeit- und Erholungsgebiet Berghalde insgesamt attraktiver zu machen. Einen Stadtratsbeschluss gibt es dazu, wie auch die zweckgebundene Spende eines großzügigen Bürgers. Mitte Januar 2025 unterschrieb Staub den Pachtvertrag. „Anfang Februar sind wir dann richtig gestartet“, erzählt sie. Die Stadt erneuerte die Heizung. Auch die Elektrik musste ausgetauscht werden.
Mit „Wir“ meint sie nicht nur ihren 43 Jahre alten Ehemann Benjamin Nejedly. Eine ganze Schar an Freundinnen und Freunden helfen seit Monaten mit, den Begegnungsort bis Anfang Mai vorzeigbar zu machen. Schon aus finanziellen Gründen musste viel in Eigenleistung passieren. Wie gut, dass Lisa Staub auf ein kreatives Team mit Freude am Handwerk und einen Mann, der Dozent für Gestaltung und Konstruktion an den Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen ist, zurückgreifen kann. Lisa Staub ist ebenfalls vom Fach: Die 41-Jährige ist Innenarchitektin und war Szenenbildnerin für Film und Fernsehen.

Wenn Lisa Staub von ihrem „Träumchen“ spricht, sprudeln die Ideen nur so aus ihr heraus. Sie wisse, sagt die 41-Jährige, dass sie sich fokussieren müsse und das „Wirtschaftliche“ nicht aus den Augen verlieren dürfe. Denn im Traum vom Café Kumpel steckt das Ersparte der Familie. Ehe sie sich in das gastronomische Abenteuer stürzte, ließ sich die Penzbergerin von einem erfahrenen Coach beraten. Um das Projekt dauerhaft auf sichere Füße zu stellen, plant Lisa Staub langfristig eine gemeinnützige GmbH zu gründen.


„Unser Konzept ist dynamisch“, sagt sie. Das Café Kumpel solle ein Begegnungsort werden. Generationen zusammenzubringen – das habe sie gereizt. Als Mutter von zwei Kindern ist es ihr besonders wichtig, dass sich Familien wohlfühlen. Weil „Menschen nicht vor Brettern stehen sollen“, besonders kleine Menschen nicht, hat etwa die Theke im Café verschiedene Höhen. Das versteht Lisa Staub als inklusives Arbeiten. Die Berghalde als Standort eines Cafés sei ideal inmitten von Grün, ohne Autoverkehr. Da kann man die Kleinen einfach laufen lassen. Freunde mit Nachwuchs treffen und zu Hause mal rauskommen, das wünschen sich viele Eltern mit kleinen Kindern. Sich eine Auszeit nehmen und in Ruhe plaudern zu können, all das bietet das Café Kumpel.
Der Name für das Café ist nicht zufällig gewählt. Er hat eine doppelte Bedeutung: Zum einen ist das Wort „Kumpel“ ein Synonym für Bergarbeiter. Schließlich befindet sich das Café auf der etwa 70 Meter hohen Anhöhe, die aus dem Abraumgestein entstand, das im Penzberger Bergwerk bei der Kohleförderung anfiel. Zum anderen bedeutet es „Freund“, was wiederum auf Staubs Idee eines interkulturellen Generationentreffpunkts anspielt.

„Der Ort hat unglaubliches Potenzial“, schwärmt Lisa Staub. Neben Gastraum und überdachtem Freisitz gibt es noch einen Biergarten. Drumherum Wiesen, Eulenlehrpfad, Aussichtspunkte ins Loisach-Kochelseemoor und auf die Berge. Kinder sollen unbekümmert toben und mit Naturmaterialien spielen können. Eine Open-Air-Stage mit Musik soll es geben. Kostenlose Tageskonzerte, Lesungen, Poetry Slams und mehr kann sich Lisa Staub vorstellen. Ebenso wie eine Kreativwerkstatt nach Vorbild der Schule der Phantasie in Wolfratshausen. Beschlossen ist eine Kooperation mit dem Verein „Frischluftkino“, der Filme unter freiem Himmel auf der Berghalde zeigt – der schönsten Aussichtsterrasse Penzbergs. Mit den Vereinen, die das Freizeitgelände nutzen, steht sie im Austausch. Die Gleitschirmflieger hätten sich schon zum regelmäßigen Mittagessen angemeldet, erzählt Staub. Auch die Besucher der Hundeschule samt tierischem Anhang seien willkommen, ebenso wie die Besucher des Volksfestes oder die Camper am nahen Wohnmobilstellplatz.
Mehrgenerationen-Projekt Kuchenpaten
Ein Projekt liegt Lisa Staub am Herzen: die Kuchenpaten. Seniorinnen und Senioren hätten zu Hause oftmals die besten Kuchenrezepte zur Hand. Die 41-Jährige möchte sie einladen, diese ins Café mitzubringen und dort zu backen. Die Ergebnisse ihrer Backkünste sollen auch den Gästen angeboten werden. „Omas und Opas“ könnten so „in unseren lebendigen Alltag integriert“ werden. Staub hofft, unterschiedliche Generationen mit dieser Aktion in Austausch zu bringen. Für die erforderliche Infektionsschutz-Belehrung – damit die Kuchen und ähnliches auch verkauft werden dürfen – möchte Staub die Teilnehmer an die Hand nehmen und diese gemeinsam mit ihnen online absolvieren.
Neben kulturellen und sozialen Projekten ist das Café Kumpel aber vor allem eines: ein kleines, feines Café-Bistro, in dem Gäste kulinarisch verwöhnt werden sollen. Zum Grundangebot zählen Kuchen, Quiche und Focaccia. Aperitifs und Tapas stehen abends auf der Karte. Soweit möglich, möchte Lisa Staub die Lebensmittel aus der Region beziehen. Das Mehl kauft sie in der Off-Mühle in Sindelsdorf, Schinken und andere Spezialitäten vom Thomahof in Königsdorf. Was nicht regional hergestellt werden kann wie Kakao oder Zucker, soll zumindest „Fair Trade“ sein. Lisa Staub ist noch auf der Suche nach einer regionalen Kaffeerösterei. „Wir werden mit der Zeit kulinarisch wachsen“, betont sie. In der Küche jedenfalls steht mit Nico Jäckel ein Profi.

Wer im Café Kumpel seinen Geburtstag feiern oder ein anderes Event veranstalten möchte, kann die kleine Gaststätte mieten. Auf Wunsch stellen Staub und ihr Team ein Büfett samt Service, wer möchte, kann aber auch einen eigenen Caterer mitbringen. Im Innenbereich hat das Café bis zu 40 Sitzplätze, weitere 40 in der Pergola. 70 bis 80 Plätze sind im Biergarten vorhanden.
Bis zur Eröffnung sind noch einige Handgriffe zu tun. Am Freitag, 2. Mai, geht es los. Groß gefeiert wird die Einweihung des Cafés Kumpel tags darauf 3. Mai von 11 Uhr an mit einem „Tanz in den Mai“. Ein Mini-Maibaum für Kinder soll aufgestellt werden. Nachmittags macht DJ Rupen Gehrke, bekannt als Rupidoo, Musik unter freiem Himmel, wenn das Wetter passt.
Das Café Kumpel hat freitags von 13 bis 18 Uhr geöffnet; Samstag und Sonntag von 9.30 bis 18 Uhr. Wenn das Wetter passt oder auch bei Veranstaltungen werden die Öffnungszeiten abends bis 21 Uhr verlängert. Anfragen unter hallo@cafe-kumpel.de. Unter dieser E-Mail-Adresse können sich auch Interessierte melden, die im Café mitarbeiten möchten.