Reisen

Peguera und das Santuari de Queralt | ABC-Z

Vom Pla de la Creu de Fumanya aus geht es hinab ins Tal. Ein verlassenes Dorf soll es hier geben, ich bin sehr gespannt. Ganz in der Nähe der Stelle, an der man 1985 durch Zufall die Fußabdrücke riesiger Titanosaurier in einer Felswand gefunden hat, beginnen wir unsere kleine Rundwanderung. Das einsam gelegene Peguera gehört zur Gemeinde Fígols und liegt auf rund 1600 m Höhe im Berguedà. Wie überall in diesen Tagen sind auch hier wieder zahlreiche mit Körben ausgestattete Pilzsammler unterwegs, die schon früh am Morgen auf der Suche nach Ceps, Revolleons und Camagrogs sind.

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Peguera, pueblo abandonado

Auf der Schotterpiste geht es hinab ins Tal. Bald weist eine Abzweigung auf den Camí dels Bons Homes, hin der von hier aus nach Berga und zum Santuari de Queralt weiterführt, dem Endpunkt (oder Anfangspunkt) des Katharerwegs durch die Pyrenäen, der Südfrankreich und Nordkatalonien miteinander verbindet. Kurz hinter der Wegkreuzung erreichen wir eine kleine Quelle, die Font del Coix. Danach geht es um die Kurve und die Reste einer alten Kirche und des Friedhofs kommen in Sicht. Während das alte Gotteshaus direkt am Wegesrand liegt, sieht man die ersten Mauern Pegueras erst, wenn man an der Kirche angelangt ist. Oben am Hang, hinter den Ruinen des Dorfes, streckt sich ein mächtiger Felsen hoch in den Himmel. Im 14. Jahrhundert soll dort oben eine Burg gestanden haben, von der aus der Landherr die Baronia de Peguera beherrschte.

Wandern auf dem cami dels bons homes

Peguera, pueblo abandonado, verlassenes Dorf im Berguedà

Im 19. Jahrhundert wurde hier ganz in der Nähe Kohle abgebaut, doch als die Minen im 20. Jahrhundert geschlossen wurden, gaben die Menschen das Dorf auf. 1968 schloss auch der letzte Einwohner seine Haustür für immer hinter sich. Karina, mit der ich unterwegs bin, erzählt, dass die Menschen auch heute noch in ihr Dorf zurückkehren und jedes Jahr das Dorffest feiern.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde einer der bekanntesten katalanischen Widerstandskämpfer, Ramon Vila Capdevila, hier geboren. Bei einem Blitzeinschlag in dem Haus der Eltern starb seine Mutter, und er selbst noch ein Kind, überlebte mit einer schweren Verbrennungsnarbe gezeichnet, die ihm den Namen Caracremada (verbranntes Gesicht) eintrug. Ramon arbeitete in den nahe gelegenen Textilfabriken und in den Minen. Schon früh setzte sich der junge Mann für die Belange der Arbeiter ein, die teilweise noch Kinder waren und unter härtesten Bedingungen schuften mussten.

in den Ruinen von Peguera

In den Minen begann er mit ersten Sabotageakte gegen die Maschinen der Industriellen vorzugehen. Später kämpfte er gegen den Faschismus Francos und floh schließlich nach Frankreich. Auch dort kämpfte er im Widerstand und für die Freiheit. Beinah wie ein Robin Hood unter den Maquis, eilte ihm ein untadeliger Ruf voraus. Auch nachdem die meisten katalanischen Maquis in den 50er Jahren den bewaffneten Kampf aufgaben und ihre Waffen abgaben, ließ sich Ramon nicht unterkriegen und kämpfte weiterhin für die Gerechtigkeit, bis er 1963, in eine Falle gelockt, von der Guardia Civil erschossen wurde.

Peguera, pueblo abandonado, verlassenes Dorf im Berguedà

Peguera, pueblo abandonado, verlassenes Dorf im Berguedà
Peguera, pueblo abandonado, verlassenes Dorf im Berguedà
Beeindruckt von der Geschichte des Guerilla-Helden und dem Dorf, das die Menschen auch nach so langer Zeit lebendig halten, auch wenn hier längst niemand mehr lebt, sehe ich mich zwischen den Ruinen um. Doch längst hat die Natur die Herrschaft über dieses Stückchen Land wieder an sich gerissen. Nur ein Haus ist noch instand gehalten und dient Wanderern als Schutzhütte bei Sturm und Schnee. Nach einer Weile verabschieden wir uns von Peguera und gehen auf dem Weg, auf dem auch der GR107 verläuft, weiter Richtung Norden. An einem kleinen fast völlig zugewachsenen Teich, der inmitten der Felder entstanden ist, werfen wir einen letzten Blick auf das Dorf, dann verschwindet es hinter einer Kurve, und wir machen uns an den langsamen Anstieg zur Straße hinauf.

Peguera,, verlassenes Dorf im Berguedà

Kühe auf dem Weg Gr107

Von Peguera aus kann man auf dem Camí dels Bons Homes (GR 107) direkt bis zum Santuari de Queralt weiterlaufen, der kleinen Kapelle, die an der Stelle errichtet wurde, an der ein Hirte einst eine Madonnafigur in einer Höhle fand. Von dem kleinen Santuari hat man einen unglaublichen Blick über das Tal. Hier endet (oder beginnt) der Wanderweg, auf dem man den Spuren der Katharer bis nach Frankreich folgen kann.

Santuari de Queralt

Cami dels bons homes santuari de Queralt

Cal Barbut

Charlotte ist Dänin und hat sich vor rund 13 Jahren einen Traum verwirklicht. Nachdem sie schon durch ganz Europa und die Welt gewandert war, kaufte sie sich hier im Berguedà eine Berghütte, in der sie seither wandernde und radfahrende Gäste beherbergt. Cal Barbut ist ein Refugi mit mehreren Zimmern und einem eigenen Gemüsegarten. Ein paar hundert Meter vom Haus entfernt gedeihen dort alle möglichen Gemüsesorten: verschiedene Bohnen, Kartoffeln, Kale, Blumenkohl, Salate und in einem Gewächshaus wachsen sogar Tomaten und Paprika. Auch Kürbis, Zucchini und Auberginen und Zwiebeln baut sie selbst an. Direkt neben dem Gemüsegarten sind zwei braune ungarische Wollschweine zu Hause. Eigentlich waren es mal drei, sagt Charlotte, aber eines ist schon geschlachtet worden. Denn die Schweine hält sie zum Wurstmachen.

cal barbut unterkunft GR 107

cal barbut gemúsegarten    Hausschwein

Am Abend um 20 Uhr wird das Abendessen serviert. Alle Gäste sitzen an einem langen Tisch zusammen und Charlotte tischt auf: Heute gibt es Salat und Lasagne, einmal mit Fleisch, einmal mit Gemüse. Charlottes lustige, aufmunternde Art ist ansteckend. Sie bringt Leute zusammen, die sich nie zuvor gesehen haben. Schnell kommen an der langen Tafel alle miteinander ins Gespräch. Alle verstehen sich prima und berichten von ihren Wanderungen. Sprachbarrieren gibt es nicht, irgendwie findet sich immer eine gemeinsame Sprache, und fehlt mal ein Wort, hilft der Nachbar aus. Das Essen ist lecker, die Stimmung super. Deswegen kommen die Gäste auch immer wieder und empfehlen den Aufenthalt hier an ihre Freunde weiter, die dann ebenfalls wiederkommen. Vermutlich ist der dänische Gästeanteil deswegen ziemlich hoch.

cal barbut wanderhütte GR 107

Neben Dänen treffen wir auch Franzosen, Iren und Deutsche, die auf dem Camí dels Bons Homes unterwegs sind oder einfach ein paar Tage in Cal Barbut Station machen, um sternförmig von hier aus die Bergwelt zu erkunden. Charlotte hat dazu nicht nur diverse Berg- und Wanderführer ausliegen, sondern auch Karten der Umgebung, in die sie ausführliche Strecken- und Zeitangaben eingezeichnet hat. Nur in den Wintermonaten macht die kleine Herberge zu. Dann wächst im Garten nichts, denn ist es zu kalt hier in den Bergen und Charlotte geht für ein paar Wochen nach Dänemark.

Informationen zu Peguera

Route:
Rundweg Peguera: ca. 5 Km, Zeit ca. 1,5 Stunden, Höhenmeter ca +200 m
Gr 107: Auch der Fernwanderweg Camí dels Bons Homes führt direkt an Peguera vorbei.

cami dels bons homes gr 107

Unterkunft: 
Casa Cal Barbut
08698 Figols (Barcelona)
calbarbut.com
(Vom Flughafen Barcelona aus über Berga gut zu erreichen)

cal barbut

Ganz in der Nähe:

Das Minenmuseum: Museu de les Mines de Cerc

Die Fundstätte der Dinosaurierspuren mit Museum: Museu Dinosaures 

Das Santuari de Queralt

museu de les mines de Cerc

dinosaurier Museum Fumanya
Mein Restaurant Tipp:
La Cabana ist ein Hotel-Restaurant, von dem aus man nicht nur einen Blick auf das Santuari de Queralt und die weite Ebene, in der sich Berga erstreckt, genießen kann. Es ist ein echter Geheimtipp, denn man kann sich kaum entscheiden was besser ist, das fantastische Essen oder die unglaubliche Aussicht.

lacabanaberga.es
C-1411z km 79.5
08600 Berga (Barcelona)

Restaurant La Cabaña Berga

Santuari de Queralt

 

Hinweis: Pressereise auf Einladung des Berguedà

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