PDC Swiss Darts Trophy: Martin Schindler schafft das Wunder von Basel | ABC-Z
Martin Schindler hat als erster Deutscher sein zweites PDC-Turnier gewonnen. Der Brandenburger triumphierte bei der Swiss Darts Trophy und lieferte ein Finale für die Geschichtsbücher. Er überstand sieben Championshipdarts und gewann nach 2:7 noch 8:7.
Zuallererst widmete sich Martin Schindler den Fans: „Das war jetzt mein zweiter Titel. Und geil, dass es hier mit euch war. Danke für die Unterstützung“, rief er ins Mikrofon, und das Wasser tropfte ihm vom Kinn. Er hatte sich selbst mit einer Flasche Selters übergossen, nachdem der Gewinn der Swiss Darts Trophy, seinem zweiten Turniersieg in dieser Saison auf der European Tour, tatsächlich vollbracht war.
Es war eine Übersprungshandlung, resultierend aus einem wohl von niemandem mehr möglich gehaltenen Erfolg. 1:4 und 2:7 hatte er im Finale gegen Ryan Searle zurückgelegen. Doch da der Engländer sieben Championshipdarts nicht zu seinem ersten Erfolg auf der European Tour nutzen konnte, arbeitete sich Schindler heran und erzwang den Decider, den er mit seinem dritten Pfeil auf der Doppel-16 zum 8:7 beendete.
„Ich hatte mein Timing, auch hinten raus, aber er war eigentlich lange der bessere Spieler. Das ist Darts. So ist Darts“, fasste der im brandenburgischen Strausberg geborene und in Rodgau (Hessen) lebende Schindler zusammen, nachdem er sich ein wenig selbst gesammelt hatte und die Freudentränen getrocknet waren.
Schindler im Jahr 2024 in den Top8
In den Runden zuvor hatte er seine Matches bei dem Turnier in Basel spektakulär beendet. Mit einer 160 machte er gegen Altmeister Raymond van Barneveld den Halbfinaleinzug perfekt. Ein 140er-Highfinish brachte dort das 7:2 gegen Josh Rock. Im Finale dann, ebenfalls gespickt mit zwei Checkouts über 100 Punkten von Schindler, waren gleich die kompletten letzten fünf Legs ein Spektakel.
„Ihr denkt vielleicht, ich bin genervt. Aber dem ist nicht so. So etwas kann passieren. Ich kann es gar nicht erklären, ich habe es verbockt und werde stärker wiederkommen“, sagte der bemitleidenswerte Searle, dem schlichtweg die Nerven versagt hatten.
Schindler aber, der vor Wochenfrist in Budapest den ersten 9-Darter eines Deutschen auf einer TV-Bühne geworfen hatte, ist mit seinem mit 30.000 Pfund dotierten Triumph pünktlich vor den großen Turnieren endgültig in der erweiterten Weltspitze angekommen. Der 28-Jährige ist mit seinen Siegen in Riesa und Bern erst der neunte Spieler in der Geschichte der European Tour, der zwei Turniere in einem Jahr gewinnen konnte. Überhaupt hatte noch kein Deutscher zwei Turniererfolge bei der PDC geschafft. Max Hopp im April 2018 und Ricardo Pietreczko im Oktober 2023 waren die bislang einzigen Spieler. Nun also Schindler zum Zweiten, der sich damit auf Platz eins der Setzliste für die European Darts Championship katapultierte.
Und auch in der Order of Merit, der inoffiziellen Weltrangliste, überholte er Dirk van Duijvenbode und Gary Anderson und steht mit Platz 22 so gut da wie nie zuvor. Die Jahresrangliste 2024 führt ihn sogar auf Platz acht. Schindler hat jetzt einen vorläufigen Karrierehöhepunkt erreicht und ist bei allen großen Turnieren in diesem Herbst dabei: World Grand Prix, Grand Slam of Darts, European Darts Championship, Players Championship Finals und – natürlich – der Weltmeisterschaft im Dezember.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
Swiss Darts Trophy, Ergebnisse
Achtelfinale
Josh Rock (NIR) – Rob Cross (ENG) 6:4
Luke Humphries (ENG) – Luke Littler (ENG) 6:3
Stephen Bunting (ENG) – Martin Schindler (D) 4:6
Ross Smith (ENG) – Raymond van Barneveld (NED) 4:6
Cameron Menzies (SCO) – Callan Rydz (ENG) 5:6
James Wade (ENG) – Wessel Nijman (NED) 6:4
Madars Razma (LAT) – Ryan Searle (ENG) 2:6
Nathan Aspinall (ENG) – Daryl Gurney (NIR) 3:6
Viertelfinale
Josh Rock (NIR) – Luke Humphries (ENG) 6:1
Martin Schindler (D) – Raymond van Barneveld (NED) 6:4
Callan Rydz (ENG) – James Wade (ENG) 6:2
Ryan Searle (ENG) – Daryl Gurney (NIR) 6:2
Halbfinale
Josh Rock (NIR) – Martin Schindler (D) 2:7
Callan Rydz (ENG) – Ryan Searle (ENG) 1:7
Finale
Martin Schindler (D) – Ryan Searle (ENG) 8:7