Paypal im Geschäft: Alles zum neuen Angebot – Wirtschaft | ABC-Z

Wenn die Deutschen einkaufen, greifen sie immer seltener zum Bargeld. Wurde früher im Tante-Emma-Laden noch häufig die Mark und später der Euro aus dem Geldbeutel gekramt, greifen die Kundinnen und Kunden heute wahlweise zur Bankkarte oder zum Smartphone. In 44 Prozent aller Fälle entscheiden die Verbraucher sich mittlerweile für eine Kartenzahlung, 63,5 Prozent der Umsätze im Einzelhandel werden „unbar“ bezahlt, wie eine neue Studie des Handelsinstituts EHI zeigt. Das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Entscheiden die Käuferinnen und Käufer sich gegen Bargeld, zücken sie zudem immer häufiger das Smartphone. Fast 13 Prozent aller unbaren Bezahlvorgänge im Handel liefen 2024 über Mobiltelefone.
Große US-Konzerne wie Paypal sehen darin eine Chance, sich an der Ladenkasse nach vorn zu schieben und mitzuverdienen. Der US-Konzern wirbt gerade überall in Deutschland und besonders an Flughäfen, Bahnhöfen und Innenstadten mit der Frage: „Du liebst Bargeld. Aber hat Bargeld dich je zurückgeliebt?“. Die Kampagne soll auf das neue Angebot von PayPal aufmerksam machen, mit dem Kunden jetzt auch an der Kasse zahlen können. Paypals Kalkül: Das kann Kunden binden. Händler bezahlen zudem bei jeder Transaktion einen kleinen Umsatzanteil an die Kreditkarten- oder Paymentfirmen für die Abwicklung. Bei einem Umsatz von mehr als 495 Milliarden Euro im Jahr, der an deutschen Einzelhandelskassen gemacht wird, ist auch ein kleiner Anteil schon viel Geld. Doch lohnt sich das neue Angebot auch für Verbraucher? Und was müssen sie beachten? Ein Überblick.
Was bedeuten die Pläne von Paypal für mich?
Der US-Konzern mit dem blauen Logo ist den meisten Deutschen ein Begriff. 2023 gaben in einer Studie rund 97 Prozent an, dass sie den digitalen Bezahldienst kennen, und laut einer weiteren EHI-Studie war Paypal im Jahr 2023 sogar das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen beim Online-Shopping. Was bisher fehlte: Kunden konnten mit der App nicht an der stationären Ladenkasse bezahlen. Das ändert der US-Konzern jetzt. Bezahlen können Kunden laut dem US-Konzern an allen Akzeptanzstellen von Mastercard. Das sind in der Regel alle Geschäfte, die auch eine Kredit- oder Debitkarte akzeptieren.
Um die Funktion freizuschalten, müssen die Nutzer zunächst ein Update installieren und dann die Paypal-App als Standard für kontaktlose Transaktionen auswählen. Dann reicht bei einem iPhone der Doppelklick auf den Start-Button und schon sollte die Paypal-Brieftasche zum Bezahlen an der Ladenkasse auftauchen. Bei Android soll das analog funktionieren.
Was praktisch klingt, könnte im Alltag aber zu Problemen führen: Will ein Kunde an einer Kasse bezahlen, die beispielsweise keine Mastercard akzeptiert, geht das mit Paypal nicht. Auch ÖPNV-Karten oder Flugtickets lassen sich mit der Paypal-App nicht vorzeigen. Nutzerinnen und Nutzer müssen dann eine zweite App auf dem Smartphone öffnen und darüber bezahlen oder Fahrkarten vorzeigen.
Warum macht Paypal das gerade jetzt?
Zu den Gründen für das neue Produkt machte der Bezahldienst mit einem Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden US-Dollar offiziell keine Angaben. Es liegt allerdings nahe, dass Paypal an den steigenden Umsätzen an der Ladenkasse mitverdienen und die Kunden enger binden will. Hinzu kommt eine Änderung bei Apple. Der iPhone-Konzern hatte es anderen Bezahldiensten, Banken und Finanz-Start-ups verboten, seinen NFC-Chip für kontaktlose Bezahlungen zu benutzen. Das hat auch für Paypal gegolten. Apple hat die Schnittstelle jetzt aber geöffnet.
Warum öffnet Apple die NFC-Schnittstelle?
Apple hätte die NFC-Schnittstelle vermutlich gerne für immer für sich behalten. Damit hatte die EU-Kommission allerdings ein großes Problem. Sie sah darin eine möglicherweise marktbeherrschende Stellung von Apple. Um einem Streit und möglicherweise sogar einer größeren Zahlung aus dem Weg zu gehen, lenkte Apple ein und versprach – neben einigen anderen Änderungen –, die NFC-Schnittstelle zu öffnen. Banken oder Finanzdienstleister dürfen seither ebenfalls auf den Chip zugreifen und können ihren Kunden eine iPhone-Zahlung ganz ohne Apple Pay anbieten. Die Volksbanken haben bereits angekündigt, die Girocard ab Herbst über eine eigene App und damit ohne Apple Pay aufs iPhone bringen zu wollen. Paypal nutzt die Öffnung ebenfalls für sein neues Angebot.
Paypal wirbt damit, dass die neue Funktion „Besser als Bargeld“ sei. Stimmt das?
Das Werbeversprechen kann Paypal auf den ersten Blick nicht halten. Denn Bargeld hat den Vorteil, dass es vollkommen anonym ist, was bei Paypal nicht gegeben ist. Auch für die Händler dürfte die Zahlart nicht besser sein, da die Zahlung über eine Mastercard abgewickelt wird. Debit- oder Kreditkarten sind für den Einzelhändler in der Regel teurer als eine Zahlung mit der deutschen Girocard, egal ob als Karte oder über das Smartphone. Dass es für den Einkauf via Paypal bei Händlern ein sogenanntes Cashback geben soll, wäre zwar ein Vorteil gegenüber Bargeld. Diesen Service gibt es bei einigen herkömmlichen Bankkarten aber schon lange.
„Später zahlen? Bargeld kann das nicht“ wirbt Paypal für seine Ratenzahlung. Was muss man beachten?
Der US-Bezahldienst bringt mit seinem Update auch die Möglichkeit aufs Smartphone, direkt im Geschäft einen Ratenkredit abzuschließen. Wer beispielsweise einen Fernseher für 800 Euro kaufen will, das Geld aber nicht hat, kann in der App eine Ratenzahlung beantragen. Wird diese bewilligt, kann die Kundin oder der Kunde direkt bei Mediamarkt mit seinem Smartphone bezahlen, ohne dass der Händler etwas von der Ratenzahlung sieht. In den kommenden Monaten muss er oder sie dann jeden Monat einen Teil des Kredits zurückzahlen.
Doch Achtung: Die Ratenzahlung ist bei Paypal nicht kostenlos. Auf den geliehenen Betrag kommen noch Zinsen obendrauf. Für einen Einkauf von beispielsweise 800 Euro berechnet die US-Firma einen effektiven Jahreszins in Höhe von 12,99 Prozent. Bei 24 Monatsraten kostet der Fernseher so unter dem Strich mehr als 900 Euro.