Kultur

Patrick Schwarzenegger: Ein Mann ohne Angriffsfläche | ABC-Z

Patrick Schwarzenegger gehört zu jenen Menschen, die man sich beim besten Willen nicht mit
einem Fleck auf dem Hemd vorstellen kann. An einem Donnerstag Mitte März sitzt er
auf der Terrasse eines Westberliner Tennisclubs, das weiße Hemd strahlt fleckenfrei
in der Mittagssonne. Schwarzenegger ist nach Europa gereist, um über die Rolle
zu sprechen, die seinen schauspielerischen Durchbruch bedeuten könnte: In der
dritten Staffel der Luxusresortserie The White Lotus spielt
er Saxon, der mit Eltern und Geschwistern zum Fünf-Sterne-Urlaub nach Thailand
reist.

Saxon
ist die Karikatur eines Finance Bros, ein douchebag, wie man im Englischen
sagt, ein Vollpfosten. Neben Pornos und Proteinshakes scheint er sich, zunächst
zumindest, lediglich für die Frauen am Pool zu interessieren, die er auf genau
die Weise angräbt, mit der man garantiert keinen Erfolg hat. Schwarzenegger verkörpert
diesen Südstaatensprössling, zerrissen zwischen viriler Überstimulation und
söhnchenhaftem Ehrgeiz, auf eine derart überzeugende Art, dass unter The-White-Lotus-Fans
eine Debatte entbrannt ist: Spielt der das einfach verdammt gut? Oder stellt der
schlicht sich selbst dar?

Schwarzenegger
sitzt nun in diesem Ambiente, das Berliner Sportverein nicht Luxusresort ist, akkurat
geschnittener Liguster zwar, aber ein Bauzaun umringt den grünlich-trüben
Pool. Der 31-Jährige hat sich um einige Minuten verspätet, er habe noch sein
Hühnchen aufessen wollen, sagte die Pressebeauftragte. Konzentriert rührt er nun Stevia
in seinen Kaffee und setzt die Kuchengabel zur Käsekirschtorte vor sich an.

Patrick Schwarzenegger gehört zu jenen Menschen, die man sich beim besten Willen nicht mit einem Fleck auf dem Hemd vorstellen kann. © Jan Kräutle/​ZEIT ONLINE

Erste
Frage: Würde er privat denn auch in einem Hotel wie aus The White Lotus urlauben? “Das Hotel war
wunderschön, der Drehort war wunderschön, es war ein Traumjob”, beginnt Schwarzenegger
stattdessen von den Dreharbeiten auf der thailändischen Insel Koh Samui zu erzählen
– und man ahnt, man wird verdammt hart bohren müssen, um eine überraschende Antwort
von ihm zu bekommen.

Man
könnte sagen, dass Patrick Schwarzenegger ein generisch schöner Mensch ist, schön
auf die Art und Weise, wie Onlinedatingplattformen sie gern in ihren Werbekampagnen
zeigen: volle Lippen, weiße Zähne, Augenbrauen, die stets etwas fragend in die
Höhe ragen. Ein klassischer Millenniallook mit weißen Socken, weißen Slippern, kakifarbenem Trenchcoat, an dem alles abperlt. Und so gibt Schwarzenegger auch
Antworten, die an die generische Trostlosigkeit von Bumble-Profilen erinnern. “Ich
liebe Kaffee”, sagt er. “Ich arbeite hart für meine Karriere.” Oder: “Wichtig
sind mir vor allem Freunde, Familie und mein Glaube.” Möglich, dass Schwarzenegger
unter solch einer Universaloberfläche professionell sein Privatleben zu verbergen
versucht. Ebenso möglich, dass er einfach ein sehr bumblehafter Charakter ist.

Nicht
allzu viele Fragen zum Vater stellen, darum hatte die Presseagentur zuvor gebeten:
Schwarzenegger ist, wie der Name vermuten lässt, Sohn des Bodybuilders, Politik-Tausendsassas
und Hollywoodstars Arnold Schwarzenegger. In Interviews bemüht der Sohn sich oft,
das Image des Nepobabys abzustreifen
.
Schließlich habe er zehn Jahre lang Schauspielunterricht genommen, nach Castings
Hunderte Absagen erhalten. Ob trotz oder wegen seines Nachnamens, bleibt
unklar. Für die Rolle in The White Lotus, sagte
der Produzent kürzlich in einem Interview
, sei der berühmte Vater eher ein Hindernis
gewesen: “Wir wollten ihn deshalb nicht besetzen. Aber er war einfach so gut.”

“Das Hotel war wunderschön, der Drehort war wunderschön, es war ein Traumjob”, sagt Schwarzenegger über die Dreharbeiten von “The White Lotus”. © Jan Kräutle/​ZEIT ONLINE

Spielt der das? Oder ist der das? Fans von “The White Lotus” debattieren über Schwarzeneggers Darstellung seiner Rolle in der Serie. © Jan Kräutle/​ZEIT ONLINE

Dass
das Internet so eifrig über die Ähnlichkeit zwischen dem Schauspieler Patrick
und der Serienfigur Saxon diskutiert, liegt auch an diesem geteilten Schicksal
des Nepobaby-Daseins: Saxons Vater ist ein Großverdiener, in dessen vage gehaltenem Business
der Sohn seine berufliche Laufbahn beginnt. Erkennt Patrick Schwarzenegger darin
Ähnlichkeiten zu seiner eigenen Vaterbeziehung? “Saxon versucht, ständig
Bestätigung von seinem Vater zu bekommen und sicherzustellen, dass er versteht,
dass er hart arbeitet und seine eigene Karriere aufbaut”, sagt Schwarzenegger. “Jeder
junge Mann, der seine Eltern stolz machen will, kennt das.” Und wie hat er doch
gerade erst gesagt: “Ich arbeite hart für meine Karriere.”

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