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Paris: Dembélés beeindruckender Aufstieg zum alleinigen Anführer bei PSG – Sport | ABC-Z

Vielleicht beschreibt den Fußballer Ousmane Dembélé nichts besser, als dass er trotz seiner eigenen Ausnahmequalität bisher immer anderen berühmten Spielern in seinen Mannschaften zugearbeitet hat. Der Angreifer von Paris Saint-Germain wirkte bei seinem Durchbruch bei Borussia Dortmund einst wie ein Edelhelfer für den Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang. Danach assistierte der Franzose mehrere Jahre lang dem Weltfußballer Lionel Messi beim FC Barcelona, ehe er nach seinem Wechsel zu PSG per aktivierter Klausel für 50 Millionen Euro im Sommer 2023 seinem Landsmann Kylian Mbappé sekundierte. Dembélés Spielweise sah so aus, als würde sein er­ster Blick stets zu den genannten Kollegen gehen, er erfreute sich an deren Toren genauso wie an seinen eigenen.

Doch nach Mbappés Abschied von Paris zu Real Madrid vor dieser Saison ist Dembélé nun erstmals in seiner Karriere der alleinige Angriffsführer bei einem Spitzenverein. Sein PSG-Trainer Luis Enrique hat die Spielanlage der Mannschaft ganz auf ihn zugeschnitten. Als neuer Mittelstürmer des Teams besitzt Dembélé auf einmal selbst alle Freiheiten in der Offensive, nachdem er zuvor häufig als Flügelspieler auf der linken oder rechten Seite eingesetzt worden war. Die Idee hat sich bewährt: Seit Januar hat Dembélé in allen Wettbewerben 20 Tore erzielt, so viele wie niemand sonst in Europas Elitefußball. Schon jetzt hat er mehr Treffer erzielt als in all den Jahren zuvor in seiner Karriere.

Auf Dembélés Form basiert die Zuversicht der Pariser, sich im Achtelfinalrückspiel beim FC Liverpool am Dienstag (21 Uhr, Dazn) trotz eines 0:1-Rückstands aus dem ersten Duell noch durchzusetzen. Bei der unglücklichen Pleite vor einer Woche spielte Dembélé die Liverpooler Abwehr mit seinen Solos schwindelig, und möglicherweise auch sich selbst und die Mitspieler ein wenig: Denn Dembélé und Co. vergaben eine Serie an erstklassigen Chancen. In der Entstehung war fast durchgehend der 27-Jährige beteiligt gewesen, weil gegen seine Dribblings praktisch nichts zu verteidigen ist.

Mit beiden Füßen führt er den Ball so automatisiert, wie normale Menschen geradeaus gehen. Dazu kommen seine Explosivität und Geschmeidigkeit. Gegen Liverpool ließ er sich auf dem Spielfeld immer wieder nach hinten und auf die Seiten fallen, damit entzog er sich einer direkten Bewachung durch seine Gegenspieler. Die Herausforderung in den Duellen mit Dembélé ist folgende: Ist man eng an ihm dran, läuft er einem im Rücken weg, und lässt man ihn gewähren, ist er kaum mehr vom Ball zu trennen.

Dembélé sei ein „Play-Station-Fußballer“, lobt sein Trainer Enrique. Und sein früherer Barça-Coach Xavi sagte mal über ihn, er könne der beste Spieler der Welt werden.

Sein Talent war von Beginn an ersichtlich gewesen, aber in der Anfangszeit seiner Laufbahn fiel er immer wieder verletzt aus. Die Gründe lagen in seiner speziellen Körperkonstitution: Er gehört zu jenen besonderen Schnellkraftspielern, deren Muskelfasern konstant Gewichten und Reizen im Training ausgesetzt sein müssen, damit sie auf den Wettbewerb vorbereitet sind. Mit der Erfahrung verbesserte Dembélé seine Trainingseffizienz, er engagierte Spezialisten für Ernährung und Verletzungsprävention. Ohnehin trinkt er keinen Alkohol und ist selten auf Partys zugegen. Als er 2021 heiratete und bald Vater wurde, wunderten sich nicht wenige, dass er überhaupt eine Freundin hatte.

In Deutschland haftet ihm noch die Art seines Abschieds aus Dortmund an

Der Hype um Ousmane Dembélé, der mit Frankreich einst die Fußball-WM 2018 gewann, ist ihm nicht anzumerken. Er gehört nach wie vor zu den mannschaftsdienlichsten Stars der Szene. In Deutschland haftet ihm bis heute an, dass er seinen Abschied von Borussia Dortmund auch durch ein absichtliches Fernbleiben einer Trainingseinheit forciert hatte. Aber Insider dieser Geschichte argumentieren, dass Dembélés Verhalten nur auf eine Eigenschaft Rückschlüsse zulasse: auf seinen enormen Willen. Dieser zeigte sich beim BVB vor allem im damaligen DFB-Pokal-Halbfinale 2017, als Dembélé beim FC Bayern in Rückstand liegend mit einer furiosen Leistung die Partie drehte. Am Ende holte der BVB den Pokal.

Dass er PSG quasi im Alleingang zur Aufholjagd an der Anfield Road schießt, ist ihm erneut zuzutrauen. Er würde es dann so machen wie seine erfolgreichen Weggefährten Aubameyang, Messi und Mbappé.

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