Paris 2024: Warum die Schwimmer bei Olympia so langsam sind | ABC-Z
Vier Wettkampftage im Schwimmen ohne einen Weltrekord – das gab es in der olympischen Geschichte noch nie. Doch warum sind die Athleten in der riesigen „La Défense Arena“ von Paris so langsam? Es gibt Erklärungen, die Sportler selbst können nichts dafür.
Die Diskussionen um das Olympiabecken in Paris werden zunehmend lauter. Am Dienstagabend ging der vierte Wettkampftag bei den Schwimmern zu Ende – und bis dato ist kein Weltrekord zu verzeichnen. Das gab es in der Olympia-Geschichte noch nie.
Bei den Spielen von Tokio (2021) und Rio de Janeiro (2016) waren insgesamt 14 Bestmarken im Becken aufgestellt worden. Vor acht Jahren in Rio etwas waren sieben der besten acht Männer über 100 m Brust unter 59 Sekunden geblieben. Jetzt ging der Olympiasieg in 59,03 Sekunden an Nicolò Martinenghi. „Diese Zeiten sind für niemanden von uns schnell“, gesteht der Italiener.
Viele Athleten sind frustriert, weil sie keine persönlichen Bestzeiten erreichen können. Und Bundestrainer Bernd Berkhahn gibt zu: „Das macht keinen Spaß!“ Er gibt wie viele anderen Experten auch dem Pool in der riesigen „La Défense Arena“ die Schuld.
Das Becken ist nur 2,15 Meter tief. Und damit zu flach, um richtig schnell zu schwimmen. Durch die geringe Tiefe im Vergleich zu anderen üblichen Wettkampfstätten werden die von den Athleten erzeugten Wellen zu stark vom Beckenboden reflektiert. „Es gibt dadurch sehr viele Verwirbelungen“, erklärt Berkhahn. Und die erzeugen Widerstand. Vom Weltverband sind 2,00 Meter als Mindestmaß vorgeschrieben. Deutlich idealer für schnelle Zeiten ist aber eine Tiefe von 3,00 Metern, wie etwa in der Berliner Halle am Europapark, wo die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden.
Unterwasserkameras als zusätzliches Problem
In Paris soll es neben der geringen Wassertiefe aber noch ein zusätzliches Manko geben: Die am Beckenboden installierten TV-Kameras und Bildschirme verstärken die Problematik der Wasserverwirbelungen zusätzlich.
Auch Lukas Märtens, deutscher Goldmedaillengewinner über 400 Meter Freistil, wäre bei seinem Triumph gerne schneller gewesen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin im April schwamm er nur knapp am Weltrekord vorbei. Jetzt war er über eine Sekunde langsamer – und das, obwohl er laut Berkhahn bessere Trainingsleistungen vor Paris gezeigt hatte.
Der Trainer: „Diejenigen, die hier Bestzeiten schwimmen, denen ist das unglaublich hoch anzurechnen. In einem anderen Becken wäre das wahrscheinlich noch schneller gewesen.“
Von anderen Nationen wie den Australiern und den US-Schwimmern ist Ähnliches zu hören. Auch sie sind unglücklich mit dem Becken.
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) recherchiert und zuerst bei BILD veröffentlicht.