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Werners Erfolgsrezept für 1860: Diplomatie, Entscheidungsfreude und Aufstieg | ABC-Z

Was tun, wenn eine Schweizer Familien-Holding vom Märchen-Investor zur dubiosen Briefkastenfirma mutiert und sich in der Folge die Gesellschafter mal wieder gegenseitig die Köpfe einschlagen? Was tun, wenn man neben dem Kernjob Geschäftsführer Sport ganz nebenbei auch noch zum Interims-Finanzboss geworden ist und am besten auch noch eine Rolle als Mediator ausfüllen müsste, um die bei Sechzig so berühmt-berüchtigten Nebenkriegsschauplätze zu minimieren?

TSV 1860 München: Werner spricht über Entscheidungsprozesse

Dürfen wir vorstellen: Dr. Christian Werner, Sechzigs Sport-Boss und Problemlöser. “Der TSV 1860 München ist kein gewöhnlicher Klub – und das macht die Arbeit hier so besonders”, schreibt der Geschäftsführer der ausgegliederten Löwen-Profifußballabteilung in den Sozialen Medien und bewirbt damit sein aktuelles Gespräch mit Deutschlands wohl bekanntestem Fußball-Fachmagazin: “Im aktuellen ‘Kicker’-Interview habe ich über genau das gesprochen: über Entscheidungsprozesse, Verantwortung, Kommunikationsstil und darüber, wie wir Transfers wie Volland, Niederlechner oder Voet realisieren konnten.”

Tatsächlich fragt sich der geneigte Löwenfan, beim belgischen Verteidiger Siemen Voet mit Champions-League-Erfahrung mehr noch als bei den Hochkarätern Kevin Volland und Florian Niederlechner, für die eine Rückkehr zu 1860 eine Herzensangelegenheit war, wie der Coup möglich war. Werners Antwort: “Derartige Transfers sind kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis klarer Gespräche, verlässlicher Planung und intensiver Vorbereitung.”

Ein echter Königstransfer des TSV 1860: Siemen Voet.
Ein echter Königstransfer des TSV 1860: Siemen Voet.
© IMAGO
Ein echter Königstransfer des TSV 1860: Siemen Voet.

von IMAGO

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Engels unterstützte Werner in der Kaderplanung

Stephan Engels, ehemaliger Chefscout von Drittligist SC Verl, darf sich im positiven Sinne angesprochen fühlen, denn der 34-Jährige unterstützt Werner tatkräftig in der Kaderplanung. Im Team hat sich Sechzig, wie der verantwortliche Teamplayer Werner erklärt, mit viel Arbeit und Herzblut einen nominell absolut aufstiegsreifen Kader zusammengebastelt: “Solche Entwicklungen brauchen Substanz – und ein Team, das intern wie extern zusammenarbeitet”, so Werner.

Der Lohn: 1860 wird vor der Saison 2025/26 als Aufstiegskandidat Nummer eins gehandelt. Fluch und Segen für Werner, der ein bodenständiger Mensch ist. “Das A-Wort nehmen wir nicht in den Mund”, sagte Werner beim Fanfest am vergangenen Sonntag und schob hinterher: “Wir wollen aber oben mitspielen.”

Intern wird Aufstieg als Ziel gesetzt

Nach AZ-Informationen ist den Blauen intern aber vollkommen klar und daher in den eigenen Reihen auch entsprechend formuliert: Der Aufstieg soll her. Ein bisserl Understatement nach außen, doch eine glasklare Zielsetzung: ein cleverer Schachzug von Werner.

Und dann wäre da ja noch die teils toxische Gesellschafterstruktur zwischen Investor Hasan Ismaik und den Funktionären des Muttervereines. Werner dürfte längst wahrnehmen, was zuvor bereits die langjährigen Geschäftsführer Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer gespürt hatten: Als Chef der KGaA sitzt man zwischen den Stühlen und sieht sich mit der schier unmöglichen Herausforderung konfrontiert, es beiden Gesellschaftern Recht zu machen.

Auch Ex-Geschäftsführer Günther Gorenzel saß beim TSV 1860 zwischen den Stühlen.
Auch Ex-Geschäftsführer Günther Gorenzel saß beim TSV 1860 zwischen den Stühlen.
© IMAGO
Auch Ex-Geschäftsführer Günther Gorenzel saß beim TSV 1860 zwischen den Stühlen.

von IMAGO

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“Es braucht Diplomatie, Entscheidungsfreude und ein ruhiges Händchen”

Werner zu diesem Themenkomplex, in dem er bisher ein glückliches Händchen zu haben scheint: “In einem Umfeld wie dem unseren braucht es Diplomatie, Entscheidungsfreude und ein ruhiges Händchen. Ich wäge ab, bevor ich spreche – nicht aus Kalkül, sondern aus Verantwortung.”

Das Fazit des gebürtigen Hessen, der seit Januar 2024 bei den Sechzgern unter Vertrag steht, fällt wie folgt aus: “Seit 1,5 Jahren bin ich Teil der Löwen. Und auch wenn das Tempo hoch und die Erwartungen groß sind: Mir ist wichtig, dass wir uns nicht nur sportlich entwickeln, sondern auch strukturell gefestigt auftreten.”

Werner: Nicht selbstverständlich, dass alle den Weg gehen

Dabei sei von zentraler Bedeutung, aber “keine Selbstverständlichkeit”, dass “das Team, das Umfeld und die handelnden Personen diesen Weg mitgehen.” Ob der Weg, den Werner eingeschlagen hat, die Giesinger nach acht langen Jahren wieder zurück in die Zweite Liga führt?

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