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Panama: Kalte Ozeanströmung im Pazifik bleibt erstmals aus – Folgen sind fatal – Wissen | ABC-Z

Seit mindestens 40 Jahren schaltet sich im Golf von Panama stets zur selben Zeit eine riesige natürliche Klimaanlage ein. Zwischen Januar und April strömt mit einem Mal Wasser aus der Tiefe des Pazifiks an die Oberfläche. Das kühle, nährstoffreiche Wasser bietet gute Bedingungen für Fische und schützt Korallenriffe vor Hitzestress. Die Kältezufuhr hält zwar nur rund zwei Monate an, senkt die Wassertemperaturen aber auch noch in den Sommermonaten merklich.

Nicht so in diesem Jahr. Wie Forscher im Fachmagazin PNAS berichten, ist der saisonale Auftrieb vor Panama Anfang 2025 fast vollständig ausgeblieben, zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen in dieser Region.

Um die Gründe zu verstehen, haben die Wissenschaftler um Aaron O’Dea vom Smithsonian Tropical Research Institute Oberflächentemperaturen ausgewertet, die seit 40 Jahren vorliegen, sowie Tiefenmessungen der deutschen Hochseeforschungsyacht Eugen Seibold.

Messung von Chlorophyll vor Panama Anfang 2024: Die intakte Tiefenströmung liefert reichlich Nährstoffe für das Wachstum von Algen. (Foto: Aaron O’Dea)

Demnach beginnt der Tiefenwasserstrom in typischen Jahren Ende Januar und hält dann 66 Tage lang an, die Wassertemperaturen rutschen im Schnitt bis auf etwa 19 Grad ab. In diesem Jahr kühlte das Meer erst ab März leicht ab, auf eine Minimaltemperatur von 23 Grad. Nach zwölf Tagen war die Strömung bereits wieder abgerissen.

Februar 2025: Die Tiefenströmung ist ausgeblieben, damit auch das Wachstum im Meer.
Februar 2025: Die Tiefenströmung ist ausgeblieben, damit auch das Wachstum im Meer. (Foto: Aaron O’Dea)

Die wahrscheinlichste Erklärung sind laut den Forschern ungewöhnliche Windmuster in der Region. Typischerweise lösen Passatwinde aus Richtung der Karibik die Tiefenströmung aus. „Sie schieben das Wasser raus auf den offenen Ozean, und von unten muss Wasser nachströmen“, sagt der Meeresforscher Ralf Schiebel, der am Max-Planck-Institut für Chemie die Messungen der Eugen Seibold koordiniert. Die von unten nachströmenden Nährstoffe sind die Lebensgrundlage für Algen und andere Kleinstlebewesen, von denen sich wiederum Fische ernähren.

In anderen Jahren fischen in der Region zahllose Fischerboote selbst aus China und Japan

In diesem Jahr seien die Winde, die diesen Prozess in Gang setzen, jedoch sehr selten aufgetreten, heißt es in der Studie. So wurde das Wasser vermutlich kaum von der Küste weggetrieben, der Sog auf das Tiefenwasser fiel in der Folge schwächer aus.

Doch warum wehte dieses Jahr kaum Wind? Das Team um O’Dea sieht einen möglichen Zusammenhang zum Klimaphänomen La Niña, das Anfang des Jahres herrschte. Laut den Forschern könnte es schwächere Passatwinde begünstigt haben. Allerdings fiel das letzte La-Niña-Ereignis vergleichsweise schwach aus, auch stärkere Niñas der Vergangenheit konnten die Strömung noch nie abwürgen. „Die Mechanismen bleiben unklar“, heißt es daher in der Studie.

Laut Ralf Schiebel dürften die außergewöhnlich hohen Ozeantemperaturen infolge der globalen Erwärmung Teil der Erklärung sein. Der Wind habe in diesem Jahr vermutlich nicht ausgereicht, um den „Warmwasserdeckel“ vor Panama zu stören und die Tiefenströmung in Gang zu setzen. Schiebel hält es daher für wahrscheinlich, dass der Abriss der Strömung in diesem Jahr ein Vorgeschmack auf die Zukunft sein könnte.

Die Folgen seien schon jetzt massiv, so der Meeresforscher. Er war gerade an Bord der Eugen Seibold vor Panama, als die Strömung ausblieb. Für gewöhnlich könne man in der Region zahllose Fischtrawler beobachten. Selbst aus Japan und China kommen die Schiffe, so reich sind die Fischgründe. In diesem Jahr sei die Fischerei vor Ort praktisch ausgefallen, hat Schiebel in Panama-Stadt beobachtet. „Die Fischereiflotte ist fast komplett im Hafen geblieben. Die sind einfach gar nicht rausgefahren.“

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