Pablo Nerudas Häuser in Valparaiso und Isla Negra | ABC-Z
Mehr am Meer geht kaum. Vor dem Panoramafenster des Wohnzimmers brandet der ungebremste Pazifik auf das Land und verbreitet den Duft des Meeres. Drinnen, hinter der breiten Glasfront dominieren in Galionsfiguren, Schiffsmodelle und weitere maritime Gegenstände das mit Sammlerstücken gefüllte Wohnzimmer. Der Blick nach draußen in die Weite des Stillen Ozeans stößt erst nach über 11.000 Kilometern auf das Festland Australiens und erlaubt den Gedanken freie Bahn. Genau so einen Rückzugsort suchten 1939 Pablo Neruda und seine damalige Ehefrau Delia del Carril als sie in der Nähe des Fischerortes San Antonio diesen Ort fanden und ihn „Isla Negra“ (Schwarze Insel) tauften. Die harmonische Einbettung seiner Häuser in die Umgebung war Neruda eine Herzensangelegenheit und in Isla Negra ist der wichtigste Bezugspunkt das Meer. „Der Pazifik entsprang der Landkarte. Es gab keinen Platz für ihn. Er war so groß und wild und blau, dass er nirgendwo hinpasste. Deshalb haben sie ihn vor mein Fenster gelegt“, schrieb Neruda über seinen Landsitz. Von 1943 bis 1945 wurde das Haus erstmals erweitert, dann noch einmal ab 1965. Immer entstanden weitere Räume, die den Blick auf das Meer erlauben. Ein Schlafzimmer, ein Speisezimmer, eine Bar, das Schreibzimmer „Covacha“ und als Höhepunkt das Pferdezimmer. Es ist typisch für Neruda, die Häuser nicht zwingend nach der Logik der Alltagstauglichkeit zu entwerfen, sondern den vielfältigen Sammlerstücken und den Emotionen einen passenden Platz zu schaffen. Zentrum dieses Raums ist ein lebensgroßes Pferd aus Holz und Papier, das die Werbefigur eines Haushaltswarengeschäfts in Nerudas Heimatstadt Temuco war und schon in dem Heranwachsenden den Wunsch auslöste, dieses Pferd einmal zu besitzen. Der Traum wurde wahr, als das Geschäft abbrannte und nur die Figur verschont blieb. Betritt man das Haus, folgt auf den Wohnraum das großzügige Esszimmer, dessen gedeckte Tafel bereit ist für die Zusammentreffen von Neruda und seinen Freunden aus aller Welt: Literaten, Politiker, Künstler und geistreichen Bonvivants. Das Inventar von Isla Negra verzeichnet mehr als 3500 Sammlerstücke. Neben den bereits erwähnten, darunter zahlreiche große Figuren, Keramiken, antike von der Sehnsucht nach der Welt des weitgereisten Poeten zeugende Landkarten, eine Muschelsammlung, eine Schmetterlingskollektion und persönliche Stücke. Besonders große Objekte, eine Dampflokomotive, ein Boot, ein Glockenturm und ein Brunnen haben im von verschlungenen Pfaden durchzogenen Garten ihren Platz gefunden.