Ostseeküsten-Radweg: Etappen von Flensburg bis Usedom | NDR.de – Ratgeber – Reise | ABC-Z
Stand: 13.05.2025 14:41 Uhr
Einsame Strände, quirlige Seebäder und Städte mit Weltkulturerbe-Status: Wer die deutsche Ostseeküste mit dem Fahrrad abfährt, erlebt den Norden in seiner ganzen Vielfalt.
Auf fast 1.100 Kilometern führt der deutsche Abschnitt des Ostseeküsten-Radwegs von Flensburg durch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bis an die polnische Grenze auf Usedom. Die Route ist nahezu durchgehend mit einem blauen Logo markiert. Allerdings ist die Qualität der Beschilderung sehr unterschiedlich, eine gute Radkarte oder eine Navigations-App sind hilfreich, um nicht von der Strecke abzukommen.
Kaum Steigungen, aber manchmal viel Wind
Der Weg führt nicht immer direkt am Wasser entlang, sondern auch mal durch den Wald – wie hier auf Usedom.
Trotz seiner Länge gehört der Ostseeküsten-Radweg zu den gemütlichen Touren. Selbst die höchsten Erhebungen bleiben – mit einer Ausnahme auf Rügen – unterhalb der 50-Meter-Marke. Meist geht es durch sanftes Hügelland oder flach direkt am Wasser entlang. Allerdings kann es wegen des manchmal kräftigen Windes an der Küste trotzdem anstrengend werden.
Bei Tagestouren empfiehlt es sich deshalb, die angekündigte Windstärke und -richtung zu beachten. Da zahlreiche Abschnitte auf nicht asphaltierten Wegen verlaufen oder sehr sandig sind, sollte man ein stabiles Tourenrad oder Mountainbike wählen. Ohnehin werden die wenigsten Radler die gesamte Strecke in Angriff nehmen. Wer geschickt plant, kann einzelne Abschnitte fahren und mit dem Zug zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Von Flensburg nach Kiel (170 km)
Einzelne Etappen des Ostsee-Radwegs eignen sich auch für gemütliche Tagestouren, etwa an der Schlei.
Der Radweg beginnt direkt an der deutsch-dänischen Grenze bei Harrislee und erreicht wenig später Flensburg. An Glücksburg vorbei geht es teils mit Blick auf die Flensburger Förde in Richtung der Halbinsel Holnis. Dann wendet sich der Radweg nach Südosten und verläuft an vielen Campingplätzen entlang nach Kappeln, wo eine Brücke über die Schlei führt. Unterwegs lohnt ein Abstecher in das Naturschutzgebiet Geltinger Birk mit Wildpferden, urigen Rindern und vielen Vögeln. Im weiteren Verlauf geht es überwiegend auf kleinen Straßen durch das Hinterland über Damp nach Eckernförde. Durch den ruhigen Landstrich am Schwedeneck zwischen Eckernförder Bucht und Kieler Förde führt die Route anschließend bis ins Zentrum von Kiel.
Je nach persönlicher Fitness und Tempo lässt sich der Abschnitt von Flensburg nach Kiel in zwei bis drei Tagesetappen bewältigen.
Von Kiel nach Travemünde (260 km)
Nach dem Start im Stadtzentrum geht es am Ostufer der Förde direkt am Wasser entlang bis zur Kieler Bucht, mit schöner Aussicht auf die Schiffe und das gegenüberliegende Ufer. Zwischen Laboe und Schönberger Strand verläuft die Strecke auf dem Deich entlang in Richtung Fehmarn. Die hügelige Holsteinische Schweiz im Hinterland wird umfahren, bietet sich aber als kleiner Umweg für Sportliche an. Die ausgeschilderte Route führt nach Heiligenhafen mit dem vorgelagerten Naturschutzgebiet Graswarder. Nun muss man sich entscheiden, ob man die Insel Fehmarn auf vielen unbefestigten Wegen umrunden will oder gleich nach Süden zur Lübecker Bucht abbiegt.
Das Brodtener Steilufer führt von Niendorf nach Travemünde und bietet tolle Ausblicke.
Ab Dahme verläuft der Weg über Grömitz, Neustadt in Holstein und Scharbeutz bis nach Timmendorfer Strand erneut überwiegend in Sichtweite zur Ostsee. Am Brodtener Steilufer entlang sind es nur noch wenige Kilometer zum Etappenziel Travemünde. Dort biegt die offizielle Route des Ostseeküsten-Radwegs über den Priwall nach Osten ab. Die Weltkulturerbe-Stadt Lübeck liegt nicht an der Strecke, lohnt aber auf jeden Fall einen Abstecher.
Sportliche Radfahrer und E-Biker schaffen die Strecke von Kiel nach Travemünde in drei Etappen, wer ohne Hilfsmotor oder eher gemütlich unterwegs ist, sollte vier oder fünf Tage einplanen.
Von Travemünde nach Warnemünde (140 km)
In Warnemünde kommen Radler den großen Fährschiffen ganz nah.
Verlief die Route bisher in Nord-Süd-Richtung, wechselt sie nun in Mecklenburg-Vorpommern auf West-Ost-Kurs. An den meist einsamen Stränden des Klützer Winkels geht es nach Boltenhagen, dem ersten bekannten Ostseebad des Bundeslandes. Dort lohnt ein Abstecher ins Binnenland zum Schloss Bothmer bei Klütz. Von Boltenhagen sind es weitere 30 Kilometer nach Wismar mit seiner sehenswerten Altstadt, die ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört. Auf dem Weg zum Ostseebad Rerik mit seinem hübschen Fischereihafen lädt die vorgelagerte Insel Poel zu einem weiteren Abstecher ein. Wer darauf verzichtet, erreicht bald Kühlungsborn und kommt dort wieder direkt an die Küste. Zwischen dem Ostseebad und Warnemünde verläuft die Route teils an der Steilküste und bietet so einen schönen Blick auf die Ostsee.
Die Strecke von Travemünde nach Warnemünde sollte man in mindestens zwei oder drei Tagesetappen aufteilen, damit noch Zeit für Besichtigungen oder Strandausflüge bleibt.
Von Warnemünde nach Rügen (325 km)
Auf Rügen lädt der Weg zu zahlreichen schönen Abstechern ein, etwa entlang der Küste der Halbinsel Ummanz.
In Warnemünde bietet sich ein Ausflug ins Stadtzentrum von Rostock an, das gut zehn Kilometer südlich der Küste liegt. Der Ostseeküsten-Radweg selbst verläuft weiter am Meer und Radfahrer überqueren die Warnow mit einer Fähre. Über das Ostseebad Graal-Müritz geht es auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst mit dem bekannten Künstlerort Ahrenshoop. Dort wechselt die Strecke vorübergehend von der Meer- an die Boddenseite, führt über Prerow und Zingst, um die Halbinsel dann über eine Brücke wieder zu verlassen. Am südlichen Barther Bodden entlang geht es zur Hansestadt Stralsund, die zusammen mit Wismar zum UNESCO-Welterbe zählt. Eine Fähre bringt Radfahrer nach Glewitz auf Rügen, der größten deutschen Insel.
Allein die Runde auf Rügen, die bis zum Kap Arkona im äußersten Norden führt, ist 200 Kilometer lang und daher kaum an einem Tag zu bewältigen. Dafür lernen Besucher die landschaftliche Vielfalt der Insel mit dem Nationalpark Jasmund, Steilküsten und mondänen Badeorten kennen.
Wer sich dafür Zeit nehmen möchte, sollte mindestens fünf Tage für die gesamte Etappe inklusive Rügen einplanen.
Von Rügen nach Usedom (110 km)
Östlich des Seebads Ahlbeck auf Usedom endet der deutsche Teil des Radwegs. Wer mag, radelt in Polen weiter.
Mit einer kurzen Fährfahrt geht es von Rügen zurück auf das Festland nach Stahlbrode. Etwas abseits der Küste führt der Radweg in die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald. Dann geht es an einem stillen Küstenabschnitt entlang der Pommerschen Bucht über Lubmin weiter nach Wolgast. Über die Schlossinsel und eine Klappbrücke erreicht die Route die Insel Usedom. Beim Badeort Trassenheide trifft sie wieder auf die Ostseeküste und führt nun nahezu lückenlos dicht am Meer entlang. Dort reihen sich die Ostseebäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck aneinander. Östlich von Ahlbeck endet der deutsche Teil des Ostseeküsten-Radwegs an der polnischen Grenze. Die Etappe von Rügen nach Usedom lässt sich bequem in zwei Tagen bewältigen.
Tourenpakete beinhalten Transport und Service
Wer länger auf dem Ostseeküsten-Radweg unterwegs ist und sich nicht selbst um Unterkünfte an der Strecke kümmern möchte, kann ein Tourenpaket buchen. Vorteil: Die Veranstalter übernehmen auch den Gepäcktransport, für die einzelnen Tagestouren reicht dann eine kleine Radtasche. Auch Fahrräder können gebucht werden.
Weitere Informationen bieten die Internetseiten des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern und des Vereins Ostsee-Holstein-Tourismus. Die Tour entlang der Ostsee lässt sich auf der EuroVelo-Route 10 fortsetzen, einem europäischen Fernradweg, der unter anderem an der polnischen Küste entlangführt.
Karte: Ostseeküsten-Radweg auf einen Blick
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