Wirtschaft

Ostsee-Gaspipeline: Betreiber von Nord Stream 2 wendet Pleite vorerst ab | ABC-Z

Der Betreiber der defekten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 hat nach Verhandlungen mit seinen Gläubigern eine Pleite vorerst abgewendet. Das Kantonsgericht in Zug in der Schweiz bestätigte einen zwischen den Parteien geschlossenen Nachlassvertrag, der die Sanierung durch einen Schuldenschnitt möglich macht.

Andernfalls wäre nach Schweizer Recht der Konkurs verhängt worden – was einem deutschen Insolvenzverfahren entspricht. Nord Stream 2 gehört dem russischen Staatskonzern Gazprom und hat seinen Sitz im Kanton Zug. Die Entscheidung kann noch angefochten werden. Eine Beschwerde hätte aufschiebende Wirkung.

Forderungen von Kleingläubigern sollen beglichen werden

Möglich wurde der Schuldenschnitt, weil Großgläubiger wie die westeuropäischen Energiekonzerne ENGIE, OMV, Shell, Uniper und Wintershall sich geeinigt haben, wie das Gericht mitteilte. Die Unternehmen dürften erhebliche Abschläge auf ihre Investitionen in Kauf genommen haben. Sie hatten Milliardenbeträge investiert. Die Forderungen der Kleingläubiger – darunter zahlreiche Baufirmen in
Mecklenburg-Vorpommern – sollten gemäß Weisung des Gerichts von Januar
voll entschädigt werden.

Um den Nachlassvertrag wurde zweieinhalb Jahre verhandelt. Der Bau der Pipeline kostete knapp zehn Milliarden Euro.

Nord Stream 2 sollte Erdgas aus Russland durch zwei 1.200 Kilometer lange Stränge in der Ostsee nach Deutschland bringen. Die Pipeline wurde fertig gebaut, ging aber nie in Betrieb. Kurz nach dem Beginn des Ukrainekriegs im Februar 2022 stoppte die deutsche Regierung das Projekt. Einer der Röhrenstränge wurde bei einem Anschlag im September 2022 zerstört, ebenso wie die Stränge der bereits in Betrieb genommenen Nord-Stream-1-Pipeline.

US-Interesse an Pipeline

In US-Medien war zuletzt darüber berichtet worden, dass der US-Investor Stephen P. Lynch Interesse am Einstieg in das Projekt habe. Dem Wall Street Journal sagte Lynch, der Kauf sei eine einmalige Gelegenheit, die Energieversorgung Europas unter amerikanische und europäische Kontrolle zu bringen.

Der Pipelinebetrieb könnte zudem Teil einer amerikanisch-russischen Vereinbarung zur Beilegung des Ukrainekriegs werden. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte im März im staatlichen Fernsehen gesagt: “Über Nord Stream wird gesprochen.”

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