Österreich hängt noch immer am Tropf von Gazprom | ABC-Z
Wann ist damit Schluss?
Österreich hängt noch immer am Tropf von Gazprom
05.09.2024, 10:00 Uhr
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Unsere Nachbarn in Österreich sind stark abhängig von russischem Gas. Wenn die Ukraine den Transit einstellt, wäre Schluss mit diesen Lieferungen. Technische Alternativen gibt es längst. Doch wie teuer wird dann der Winter in Wien?
Fast zweieinhalb Jahre sind seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vergangen, und noch immer ist Österreich extrem abhängig von russischem Gas. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), bringt es im Podcast “Wirtschaft Welt & Weit” auf den Punkt: Ein paar Prozente erreichten das Land über Deutschland, aber “de facto kommt das ganze österreichische Gas aus Russland.”
Ein Blick auf die Pipelines erklärt, wie Österreich in die Abhängigkeit geraten ist: Das Land befindet sich am Ende des Ukraine-Transits, über den weiterhin russisches Gas nach Europa kommt. Abgewickelt werden die österreichischen Importe über den Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV, der Verträge mit der russischen Gazprom bis zum Jahr 2040 unterhält. Um hier wirklich durchzugreifen, bräuchte man schon einen “echten politischen Akt”, sagt Felbermayr in der neuen Podcast-Folge.
Bei der Abkehr von russischem Gas könnte Österreich jedoch ein anderes Abkommen in die Hände spielen. Denn Ende des Jahres läuft der Gastransitvertrag der Ukraine mit Gazprom aus. Ohne Verlängerung könnte Österreich gar kein Gas mehr aus Russland beziehen, erklärt Felbermayr: “Wenn Gazprom nicht mehr liefern kann, wäre das eigentlich für Österreich und die OMV ganz gut”, so sein Fazit.
Gasspeicher gut gefüllt, Preise steigen
Angst vor einem kalten Winter ist seiner Ansicht nach aktuell nicht nötig. Die österreichischen Gasspeicher sind gut gefüllt – und alternative Versorgungswege längst ausgelotet. Allerdings rechnet der Ökonom mit kurzfristigen Preissteigerungen um 20 bis 25 Prozent, die gerade bei energieintensiven Industrien für “eine gewisse Nervosität” sorgen.
Georg Zachmann ist Experte für Energiemärkte bei der Brüsseler Denkfabrik Bruegel. Für ihn wäre ein gemeinsamer europäischer Schritt der “Königsweg”, um von russischem Gas loszukommen. Zachmann spricht sich dafür aus, russisches Gas auf europäischer Ebene zu sanktionieren: “Russische Gasimporte politisch zu stoppen, würde die Firmen aus der Verantwortung entlassen, Strafzahlungen verhindern und es würde gleichzeitig dafür sorgen, Glaubwürdigkeit für Investoren in der Zukunft zu schaffen”, erklärt Zachmann. Denn die EU-Staaten könnten dann nur gemeinsam über die Wiederaufnahme von Gasimporten entscheiden.
Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Andrea Sellmann im ntv-Podcast “Wirtschaft Welt & Weit” mit relevanten Expertinnen und Experten.
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