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Ostdeutsche Fußballvereine : Wenn Träume rar werden | ABC-Z

Elf Jahre ist es her, dass Dynamo Dresden und Energie Cottbus ein bislang letztes Mal gemeinsam die Liga wechselten. Der Fußball-Osten hatte sich einmal mehr in einer tristen Saison verheddert – und deren enttäuschendes Ende deutete sich im direkten Rückrundenduell von Energie und Dynamo im “Stadion der Freundschaft” mehr als nur an: Nach dem torlosen Unentschieden des Letzten gegen den Drittletzten vergingen noch ein paar Spieltage, dann stiegen beide Vereine aus der Zweiten Bundesliga ab.

Wenn man diesen Tag im April 2014 dennoch in guter Erinnerung behalten hat, dann aufgrund einer überraschenden Begegnung in der Regionalbahn zwischen Dresden und Cottbus. Neben schwer angetrunkenen Fans und schwer abgepanzerten Polizisten hatte in einem der Waggons auch ein deutscher Lebensintellektueller Platz genommen, Roger Willemsen. Aus einer leichten Laune heraus hörten Willemsen und seine Entourage mitten im April José Felicianos Feliz Navidad in Dauerschleife. Nebenher blieb Zeit für ein Gespräch mit dem Reporter – über den Fußball, den Osten, das Leben. Roger Willemsen sagte, es gebe im Osten Gegenden, “denen ist alles genommen worden, und auch noch jede zweite Möglichkeit, aktiv zu sein”. Er sagte, in diesem Osten habe er “Orte gesehen, das hält man nicht für möglich, da sind auch die Sünden der Vereinigungsprozesse zu bestaunen”. Und er sagte schließlich, er könne deswegen Fans verstehen, die sich in einem symbolischen Akt “eigene Identifikationsformen” suchten, auch aggressive, die gegen alles gerichtet seien, was man auf der anderen Seite so vor und über sich sehe: “Kapital, Snobs, Westvereine.”

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