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Online-Spiel lässt Italiener um neuen Papst wetten | ABC-Z

In Italien, dem Mutterland des Vatikans, sind kommerzielle Wetten auf den Ausgang religiöser Ereignisse seit Jahr und Tag verboten. Deshalb dürfen italienische Anbieter keine Wetten auf den Ausgang des Konklaves anbieten, das am kommenden Mittwoch in der Sixtinischen Kapelle beginnt. Wer Geld auf seinen Kandidaten für das Papstamt ­setzen will, muss dies bei den Buchmachern in London oder bei einschlägigen internationalen Wettbörsen tun.

Wer in Italien dennoch sein Glück mit einer Voraussage zum Ausgang des Konklaves versuchen will, kann das nun beim Spiel „Fantapapa“ tun. Das Spiel nach dem Vorbild von Onlinespielen für Fußball- und Footballfans haben Pietro Pace und Mauro Vanetti entwickelt, Aktivisten gegen die Spielsucht. Die Spieler können eine Mannschaft aus elf Kardinälen aufstellen. Zum Mannschaftskapitän können sie den Kardinal ernennen, den sie für den aussichtsreichsten Kandidaten für die Wahl auf den Stuhl Petri halten. Ins Tor können sie den Kandidaten stellen, dem sie die geringsten Chancen auf einen Wahlsieg zubilligen. Bisher haben sich gut 60.000 Spieler auf der Website von „Fantapapa“ angemeldet. Das Spiel setzt auf die Begeisterung vieler Italiener für den Fußball, der gleich nach dem Katholizismus die wichtigste Religion in Italien sein soll.

Zuletzt war Matteo Zuppi, Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz, der von den meisten Spielern bevorzugte Mannschaftskapitän beziehungsweise Kardinal mit den besten Siegeschancen beim Konklave. Es folgten Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Luis Antonio Tagle von den Philippinen und Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem. Damit entsprach die Favoritenliste der Spieler von „Fantapapa“ weitgehend den Ranglisten der Wettbüros.

Der Torhüter hat die geringsten Chancen auf das Amt

Es fanden sich aber auch Außenseiter unter den Top Ten von „Fantapapa“. So lag Kardinal Fabio Baggio auf dem siebten Platz, mutmaßlich weil er den gleichen Nachnamen hat wie die italienische Fußballlegende Roberto Baggio. José Advincula von den Philippinen lag auf Platz sechs, er dürfte von vielen Spielern ausgewählt worden sein, weil er in der alphabetischen Ordnung der Namen der Kardinäle ganz vorn lag. Zum Torhüter machten die meisten Gamer Mykola Bychok, den aus der Ukraine stammenden Erzbischof der mit dem Vatikan unierten griechisch-katholischen Kirche in Melbourne in Australien. Den mit 45 Jahren jüngsten Kardinal halten die meisten Spieler folgerichtig für den unwahrscheinlichsten Kandidaten für die Nachfolge von Papst Franziskus, der am Ostermontag im ­Alter von 88 Jahren gestorben war.

Für die Zeit des Konklaves erhalten die Spieler von „Fantapapa“ dann Punkte für ihre Kandidaten. Dazu wertet eine Künstliche Intelligenz vom 7. Mai bis zum Ende des Konklaves täglich die Seiten der italienischen Zeitungen und der Nachrichtenagentur ANSA aus. Für jeden Kardinal im Team, der in dieser Zeit auf der Titelseite einer Tageszeitung erscheint oder über den die Nachrichtenagentur berichtet, gibt es 50 Punkte.

Wer den richtigen Kandidaten, also den gewählten Papst, außerdem als Teamkapitän gesetzt hat, erhält am Ende zusätzlich 500 Punkte. Zudem gibt es Punkte für die richtig getippte Zahl der Wahlgänge und ob der neue Papst eine Brille trägt oder nicht. Punkte erhält man schließlich, wenn man bei „Fantapapa“ die politische Haltung des künftigen Papstes, dessen etwaige Zugehörigkeit zu einem Orden, seine Muttersprache oder seinen Papstnamen errät. In der letzten Kategorie liegen derzeit Franziskus, Johannes, Pius, Paul und Leo vorn. Geld können die Sieger bei „Fantapapa“ für ihre Punkte nicht gewinnen. Aber damit „ewigen Ruhm“ erringen, wie die Spielentwickler ver­sichern.

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