Olympische Spiele: Was bei Olympia heute wichtig wird | ABC-Z
Wir blicken während der Olympischen Spiele an jedem Morgen auf den zurückliegenden und den kommenden Wettkampftag, erinnern an verschwundene Sportarten und küren das IOC-Mitglied des Tages. Diese Texte erhalten Sie auch als “Baguette und Spiele” morgens per Mail, wenn Sie hier unseren “Was jetzt?”-Newsletter abonnieren.
Worüber reden heute alle?
Über Wasserwerte. Seine oder nicht Seine, das ist für alle Triathletinnen und Triathleten bei Olympia zu einer existenziellen Frage geworden. Seit Mittwochmorgen ist klar: Sie dürfen hinein, die Verschmutzungswerte sind endlich gut genug, um im Fluss zu schwimmen. Die Diskussion über den dreckigen Fluss ist damit fürs Erste beendet. Und nicht nur die Triathleten, auch Anne Hidalgo dürfte aufatmen, dass Paris die Peinlichkeit erspart bleibt, nur einen Duathlon auszurichten.
Wer diese Debatte leid war, redet heute lieber über Simone Biles. Die beste Turnerin der Geschichte fegte gestern mit ihren Kolleginnen Hezly Rivera, Jordan Chiles, Sunisa Lee und Jade Carey durchs Finale des Mannschaftswettbewerbs. Das ist der Wettkampf, den Biles vor drei Jahren in Tokio nach einem missglückten Sprung verlassen hatte. Sie fühlte sich unsicher damals, hatte Angst, sich zu verletzen, der Kopf machte nicht mit; stattdessen beklatschte und bejubelte sie ihre Kolleginnen vom Rand. Danach sprach sie bemerkenswert offen über die mentalen Probleme, die sie hemmten, und nahm sich nach den Spielen eine zweijährige Wettkampfauszeit. Gestern aber sprach der Spaß am Turnen wieder aus ihrem Gesicht. Dem einen oder anderen Büromenschen zwickt’s ja schon beim Schuhzubinden, Biles grinste entspannt, als sie nach ihrem Doppelsalto mit dreifacher Schraube landete. Sie wusste: Das reicht für Gold. Sie wusste auch: Es können noch mehr Medaillen dazukommen in den nächsten Tagen. Nur wer mit krummem Rücken vor dem Bildschirm saß, zweifelte: Gehört dieses wirbelnde Wesen wirklich derselben Spezies an wie ich?
Wer wird heute wichtig?
Ni Xialian. Die Frau ist nicht nur Tischtennisspielerin und Fahnenträgerin Luxemburgs bei diesen Olympischen Spielen – sie ist auch 61 Jahre alt. Die Spiele von Paris sind ihre sechsten. Und wer nun denkt, nette Geschichte, dass es so jemand noch mal zu Olympia schafft, aber holen wird eine Beinahe-Rentnerin dort sicher nichts: falsch gedacht. Am Samstag besiegte Ni in ihrem ersten Match die Türkin Sibel Altinkaya (mit 31 fast genau halb so alt wie Ni) und wurde zur ältesten Spielerin, die es je unter die Runde der letzten 32 schaffte. Sie sei zwar doppelt so alt wie ihre Gegnerinnen, dafür aber auch doppelt so erfahren, sagte Ni hinterher. Und auf ihre Gesundheit achte sie auch: viel Gemüse, viel Wasser, “keine Coca-Cola“. Das hört man in der Marketingabteilung des Zuckerwasserriesen sicher nicht so gern, der ist schließlich seit 96 Jahren Sponsor bei Olympia. Heute aber wird es für Ni trotz der guten Ernährung schwer: Ihre Gegnerin in der dritten Runde heißt Sun Yingsha. Die könnte mit 23 Jahren Nis Enkelin sein und ist, noch schlimmer, Weltmeisterin und Weltranglistenerste. Aber sollte sie ausscheiden, tritt Ni Xialian sicher 2028 in Los Angeles noch mal an.
Was machen die Deutschen?
Baggern und schmettern. Im Sand unter dem Eiffelturm, der wohl schönsten Wettkampfstätte dieser Spiele, kämpfen die Beachvolleyballerinnen Louisa Lippmann und Laura Ludwig heute Vormittag nach ihrer Niederlage im ersten Spiel schon ein wenig gegen die Angst vor dem Ausscheiden. Lippmann, bis vor wenigen Jahren noch die beste deutsche Volleyballerin in der Halle, ließ sich vor den Spielen mit großem Aufwand umschulen, um auch mit nackten Füßen im Sand zurechtzukommen. Vorher hatte sie sich nicht mal im Urlaub ins Beachfeld getraut. Was man nicht alles tut für den Olympia-Traum. Ein Sieg gegen die Schweizerinnen wäre heute wichtig, damit ihre ersten Spiele nicht allzu schnell vorbei sind.
Die ersten Olympischen Spiele sind es auch für Kathrin Murche, die sich am Nachmittag eine Olympiamedaille erschießen will. Im Trap – falls Sie, wie ich, Laie sind, verzeiht Ihnen Frau Murche sicher auch, dass Sie Tontaubenschießen sagen. WM-Bronze und EM-Silber hat sie schon gewonnen, fehlt also nur noch eine Medaillenfarbe. Später steht noch ein Klassiker zweier großer Hockeynationen an: Der Weltmeister Deutschland trifft um 17.30 Uhr auf die Niederlande, den WM-Dritten. Wenn das kein Grund ist, die Feierabendschorle heute im eigenen Wohnzimmer statt in der prallen Sonne zu trinken. Ihre Dermatologin freut das sicher auch.
Wir blicken während der Olympischen Spiele an jedem Morgen auf den zurückliegenden und den kommenden Wettkampftag, erinnern an verschwundene Sportarten und küren das IOC-Mitglied des Tages. Diese Texte erhalten Sie auch als “Baguette und Spiele” morgens per Mail, wenn Sie hier unseren “Was jetzt?”-Newsletter abonnieren.
Über Wasserwerte. Seine oder nicht Seine, das ist für alle Triathletinnen und Triathleten bei Olympia zu einer existenziellen Frage geworden. Seit Mittwochmorgen ist klar: Sie dürfen hinein, die Verschmutzungswerte sind endlich gut genug, um im Fluss zu schwimmen. Die Diskussion über den dreckigen Fluss ist damit fürs Erste beendet. Und nicht nur die Triathleten, auch Anne Hidalgo dürfte aufatmen, dass Paris die Peinlichkeit erspart bleibt, nur einen Duathlon auszurichten.