Olympiabewerbung München: Grünen-Basis verweigert Stadtspitze Unterstützung – München | ABC-Z

Die Münchner Grünen gehen gespalten in den Bürgerentscheid um die Bewerbung für olympische Sommerspiele. Die Stadtspitze ist am Samstag auf einem Parteitag mit dem Versuch gescheitert, ein Mandat der Basis für die Unterstützung des Sport-Großereignisses zu erhalten. Ein entsprechender Antrag, bei dem es formal um den Bürgerentscheid am 26. Oktober ging, konnte nicht durchgesetzt werden. Er wurde nach kurzer, emotionaler Debatte nicht mehr zur Abstimmung gestellt. Die große Mehrheit der Mitglieder votierte für eine Nichtbefassung.
Für die Olympiagegner hatte der Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann gesprochen. Dieser war bereits einer der führenden Köpfe der Bewegung „Nolympia“ bei den Bewerbungen für die Winterspiele 2018 und 2022. „Ich bin froh und vor allem erleichtert, dass sich meine Partei auf dem Münchner Stadtparteitag nicht hinter die Olympiabewerbung gestellt hat“, sagte er nach der Abstimmung. „München soll für die Zukunft der Münchnerinnen und Münchner geplant werden, nicht für das Programm von IOC-Funktionären, die für 14 Tage kommen und dann wieder verschwinden.“
Mit seinem erneuten Engagement gegen eine Bewerbung stellt Hartmann sich praktisch gegen alle, die bei den Grünen in der Stadt etwas zu sagen haben. Der Stadtvorstand, die Fraktionen im Stadtrat und im Landtag sowie auch Bürgermeister Dominik Krause, der auch als Oberbürgermeister-Kandidat antritt, hatten sich zuvor für Sommerspiele in München ausgesprochen. In einem Dringlichkeitsantrag sollte nun auch die Basis zustimmen.
Eigentlich sollte darin nur eine Haltung bestätigt werden, auf die sich wohl alle Grünen einigen konnten: ohne Bürgerentscheid keine Bewerbung. Doch gleich im zweiten Absatz sollte sich die Basis gleich auch selbst für Sommerspiele aussprechen. „Wir Grüne wollen ein Angebot für nachhaltige, faire und umweltfreundliche Olympische und Paralympische Sommerspiele in München machen, ganz im Sinne des olympischen Geistes.“
Ob die Partei das ebenso will wie ihr Führungspersonal, blieb am Samstag offen. Für den Antrag sprach Stadtchef Florian Siekmann. Es sei „ein schwieriges Thema“, räumte er ein, doch die Grünen wollten sich dafür einsetzen, dass der olympische Geist, der Sport und der Zusammenhalt wieder die Oberhand gegen den Kommerz gewönnen. Die Zustimmung gebe es nur gegen eine klare Bedingung: Ein nachhaltiges Bewerbungskonzept müsse Wirklichkeit werden. Dazu gehören für Siekmann auch die versprochenen 10 000 Wohnungen in der Nachnutzung des olympischen Dorfes und ein „Quantensprung“ im öffentlichen Nahverkehr.
Olympiagegner Hartmann hielt emotional dagegen. Die Menschen hätten nicht vorwiegend aus Umweltgründen gegen die Bewerbung um Winterspiele 2022 gestimmt, sondern „weil man mit dem korrupten IOC keine Geschäfte macht“. Was denn anders geworden sei beim IOC, fragte er eher rhetorisch nach. Für die Schwimmwettbewerbe dürfe bei Sommerspielen in München nicht die frisch sanierte Olympia-Schwimmhalle genutzt werden, sondern es müsse ein Bad in eine noch zu errichtende Eventhalle in Freising eingebaut und nachher wieder herausgerissen werden. Das sei nicht besonders nachhaltig. Und die 10 000 Wohnungen auf dem Gelände des olympischen Dorfes habe die Stadt schon lange geplant. „Da wird was versprochen, was eh kommt.“
Nach dem langen Applaus brach hektische Betriebsamkeit in der ersten Reihe aus, in der die Spitzen von Partei und der Stadtratsfraktion saßen. Eigentlich sollte nach den zwei Rednern abgestimmt werden, doch das wollte niemand mehr riskieren. Es wurden weitere Rednerinnen und Redner zugelassen, doch die Unsicherheit blieb. Nach langem Hin und Her fand sich jemand, der erfolgreich für eine Nichtbefassung des Antrags warb.
Bürgermeister Krause bleibt dennoch bei seiner Zustimmung. „Eine Olympiabewerbung birgt Risiken, aber auch Chancen, deshalb haben beide Positionen ihre Berechtigung“, sagte er im Anschluss. „Ich glaube, München könnte von Sommerspielen stark profitieren, deshalb stehe ich hinter der Bewerbung. Als Bürgermeister repräsentiere ich alle Münchnerinnen und Münchner, für mich ist deshalb das Ergebnis des Bürgerentscheids im Oktober entscheidend für eine Bewerbung.“