Öltanker brennt nach Kollision mit Frachtschiff – Verletztenzahl korrigiert | ABC-Z

Berlin. Ein Öltanker steht vor der britischen Ostküste in Flammen, offenbar ist Flüssigkeit ausgelaufen. Die Angaben zu Verletzten wurden korrigiert.
Ein Öltanker ist in der Nordsee vor der englischen Küste mit einem Frachtschiff zusammengestoßen und steht in Flammen. Die „Stena Immaculate“ kollidierte am Montagvormittag aus bislang nicht geklärter Ursache mit dem Frachtschiff „Solong“ und geriet in Brand. Auf Fotos und Videos, die Aufnahmen von der Unglücksstelle nahe der Stadt Hull zeigen sollen, sind dichte Rauchschwaden zu sehen. Die Umrisse der Schiffe sind teilweise nur zu erahnen. Nach Angaben der Küstenwache brannten die beiden Schiffe auch zwölf Stunden nach dem Zusammenstoß noch.
36 Crew-Mitglieder seien „sicher an Land gebracht“ worden, sagte Matthew Atkinson von der britischen Küstenwache. Eine Person sei ins Krankenhaus gebracht worden. Zunächst hatte der örtliche Hafenmeister gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von mehr als 30 Verletzten gesprochen. Ein Besatzungsmitglied der „Solong“ werde noch immer vermisst, so Atkinson. Die Suche wurde in der Nacht zu Dienstag eingestellt.
„Stena Immaculate“ war vom US-Militär gechartet
Der Zusammenstoß zwischen den beiden Schiffen hatte sich am Morgen in der ostenglischen Grafschaft East Yorkshire ereignet. Der Leiter des Hafens von Grimsby sagte, ihm sei von einem „Feuerball“ berichtet worden. Für die großangelegte Rettungsaktion wurden ein Hubschrauber der Küstenwache, ein Flugzeug, Rettungsboote aus vier Städten und weitere Schiffe aus der Umgebung aktiviert. Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug, um die britische Küstenwache zu unterstützen.
Das Containerschiff „Solong“ gehört der deutschen Reederei Ernst Russ. Eigentümer der „Stena Immaculate“ ist die schwedische Reederei Stena Bulk. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland. Der Tanker war nach Angaben aus Washington vom Military Sealift Command des US-Militärs gechartert worden. Das Kommando betreibt Schiffe mit ziviler Besatzung, die Seetransporte für das US-Verteidigungsministerium vornehmen.
Der Betreiber des Öltankers „Stena Immaculate“ sprach von „zahlreichen Explosionen“, infolge derer die Crew das Schiff verlassen hätte. Wie das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit Sitz in Florida weiter mitteilte, wurde auch ein mit Kerosin gefüllter Tank durch den Aufprall beschädigt. „Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen, dass Öl austritt.“
Öltanker brennt in der Nordsee: Umweltschützer besorgt
Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es „wahrscheinlich“, dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird. Laut der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd‘s List Intelligence hatte das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol und fünfzehn Behälter mit Natriumzyanid an Bord. Es verlautete zunächst jedoch nichts dazu, ob etwas davon ausgelaufen ist.

Rettungsbote und Löschmannschaften sind nahe der Küste von East Yorkshire im Einsatz.
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Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich „extrem besorgt“ über die Vorgänge. „Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten“, erklärte Greenpeace-Wissenschaftler Paul Johnston im britischen Exeter. Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.
Regierungssprecher nennt Situation „äußerst besorgniserregend“
Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte sich besorgt. Sie stehe mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, „um die weitere Entwicklung der Situation zu verfolgen“. Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer nannte die Situation „äußerst besorgniserregend“.
Der Vorsitzende des Stadtrates der nahegelegenen Stadt Hull sprach in der BBC von einer „verheerenden“ Lage. Die potenziellen Umweltfolgen seien besorgniserregend, in den kommenden Tagen müsse „sehr schnell“ daran gearbeitet werden, diese zu verstehen. Die Küstenwache prüft, ob und welche Maßnahmen zur Bekämpfung von Umweltbedrohungen erforderlich sein könnten.
Auf Internetseiten, die Schiffsrouten detailreich verfolgen, ist zu sehen, wie mehrere Schiffe in der Nähe vor Ort sind. Die „Stena Immaculate“ fährt unter US-Flagge, die „Solong“ unter portugiesischer. Der erste Alarm war um kurz vor 11 Uhr MEZ ausgelöst worden. Die PA berichtete, die „Stena Immaculate“ habe vor Anker gelegen.
lro/dpa/AFP