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Ocean Race Europe: Drama beim Start – Schwere Schäden nach Kollision | ABC-Z

Stand: 10.08.2025 22:10 Uhr

Das Ocean Race Europe hat mit einem Drama nur Minuten nach dem Start in Kiel begonnen. Holcim – PRB und das italienische Team Allagrande Mapei Racing kollidierten. Boris Herrmanns Team Malizia war Letzter beim Start, nahm aber schnell Fahrt auf.

von Bettina Lenner

Sowohl das am Rumpf stark beschädigte Schweizer Boot von Skipperin Rosalin Kuiper sowie Allagrande Mapei Racing von Skipper Ambrogio Beccaria kehrten unter Motor zurück zum Kieler Hafen. Alle Besatzungsmitglieder seien wohlauf, teilten die Organisatoren mit, doch der Frust sitzt tief.

Enttäuschung bei Kuiper und Beccaria

“Ich wünschte, ich wäre jetzt nicht hier, aber so ist die Situation. Das ist sehr enttäuschend für unser gesamtes Team, für Allagrande Mapei und auch für The Ocean Race”, sagte Kuiper. Auch der Italiener Beccaria war nach der unfreiwilligen Rückkehr “traurig. Vor allem, weil das Team große Anstrengungen unternommen hat, um hier zu sein.”

Die Yacht war erst am Donnerstag auf den letzten Drücker in Kiel angekommen, weil sie kurz zuvor nach Schäden aus einer vorangegangenen Regatta noch in Lorient repariert werden musste.

NDR Segel-Experte Kröger: “Kontrolle verloren”

Bei Holcim waren Löcher in der Bordwand dort sichtbar, wo ein Ausleger des Mastes wie ein Dolch in sie hineingestoßen war. Auf der italienischen Rennyacht sind sowohl das Vorsegel als auch das Großsegel vom Holcim-Foil zerfetzt und eingerissen worden.

“Das war ein wahrhaft dramatischer Auftakt. Es sieht so aus, als wenn Holcim die Kontrolle übers Boot verloren hat. Der Kiel war nicht komplett nach Luv geklappt, die Segel, die gewählt wurden, waren vielleicht auch etwas zu groß für den Wind”, meinte NDR Segel-Experte Tim Kröger. “Holcim hat die Kontrolle verloren, ist in den Wind gedreht und Allagrande Mapei kam von hinten angenagelt und ist in sie reingefahren.”

Holcim – PRB legt Protest gegen Mapei ein

Wie sieht es in der Schuldfrage aus? “Wie es sich im Moment darstellt, wäre Allagrande Mapei ausweichpflichtig gewesen. Aber wahrscheinlich konnten sie nicht so schnell reagieren und haben das gar nicht gesehen”, so der Admiral’s-Cup-Sieger aus Hamburg. Die Schuldfrage müsse ein Protest-Komitee klären.

Video:
NDR Segel-Experte Tim Kröger über den Startunfall beim Ocean Race (2 Min)

“Diese Angelegenheit wird zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt von der internationalen Jury behandelt werden”, teilte Rennleiter Phil Lawrence am Sonntagabend mit. Holcim – PRB habe Protest eingelegt.

Zehntausende beim Ausdocken in Kiel

Zuvor waren die sieben Boote von zehntausenden Fans begeistert im Ocean Live Park verabschiedet worden. Und auch die Bedingungen mit blauem Himmel, glatter See und Windstärken von 15 bis 18 Knoten waren perfekt.

“Die ganze Woche war ziemlich unglaublich. Kiel hat sich von seiner besten Seite gezeigt”, sagte Boris Herrmann, ehe er unter dem Jubel der Fans an Bord der Malizia – Seaexplorer ging. Für den sechsmaligen Weltumsegler aus Hamburg ist es die letzte Regatta mit seinem Boot, bevor es die neue Eignerin Francesca Clapcich übernimmt, die beim Ocean Race Europe zum Team Malizia zählt.

Die Übertragung des Starts des Ocean Race Europe in Kiel in voller Länge. Mit dabei: Boris Herrmann und sein Team Malizia.

Malizia erst Letzter, holt dann aber auf

Nach dem Start kamen die Boote schnell ins Foilen – auch Herrmann mit der Malizia, die als letzte Imoca die Ziellinie gekreuzt hatte, dann aber zügig Fahrt aufnahm und aufholte. Der gebürtige Oldenburger setzt in aller Regel auf eine eher defensive Strategie beim Start. “Eine der größten Gefahren ist ein Zusammenstoß auf der Startlinie”, hatte er bereits im Vorfeld gesagt.

“Boris ist für seine eher defensive Art des Segelns bekannt. Er hat auch das Ziel, bei jeder Regatta anzukommen. Das schafft er auch. Ja, er ist ein bisschen verhalten gestartet, aber er ist sicher weggekommen und hat womöglich alles richtig gemacht.”

Susann Beucke

Die fünf verbliebenen Yachten setzten das Rennen nach dem Crash mit unverminderten Geschwindigkeiten fort. Die ersten zwei Bonuspunkte kassierte als schnellstes Boot keine zehn Minuten nach dem Start Paul Meilhats französische Biotherm beim ersten Wertungstor am Leuchtturm Kiel. Einen Zähler erhielt dort als zweitschnellstes Boot Paprec Arkéa ebenfalls aus Frankreich. Herrmanns Team Malizia lag eine Stunde nach dem Start auf Platz vier.

Rückkehr ins Rennen in Portsmouth?

Für Kuiper, 2023 noch beim Ocean Race um die Welt Co-Skipperin im Team Malizia, sowie Beccaria war zu dem Zeitpunkt zumindest Etappe eins schon Geschichte. Unklar ist, ob Holcim – PRB und Mapei nach dem bitteren Aus nur zwei Minuten nach dem Start ab dem zweiten Teilstück wieder ins Renngeschehen eingreifen können. Die Schäden sind massiv, die Zeit ist knapp. Bitter für die Niederländerin bei ihrer Premiere als Skipperin in einem großen Imoca-Rennen. Sie ist zudem die einzige Skipperin unter den sieben Teilnehmern.

Die Holcim - PRB kollidiert mit der Mapei kurz nach dem Start vom Ocean Race Europe.

Das Ocean Race Europe 2025 ist in Kiel gestartet. Es kam zu einer schwerwiegenden Kollision zweier Boote. News und Hintergründe zum Segel-Rennen im Live-Blog.

“Im Moment konzentrieren wir uns darauf, das Boot startklar zu machen, es so schnell wie möglich zu reparieren und hoffentlich in Portsmouth an den Start zu gehen”, erklärte die 30-Jährige und gab sich kämpferisch: “Wir werden das schaffen. Wir haben ein sehr starkes Team.” Holcim war schon kurz nach der Ankunft in Kiel auf dem Weg in die Werft.

Auch Beccaria betonte: “Wir werden auf keinen Fall aufgeben, solange noch eine Chance besteht. Wir überprüfen das Boot. Es scheint nicht einfach zu sein, aber wir werden sehen.” Das Team Malizia bot beiden seine Unterstützung an.

“Für die Teams ist es jetzt ein Rennen mit der Zeit. Der Start der zweiten Etappe ist schon in einer Woche. Die Boote müssen repariert und dort hingebracht werden, sie geben jetzt an Land richtig Gas”, erklärte die Olympia-Zweite Susann Beucke. Grundsätzlich sei noch gar nichts entschieden: “Es werden noch so viele Punkte vergeben, es kann noch alles passieren.”

Ankunft in Portsmouth Mittwoch oder Donnerstag

Die erste Etappe führt die Flotte über 850 Seemeilen nach Portsmouth (England). Für die ersten 24 Stunden sind intensive Bedingungen mit starkem Wind und hoher Bootsgeschwindigkeit vorausgesagt. Die Yachten werden am Mittwochabend oder Donnerstagabend im Ziel der ersten von insgesamt fünf Etappen erwartet. Der Sieger bekommt dann sieben Punkte. Ziel ist in sechs Wochen Boka Bay in Montenegro.

Herrmann, der auf der zweiten Etappe pausieren wird, setzt zum Auftakt auf Co-Skipper Will Harris, Cole Brauer und Justine Mettraux an Bord. Anbord-Reporterin ist Flore Hartout. “Mich begleiten über alle Zweifel erhabene Champions”, sagte der Hamburger.

Boris Herrmann auf der Malizia - Seaexplorer vor dem Ocean Race in Kiel

Die Sportclub-Übertragung der Parade der Skipper beim Ocean Race Europe in Kiel in voller Länge. Mit dabei: Boris Herrmann.

Die Malizia - Seaexplorer von Boris Herrmann

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