Oberschleißheim: Jahrzehntelanger Helfer der Wohnungslosen – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Der Krieg war vorbei. München war von Bomben zerstört. Und viele Menschen schliefen auf den Straßen. Bewegt von dem Elend ergriff Stadtpfarrprediger Adolf Mathes die Initiative und überzeugte die Stadt, Bunker für Wohnungslose zu öffnen. Viele kriegsversehrte Soldaten waren darunter, und Männer aus dem Umland, die vielleicht Arbeit aber kein Obdach fanden. Im Jahr 1950 gründete Mathes mit Gleichgesinnten den Katholischen Männerfürsorgeverein München (KMFV), der heute circa 8000 Hilfesuchende im Jahr unter anderem in Oberschleißheim betreut. Die Umstände haben sich in 75 Jahren geändert, aber die Herausforderungen sind weiter groß.
Der KMFV ist bis heute von den caritativen Idealen geprägt, die den von den Münchnern als „Bunkerpfarrer“ liebevoll bezeichneten Adolf Mathes angetrieben haben. Schon früh sei die Erkenntnis gewachsen, teilt der Verein mit, dass Hilfen auf die jeweilige Situation der Bedürftigen zugeschnitten sein müssten. Der anfängliche Fokus auf Männer sei daher gekommen, dass noch bis in die Achtziger- und Neunzigerjahre eigene katholische Fürsorge-Organisationen für Frauen getrennt gearbeitet hätten. Spätestens seit der Jahrtausendwende sei diese Trennung verschwunden.
Bei einem Festakt anlässlich des 75-jährigen Bestehens in der katholischen Stiftungsfachhochschule München priesen Vertreter der Stadt und des Bezirks Oberbayerns das Wirken des Vereins, der heute als Fachverband der Sozialarbeit in der Erzdiözese München-Freising tätig ist. 650 Mitarbeitende nehmen sich in mehr als 60 Fachdiensten, Einrichtungen und Projekten der Menschen an. 1800 stationäre Plätze stehen bereit in München, Oberschleißheim, Freising, Landshut und Garmisch-Partenkirchen. Und das natürlich auch für „Frauen, Kinder und Familien“, wie KMFV-Sprecher Ralf Horschmann sagt.
Im Jahr 1979 ist die erste Unterkunft in München entstanden
Der Fokus als „Fachverband der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe“ liegt auf allen am Rand der Gesellschaft. So etwa mit Hilfen für ältere Wohnungslose. 1979 entstand das erste Haus für ältere wohnungslose Männer an der Franziskanerstraße in München. Weitere Häuser folgten an der Gabelsberger Straße und an der Waakirchner Straße. Die erste Pflegeeinrichtung für Wohnungslose eröffnete 1996 mit dem Haus Sankt Benno in Oberschleißheim. Bis 2027 schafft der KMFV als Eigentümer großer Flächen am nördlichen Ortsrand in Mittenheim ein Quartier mit sozialem Anspruch.
Der Bau von 420 Eigentums- und Mietwohnungen ist Teil der „Initiative Wohnen“, mit der der Verein versucht, selbst als Akteur bezahlbares Wohnen möglich zu machen. In Oberschleißheim-Mittenheim würden 50 Prozent der Wohnungen „mietpreisgedämpft“ angeboten. Um ehemals Wohnungslosen beizustehen, stelle man Wohnraum zur Verfügung, sagt Vereinsvorstand Ludwig Mittermeier, und gehe auch Kooperationen mit Vermietenden ein.
Zu den angepassten Hilfen gehören niedrigschwellige Angebote wie die 1990 und 1995 eröffneten Häuser an der Kyreinstraße und an der Chiemgaustraße, wo Menschen mit wenigen Zugangsbeschränkungen ein Obdach finden. Seit 2008 baut der Verein ambulante Hilfen in München, Freising und Landshut aus. Es gibt seit 2004 an der Knorrstraße in München ein Haus für psychisch Kranke. Mit der Münchner Straßenambulanz, dem Münchner Zahnmobil und der Krankenwohnung habe man die medizinische Versorgung verbessert, teilt der Verein mit.
Die Ausstellung „Alle wollen wohnen: KMFV – 75 Jahre Wohnungslosenhilfe in München“ läuft bis 10. Oktober im Ellen-Ammann-Seminarhaus in der Preysingstraße 95 in München.





















