Oberschleißheim: Ein klassisches Konzert für Babys – Landkreis München | ABC-Z

Es wuselt im Saal. Eltern packen die Snackboxen für ihre Sprösslinge aus, Babys rollen über Picknickdecken und so manch ein mutiger Konzertgast traut sich und krabbelt ganz in die Nähe der vier Musiker, die gerade mit ihren Streichinstrumenten in der Mitte des Raumes Platz genommen haben. Sodann ertönen die ersten Takte von Astor Piazzollas „Libertango“. Im Saal des Oberschleißheimer Bürgerzentrums ist es kuschelig warm und mucksmäuschenstill. Die kleinen Zuhörer bekommen große Augen und schauen gebannt zum Ensemble; ein Baby beginnt prompt zu schunkeln. Die Eltern sind entzückt.
Nicht nur für die meisten Babys ist das Babykonzert eine Premiere, auch einige der Eltern haben sehnsüchtig auf die Live-Klänge gewartet. So etwa Anna Schmidt und Nikolas Estner aus München: Die beiden waren früher gern mal zu zweit in Konzerten, dann kam vor elf Monaten ihre Tochter Marie auf die Welt. Dass sie jetzt ihr erstes Konzert mit Marie zusammen besuchen können, seit sie Eltern sind, freut sie. Der Ausflug sei für die drei ein regelrechtes Familienevent, sagen sie.
Etwas ganz Besonderes ist das Konzert auch für die Musiker selbst. Die vier Studierenden haben sich über das Odeon-Jugendsinfonieorchester kennengelernt. „Das heute ist mal ein ganz anderes Setting, als wir es sonst kennen“, sagt der Cellist Lukas Nolte, denn: „Die Kinder müssen nicht still da sitzen, sondern können rumlaufen.“ Mit ihm musizieren Charlotte Spöhr, Christine Röders und Helena Wagner. Für das Konzert haben sich die Musiker eine bunte Mischung aus klassischer Musik, etwa von Franz Schubert und Joseph Haydn, aber auch moderne Stücke wie die Filmmusik aus „Fluch der Karibik“ ausgesucht.
Und die Musikauswahl gefällt augenscheinlich den jungen Zuhörern. Ein Mädchen dreht zur Musik Pirouetten. Nicht einmal weint oder schreit ein Kind. Fast bis zum Schluss des Konzerts bleibt es ganz still im Raum. Gelegentlich knistert eine Tüte mit Kinderkeksen, oder man hört eine Mutter schnaufen, die ihrem etwas zu interessierten Baby hinterher hechtet, das sich schon wieder auf allen Vieren auf den Weg zu den Musizierenden macht.
„Klassik für die Kleinsten ist einfach toll“, findet Gaby Hohenberger vom Kulturteam der Gemeinde Oberschleißheim. Sie hat das Babykonzert initiiert und sagt: „So werden sie schon ganz früh an unsere schöne Welt der Klassik herangeführt.“ Seit 2017 gibt es in Oberschleißheim die Babykonzerte. Als Vorbild habe man Babykonzerte in München gehabt, erzählt sie. Hohenberger weiter: „Dazu ist es noch ein ganz zwangloser, entspannter Rahmen. Und schließlich kommen auch die Eltern einmal wieder in den Genuss eines Klassikkonzerts.“
Die augenscheinlich jüngste Zuhörerin an diesem Sonntagnachmittag ist die sechs Monate alte Mia. Sie liegt ganz entspannt in den Armen ihrer Mutter und lässt ihren Blick durch den Raum schweifen. „Wir hören zu Hause sehr gern klassische Musik“, erzählt ihre Mama Qian Niu. Die Familie habe auch ein Klavier bei sich stehen, auf dem ihre Tochter Mia jetzt schon gern spiele. Der Pianistinnen-Karriere sind also schon alle Wege bereitet.

Und Marie, die Tochter von Anna Schmidt und Nikolas Estner? Die wird mal Schlagzeugerin, vermuten ihre Eltern. Zumindest sei daheim kein Gegenstand vor den Trommelkünsten des elf Monate alten Mädchens sicher. Beim Babykonzert hält sich Marie allerdings noch etwas zurück und lauscht lieber den Profis. Trotzdem ist sich ihr Vater sicher: „Ich glaube, es hat unserer Tochter sehr gut gefallen.“ Und seine Partnerin pflichtet ihm bei: „Auf jeden Fall. Hier können Babys sehen, wie Musik entsteht – das ist ganz anders, als wenn man es aus dem Handy oder Radio hört.“





















