Oberschenkelhalsbruch: Symptome, OP und mögliche Spätfolgen | ABC-Z

Stand: 27.10.2025 08:39 Uhr
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Ein Oberschenkelhalsbruch tritt meist im Alter auf, mit gravierenden Spätfolgen. Aber: Wird die Schenkelhalsfraktur schnell richtig behandelt, beispielsweise mit OP, können Patienten vollständig gesund werden.
Beim Bruch des Oberschenkelknochens ist Mobilisierung Schlüsselfaktor der Behandlung: Um die Selbstständigkeit von Patientinnen und Patienten zu erhalten, werden sie in der Regel gleich nach der OP mobilisiert. Ein anschließende ambulante oder stationäre Reha ist wichtig, um Komplikationen und Spätfolgen bis hin zur Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.
Oberschenkelhalsbruch: Drei Fakten auf einen Blick
Nur etwa fünf Prozent aller Patienten mit Schenkelhalsfraktur sind jünger als 50 Jahre. Häufigste Ursache für den Oberschenkelhalsbruch ist ein Sturz auf die Hüfte.
Oberschenkelhalsbruch: Symptome für die Schenkelhalsfraktur
Der Bruch des Oberschenkelhalses wird auch Schenkelhalsfraktur oder Oberschenkelhalsfraktur genannt und ist in der Regel mit starken Schmerzen im Bereich der Hüfte und Leiste verbunden. Diese Hüftschmerzen sind daher wichtigstes Symptom für die tatsächliche Fraktur des Oberschenkelknochens; die Schmerzen können in Bein oder Becken ausstrahlen. Es kommt zu starken Bewegungseinschränkungen; die Betroffenen können das entsprechende Bein oft nicht anheben oder belasten.
Der Oberschenkelhals (Collum femoris) liegt zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Oberschenkelkopf. Diese schmale Verbindungsstelle ist besonders anfällig für einen Bruch.
Weitere mögliche Symptome für den Oberschenkelhalsbruch sind:
- ein verkürztes Bein, das betroffene Bein verschiebt sich nach oben,
- ein unnatürlich nach außen verdrehtes Bein,
- Blutergüsse und Schwellungen im Bereich des Hüftkopfes.
Untypische Symptome bei Schenkelhalsbruch
Nicht in allen Fällen kommt es zu starken Schmerzen. Das Bein kann auch nur verdreht und leicht schmerzhaft erscheinen, weil starke Bänder und Muskeln der Hüfte Bruchstellen noch zusammenhalten. Die Untersuchung beim Arzt ist aber immer wichtig, denn: Braucht es eine OP, sollte die binnen 24 Stunden erfolgen, um Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden. Manchmal spielen ältere Menschen Beschwerden auch herunter, aus Angst, ins Krankenhaus zu müssen.
Oberschenkelhalsbruch OP: Methoden bei einer Schenkelhalsfraktur
Ein Oberschenkelhalsbruch wird heute in fast allen Fällen operiert. Konservative Therapie, also eine Ruhigstellung der Hüfte über mehrere Monate, belastet gerade die meist im Alter betroffenen Menschen körperlich zu stark – das Risiko für Spätfolgen des Oberschenkelhalsbruchs steigt. Für die OP der Schenkelhalsfraktur gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten: die Hüftkopf-erhaltende OP und den Ersatz des Hüftkopfes durch ein künstliches Gelenk (Endoprothese am Knochen, von Laien oft Hüftprothese genannt).
Was und wie dann operiert wird, hängt davon ab, wo der Knochen bricht: Bricht der Knochen außerhalb der Gelenkkapsel – weiter von der Hüfte entfernt, unten im Oberschenkel – heißt das petrochantäre Schenkelhalsfraktur. Dieser Bruch wird vorwiegend mit einem Marknagel oder einer dynamischen Hüftschraube versorgt.
Liegt der Bruch direkt am Hals des Oberschenkelknochens, nah am Hüftkopf und innerhalb der Gelenkkapsel, spricht die Medizin von einer Schenkelhalsfraktur. Diese Form des Bruchs wird vorwiegend mit einem künstlichen Gelenk, einer Endoprothese behandelt.
Osteosynthese: Wie läuft die OP ab?
Im Fall der Hüftkopf-erhaltenden OP (Osteosynthese) bringt der Chirurg die gebrochenen Knochenteile zurück in die richtige Stellung und befestigt sie mit Schrauben, Nägeln, Draht oder Platten. Das kommt vor allem dann infrage, wenn:
- der Oberschenkelhalsbruch nicht älter als 24 Stunden ist,
- die Bruchteile nicht zu weit auseinander liegen,
- keine Osteoporose (Knochenschwund) vorliegt,
- auch keine Arthrose des Hüftgelenks (Coxarthrose) vorliegt.
Prothese nach Oberschenkelhalsbruch
Der künstliche Gelenkersatz, die sogenannte Endoprothese, ist vor allem dann von Vorteil, wenn die Betroffenen bereits unter Arthrose leiden. Dann kann entweder nur der Hüftkopf oder auch das gesamte Hüftgelenk (also Gelenkkopf und Gelenkpfanne) durch eine Totalendoprothese (TEP) ersetzt werden.
Oberschenkelhalsbruch: Schnelle Mobilisierung nach OP entscheidend
Bei beiden operativen Verfahren werden Patienten noch am OP-Tag mobilisiert, also binnen 24 Stunden, und mit Physiotherapie behandelt. Das verhindert Komplikationen wie Pneumonie, Thrombose, Dekubitus, Harnwegsinfekte und Muskelschwund. Je nachdem, wie kompliziert die Fraktur war, darf das betroffene Bein nach einer Osteosynthese bis zu sechs Wochen nur zum Teil belastet werden.
Nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks wird hingegen sofort mit dem Gangtraining begonnen: Bestimmte Bewegungen – etwa eine Beugung der Hüfte um mehr als 90 Grad – sind aber zunächst verboten. Gelenkschonende Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen sind bei beiden OP-Methoden nach rund fünf Monaten wieder möglich.
Früh-Reha nach Oberschenkelhalsbruch
Im Anschluss an die unmittelbare Mobilisation nach der OP bleibt Bewegung zentral für die Heilung – vor allem, um ein selbstständiges Leben zu Hause im Anschluss wieder zu ermöglichen. Besonders erfolgreich ist das geriatrisch-interdisziplinäre Reha-Konzept, bei dem Orthopädie, Innere Medizin, Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie zusammenarbeiten. Um Patienten bestmöglich zu versorgen und Früh-Reha zu koordinieren, gibt es rund 180 sogenannte Alterstraumazentren in ganz Deutschland.
OP und Krankenhaus: Wie lange dauert die Behandlung der Schenkelhalsfraktur?
Die Operation dauert, je nach Methode, 30 bis 60 Minuten. Wie lange Patientinnen und Patienten nach der OP im Krankenhaus bleiben müssen, hängt sehr von ihrem grundsätzlichen Gesundheitszustand ab: Junge, gesunde Patienten können das Krankenhaus oft schon nach vier bis fünf Tagen verlassen; ältere Patienten werden häufig mindestens sieben Tage im Krankenhaus behalten, auch um Komplikationen und Spätfolgen des Oberschenkelhalsbruchs zu vermeiden. Das sind beispielsweise eine Hüftkopfnekrose – also das Absterben von Knochengewebe am Knochen der Hüfte – oder eine Thrombose (Bildung gefährlicher Blutgerinnsel).
Sterberisiko steigt durch Oberschenkelhalsbruch: Spätfolgen und Komplikationen
Mit modernen OP-Verfahren lässt sich der Knochen so effektiv stabilisieren, dass Betroffenen schnell wieder auf die Beine kommen und von Komplikationen verschont bleiben. Verzögerungen der Therapie können jedoch schwere Folgen haben: Schon die Frage, ob binnen 24 Stunden (bei Einnahme von Blutverdünnern binnen 48 Stunden) oder erst zwei bis drei Tage nach Oberschenkelhalsbruch operiert wird, beeinflusst Studien zufolge die Sterblichkeitsrate negativ.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) liegt grundsätzlich die Sterblichkeitsrate 30 Tage nach einem Oberschenkelhalsbruch bei älteren Patienten in Deutschland bei etwa zehn Prozent. Gründe dafür sind meist Komplikationen in Folge der Schenkelhalsfraktur, die durch Bettlägerigkeit begründet sind.
Häufige Spätfolgen und Komplikationen nach einem Oberschenkelhalsbruch sind:
Reha nach OP beim Oberschenkelhalsbruch
Eine Reha (Rehabilitation) nach der OP wird allen Betroffenen empfohlen: Je nach Gesundheitszustand kann die Reha ambulant oder stationär durchgeführt werden. Ältere Patienten ab 65 Jahren machen in der Regel eine stationäre Reha.
In der Reha geht es unter anderem darum, Muskeln aufzubauen und Beweglichkeit zu trainieren. So können Schonhaltungen nach dem Oberschenkelhalsbruch vermieden werden, die auf Dauer zu Fehlbelastungen und Schmerzen führen. Training des Gleichgewichts und von stabilisierender Tiefenmuskulatur kann helfen das Sturzrisiko für die Zukunft zu mindern.
Heilung nach Oberschenkelhalsbruch dauert mehrere Monate
Die Heilungsdauer hängt sehr von Alter und Knochenqualität der Patienten und der Art des Eingriffs ab. Bei Erwachsenen unter 65 Jahren dauert die Heilung nach einer Hüftkopf-ersetzenden OP etwa vier bis sechs Monate. Liegt eine Osteoporose vor, kann der Heilungsprozess auch länger dauern.
Was sind Spätfolgen eines Oberschenkelhalsbruches?
Auf Dauer kann es durch den Sturz auf das Hüftgelenk auch zu Knorpelschäden und Arthrose kommen, sofern diese nicht schon vorher vorlag. Wird bei der Operation eine Prothese eingesetzt, birgt das auch Risiken wie:
- Nachblutungen,
- Wundheilungsstörungen,
- Nervenverletzung,
- Gefäßverletzungen,
- Infektion des künstlichen Gelenks und Knochens mit Bakterien.
So eine Infektion der Prothese kann auch Jahre nach dem Eingriff noch auftreten: zum Beispiel durch andere medizinische Behandlungen wie eine Darmspiegelung oder eine Zahnbehandlung, die Bakterien in den Blutkreislauf bringt. Wichtig ist darum: Behandelnde Ärzte über das Kunstgelenk informieren, dann kann bei erhöhtem Risiko vorsorglich ein Antibiotikum verabreicht werden.
Pflegestufe durch Oberschenkelhalsbruch
Auch wenn es das Ziel sein soll, nach der Behandlung eines Oberschenkelhalsbruches wieder vollständig fit und beweglich zu sein, kann es bei älteren Menschen durchaus vorkommen, dass sie Hilfe in ihrer häuslichen Umgebung brauchen, zum Beispiel beim Ankleiden oder der Körperpflege. Dann kann es sinnvoll sein, einen Pflegegrad zu beantragen und einen Pflegedienst zu engagieren.
Sogenannte Pflegegrad-Rechner, die es von verschiedenen Organisationen gibt (zum Beispiel pflegehilfe.org, verbraucherzentrale.de und vdk.de) helfen, den möglichen Pflegegrad einzuschätzen, der offiziell vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) vor Ort festgestellt wird.
Epertinnen und Experten aus dem Beitrag
Chefärztin Geriatrische Klinik
Städtisches Krankenhaus Kiel


























