Nvidia verliert massiv an Wert: Deepseek löst Beben in der Halbleiterbranche aus | ABC-Z

Nvidia verliert massiv an Wert
Deepseek löst Beben in der Halbleiterbranche aus
27.01.2025, 23:24 Uhr
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Der Schreck der US-Halbleiterindustrie heißt Deepseek und kommt aus China: Der KI-Assistent des Startups kommt bei gleicher Leistung mit weniger Kosten aus als die Modelle von Nvidia und Co. Der Kurs des Branchenprimus rauscht an der Wall Street ab.
Der Hype um ein chinesisches Billigmodell für Künstliche Intelligenz (KI) hat Technologiekonzerne an der Wall Street auf Talfahrt geschickt. Anleger hinterfragten auf beiden Seiten des Atlantiks die zum Teil KI-getriebenen hohen Bewertungen von Aktien aus dem Halbleiterbereich. Allen voran rauschten zum Wochenstart die Titel des KI-Chipherstellers Nvidia um rund 17 Prozent in die Tiefe. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte am Montag 3,1 Prozent auf 19.341 Zähler ein. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte machte dagegen anfängliche Verluste von knapp einem Prozent wieder wett und zog zum Schluss 0,7 Prozent auf 44.713 Punkte an. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,5 Prozent auf 6012 Stellen.
Auslöser für den Tech-Absturz war der kostenlose KI-Assistent des chinesischen Startups Deepseek, der am Montag den Rivalen ChatGPT überholte und die am besten bewertete kostenlose Software-Anwendung in Apples App Store in den USA wurde. DeepSeek ist damit die erste chinesische Firma, die von der US-Technologiebranche dafür gelobt wird, dass sie die Leistung der fortschrittlichen US-Modelle erreicht. Das neue Open-Source-KI-Modell R1 des chinesischen Startups wurde zudem nach Firmenangaben deutlich kostengünstiger entwickelt und soll Chips mit geringerer Leistung nutzen.
„Der Erfolg von Deepseek ist ein Weckruf und wirft auch ein gewisses Fragezeichen auf, wie viel Geld ausgegeben werden muss, um ein Modell zu erstellen, und ob die Investitionsausgaben in diesem Ausmaß, die wir beobachtet haben, wirklich erforderlich sind“, konstatierte Ben Barringer, Tech-Analyst bei Guilter Cheviot.
Für Nvidia, dessen Chips die erste Wahl für KI-Anwendungen sind, war es der stärkste Kursrutsch seit knapp fünf Jahren. KI-Modelle wie ChatGPT benötigen für ihr Training Hochleistungschips, was vergangenes Jahr den Höhenflug von Nvidia ausgelöst hat. Die Effizienz des KI-Assistenten von Deepseek löst nun Sorgen um die Gewinne der US-Rivalen aus. Die Halbleiterfirmen Broadcom und Marvell Technology gaben mehr als 17 Prozent beziehungsweise 19 Prozent nach. Der KI-Serverhersteller Super Micro fiel um rund zwölf Prozent, Dell um knapp neun Prozent. Der als „Angstbarometer“ der Wall Street bekannte Cboe Volatility Index sprang zeitweise um mehr als 50 Prozent nach oben.
US-Stromkonzerne straucheln
Noch höher fielen zum Teil die Kursverluste bei US-Energiekonzernen aus, die zuletzt von Spekulationen auf eine höhere Stromnachfrage durch KI-Rechenzentren profitiert hatten. Die Aktien von Vistra brachen um rund 28 Prozent ein, Constellation Energy rutschte um rund 20 Prozent ab. GE Vernova, das vergangene Woche von steigender Nachfrage nach seinen Gasturbinen sowie Netzausrüstungen berichtet hat, büßte mehr als 21 Prozent ein. DeepSeek arbeitet nach Firmenangaben deutlich kostengünstiger, weil es weniger Rechenkapazität benötigt und damit auch weniger Strom.
Der Ausverkauf an den Börsen ließ Anleger in sichere Häfen flüchten und bei US-Staatsanleihen zugreifen. Im Gegenzug fiel die Rendite von zehnjährigen Treasuries um 8,5 Basispunkte auf 4,538 Prozent. Der Rückgang belastete den Dollar. „Die Nachfrage nach sicheren Anlagen hat sich auf den Devisenhandel ausgeweitet“, sagte Shaun Osborne, Devisenchefstratege bei der Scotiabank. Von den Marktunruhen profitierten der japanische Yen sowie der Schweizer Franken. Der Dollar fiel im Gegenzug zum Yen um 1,1 Prozent und gegenüber dem Schweizer Franken um 0,5 Prozent.