Nur noch ein Klotz am Bein: Ex-Außenminister Gabriel: „Trump will Europa zerstören“ | ABC-Z

Nur noch ein Klotz am Bein
Ex-Außenminister Gabriel: „Trump will Europa zerstören“
02.03.2025, 10:59 Uhr
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Nach der Eskalation im Weißen Haus steht für den ehemaligen Bundesaußenminister Gabriel fest: Trump will und braucht Europa als Partner nicht. Der einzige Weg, wie man gegen den US-Präsidenten bestehe, sei Stärke und Entschlossenheit – wirtschaftlich, aber auch militärisch.
Der frühere deutsche Außenminister Sigmar Gabriel warnt vor einer Bedrohung für Europa durch die Politik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. „Für Trump ist Europa kein strategischer Partner, sondern nur noch ein Klotz am Bein“, sagte der frühere SPD-Parteivorsitzende der „Augsburger Allgemeinen“. „Ich bin sicher, dass er Europa schwächen oder sogar zerstören will, denn wir sind eben doch ziemlich groß“, warnte Gabriel.
Die richtige Antwort darauf sei eine „Coalition of the willing“ (Koalition der Willigen) in Europa. „Deutschland, Frankreich, Polen, Großbritannien und sicher auch die skandinavischen Staaten müssen sozusagen neben der Europäischen Union in einer gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik vorangehen“, sagte der SPD-Politiker. „Wir werden uns nur durch Stärke und Entschlossenheit Respekt bei Trump verschaffen“, betonte er. Mit den Schwachen springe Trump um wie mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beim Eklat im Weißen Haus. „Wirtschaftliche Stärke ist hier mindestens genauso wichtig wie militärische Stärke“, sagte Gabriel.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump waren am Freitag bei einem Besuch Selenskyjs in Washington vor laufenden Kameras heftig aneinandergeraten. Trump warf unterstützt von seinem Vizepräsidenten J.D. Vance Selenskyj fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Er drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem Deal mit Russland zustimmen. Der ukrainische Staatschef verließ das Weiße Haus im Streit. Der Vorfall löste bei den europäischen Verbündeten der Ukraine Bestürzung aus. Zahlreiche Verbündete bekundeten Selenskyj ihre Solidarität – darunter auch SPD-Kanzler Olaf Scholz und CDU-Chef Friedrich Merz.
Mit Blick auf den anstehenden Wechsel nannte Gabriel die Möglichkeit einer schwarz-roten Koalition „eine große Chance“, nachdem sich die bisherige Bundesregierung zu wenig um Europa gekümmert habe. „Das Verhältnis zu Frankreich ist schlecht, das Verhältnis zu Polen ist schlecht. Friedrich Merz hat das erkannt, er wird mit offenen Armen empfangen werden“, sagte Gabriel. „Viele Europäer wünschen sich, dass endlich ein Deutschland auf die politische Bühne zurückkehrt, das bereit ist, mit anderen zusammen die Führung zu übernehmen“, fügte er hinzu.