Nuki Smart Lock Ultra im Test: Dem neuen Schloss fehlt etwas | ABC-Z
Mit dem Ultra verändert Nuki seine smarten Türschlösser grundlegend. Besonders auffällig ist die hohe Schließgeschwindigkeit, die der Hersteller in einem Modus selbst als „verrückt“ bezeichnet. Bei einer anderen Komponente kann Nuki dagegen im Test nicht überzeugen.
Es stimmt schon: Allzu lange dauert es nicht, einen Schlüssel aus der Tasche zu holen und eine Wohnungs- oder Haustür aufzuschließen. Trotzdem ist es schön, wenn man es nicht machen muss – und die Tür automatisch aufgeht. Das neue Nuki Smart Lock Ultra macht genau das. Nähert sich der Bewohner der Tür auf wenige Meter, schließt es die Tür auf.
Das funktioniert mit den Nuki-Schlössern zwar schon seit vielen Jahren. Doch die neue Ultra-Variante dürfte die wohl größte Veränderung der Schlösser aus Österreich mit sich bringen. Es besteht jetzt nur noch aus einem Knauf im Edelstahl-Design, der klobige Batterie-Kasten darunter ist verschwunden. Auch das Innenleben hat sich verändert. Die Arbeit des Aufschließens erledigt nun ein bürstenloser Motor. Außerdem ist der Akku jetzt fest im Knauf verbaut.
Im Alltag bringt all das viele Verbesserungen mit sich. Im Test überzeugte besonders die Geschwindigkeit des Nuki Ultra. Es öffnet die Tür mehr als dreimal schneller als das Vorgänger-Modell. In der zugehörigen Smartphone-App können drei Schließgeschwindigkeiten eingestellt werden. „Insane“ (verrückt) heißt der schnellste Modus. Aber auch der Standard-Modus ist schnell genug. Nur im „Gentle“-Modus braucht das Schloss deutlich mehr Zeit.
Doch warum gibt es diese unterschiedlichen Modi? Nuki begründet das mit dem Geräuschpegel bei Auf- und Zuschließen. Je langsamer, desto leiser. Vor allem nachts, wenn die Kinder schlafen, möchte sie niemand mit einem lauten Schloss aufwecken. Und so lässt sich in der App ein automatischer Nachtmodus einstellen, sodass zu bestimmten Uhrzeiten immer nur der sanfte Modus aktiv ist.
Wir hatten uns hierbei mehr versprochen. Zwar ist das Schloss merklich leiser als die Vorgänger-Modelle – wirklich geräuscharm ist es aber immer noch nicht. Wir hätten uns anstelle eines Insane-Modus lieber einen echten Flüster-Modus gewünscht.
Die Smartphone-App ist gut durchdacht. Hier lassen sich viele Einstellungen, Zeitpläne und Berechtigungen für mehrere Nutzer vornehmen. Berechtigungen können zudem auch zeitlich begrenzt werden, sodass etwa die Putzhilfe nur am Donnerstagsnachmittag in die Wohnung kommt, wenn sie die App auf ihrem Smartphone hat.
Auf Wunsch kann die Tür sogar aus der Ferne über das Internet geöffnet werden, weil im kleinen Knauf auch ein WLAN-Empfänger eingebaut ist. Eine zusätzliche WLAN-Bridge in der Wohnung ist dafür nicht nötig. Im Grunde ist noch nicht einmal WLAN nötig, denn der Knauf funkt auch über den neuen Smarthome-Standard Matter und sein Thread-Netzwerk.
Bei den älteren Nuki-Schlössern hat uns gefallen, dass man sie einfach innen über den Schlüssel stülpt und festschraubt. Leider ist die Installation des Nuki Ultra nicht so einfach. Denn dafür ist ein neuer Schlosszylinder nötig, der aber mitgeliefert wird.
Die App zeigt zwar eine Schritt-für-Schritt-Anleitung an. Aber ganz so trivial ist der Austausch nicht. Wir haben dafür gut 20 Minuten gebraucht. Die Schritte: messen, wie weit der alte Zylinder an der Innen- und Außenseite übersteht, Stellschraube des alten Zylinders in der Tür lösen, am bestehenden Zylinder die Innenlänge messen und in die App eingeben. Im Anschluss zeigt die App dann, wie der neue Zylinder angepasst werden muss. Alle Teile dafür werden mitgeliefert.
Von außen lässt sich die Tür nach der Installation – wie vorher – auch mit einem der drei mitgelieferten Schlüssel öffnen. Innen dreht man dafür einfach den Nuki-Knauf. Eigentlich kann man in der App alle Einstellungen seines alten Nuki-Schlosses als Back-up speichern und auf das neue Ultra laden. Bei uns hat das nur teilweise funktioniert. Die alten Nutzerberechtigungen mussten wir trotzdem noch einmal erneuern, sie wurden an das neue Schloss nicht weitergegeben.
Fazit: Im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen ist das Ultra etwas weniger kräftig, was aber nur bei schwergängigen Schlössern auffallen dürfte. Gut gefallen hat uns der Akku-Lademechanismus. Das dafür mitgelieferte Kabel wird einfach magnetisch an die Unterseite des Knaufes gesteckt. Innerhalb von zwei Stunden ist der Akku aufgeladen. Öffnet jemand in dieser Zeit die Tür, fällt das Kabel einfach ab, ohne dass etwas kaputtgehen kann.
Eine Akkuladung soll – je nach Nutzungsverhalten – bis zu sechs Monate lang durchhalten. Nach Angaben des Herstellers soll der fest verbaute Akku eine Lebenszeit von acht bis zehn Jahren haben. Dann, so der Plan, soll es auch ein Austauschprogramm geben. Nuki arbeitet nach eigenen Angaben zudem an einem Ultra-Modell, das – wie bisher – auch mit bestehenden Zylindern verwendet werden kann. Das Nuki Smart Lock Ultra kostet mit einem Universalzylinder 349 Euro.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.