Novak Djokovic schleicht sich als Fragesteller auf Pressekonferenz mit Alexander Zverev – Sport | ABC-Z
Die Pressekonferenz von Alexander Zverev war eigentlich vorbei, da meldete sich noch jemand: „Darf ich eine Frage stellen?“ Die Hälfte der Reporter drehte sich genervt um; wieder einer, der das gestrenge Journalisten-Protokoll bei Tennisturnieren nicht befolgt – und dann sitzt der nicht mal brav in den Sesselreihen wie alle anderen, sondern ganz hinten, wo die Kameras stehen. Wer ist dieser Rüpel im weißen, viel zu weit aufgeknöpften Hemd?
Ach herrje, das ist Novak Djokovic!
Er war der Nächste auf dem Pressekonferenz-Fließband. Und das war für ihn die Gelegenheit, die Floskel-Fragen („Gefällt es Ihnen denn in Melbourne?“, „Was wollen Sie erreichen?“) und die Floskel-Antworten darauf („Ich liebe es! Super-Stadt, Super-Turnier“, „Ich will möglichst weit kommen, ich habe mir einiges vorgenommen“) ad absurdum zu führen und ein bisschen Spaß zu haben. Nicht umsonst ist Djokovic der „Joker“ unter den Tennisprofis, der Spaßvogel.
Karriereende von Dustin Brown
:„Meine Karriere war keine, wie sie im Tennis-Handbuch steht“
Auf Dustin Brown hatte die Tennistour wahrlich nicht gewartet, und doch blickt der 40-Jährige nach 22 Jahren als Profi auf eine der außergewöhnlichsten Karrieren im deutschen Sport zurück. Ein Gespräch über Armut in den Bergen Jamaikas, Toilettengänge mit Machete, Turnierreisen im Wohnmobil und Alltagsrassismus.
Nur: Die Götter haben auch Zverev mit ordentlich Humor gesegnet, also entwickelte sich ein gar wunderbar verrückter Dialog zwischen den beiden. „Nur, wenn du Sportklamotten trägst“, sagte Zverev als Anspielung aufs Flavio-Briatore-Hemd von Djokovic: „Was willst du? Du wirst deinen 25. Grand-Slam-Titel gewinnen. Wir werden alle glücklich sein. Ja, Novak Djokovic, schon wieder“, sagte Zverev. Eine Spitze, auf die Djokovic einen perfekten Komik-Konter hatte, doch musste er den vorbereiten. Seine Frage: „Wir alle wissen, dass du das Weltall und das Planetensystem liebst. Was genau reizt dich daran?“ Oho, mag Zverev gedacht haben, endlich mal eine Frage, in der es nicht darum geht, warum er, der Hochbegabte, noch immer keinen Grand-Slam-Titel gewonnen hat. „Wir glauben, dass wir viele Dinge wissen, aber eigentlich wissen wir nur sehr wenig“, sagte Zverev: „Das Erforschen des Unbekannten, das reizt mich. Ist das eine gute Antwort?“
War es – denn es war die Steilvorlage für die Hundsgemeinheit, die sich Djokovic ausgedacht hatte; er hatte nämlich noch eine Frage: „Glaubst du denn, dass die Antwort darauf, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen, im Weltall liegt?“
Bamm, das saß – vor allem, weil die beiden am Abend zuvor, Zverev war beim Benefiz-Ballschubsen für den leicht verletzten Nick Kyrgios eingesprungen, bereits Spitzen getauscht hatten, dass Djokovic viel zu viele und Zverev viel zu wenige Grand-Slam-Titel hat. Nur war der Spaß damit noch nicht vorbei; der Konter von Zverev: „Die Antwort, wie man einen Grand Slam gewinnt: dass du mich einen gewinnen lässt.“ Tatsächlich hat Djokovic alle drei Grand-Slam-Duelle gegen Zverev gewonnen: 2019 in Paris, 2021 in Melbourne und New York.
Zverev, 27, hatte davor gesagt: „Jeder weiß, was ich jage. Jeder kennt meine Träume. Als Nummer zwei der Weltrangliste kannst du nur ein Ziel haben bei einem Grand Slam: gewinnen.“ Sollten die Konter auf dem Tennisplatz so präzise sein wie im PK-Raum, dann hat er beste Chancen, Djokovic zum ersten Mal bei einem Grand Slam zu besiegen. Im Halbfinale könnte es zum Duell kommen.
Djokovic erhebt schwere Vorwürfe
An anderer Stelle zeigt sich Djokovic dagegen weniger humorvoll. Im GQ-Magazin hat der Serbe nochmals heftige Vorwürfe in Bezug auf seine Abschiebung aus Australien im Jahr 2022 erhoben. Er sei damals vor seiner Ausweisung aus dem Land mit Blei und Quecksilber in seiner Nahrung „vergiftet“ worden, behauptete er. „Ich hatte einige gesundheitliche Probleme. Ich habe gemerkt, dass ich in dem Hotel in Melbourne Essen erhalten habe, das mich vergiftet hat“, sagte der 37-Jährige in dem Interview, das er nach eigener Aussage vor mehreren Monaten gab. „Ich habe das nie öffentlich gesagt, aber als ich nach Serbien zurückkam, wurde entdeckt, dass ich einen sehr hohen Gehalt an Schwermetallen im Blut hatte.“ Verseuchte Nahrung während seines unfreiwilligen Festsitzens in Australien sei die „einzig mögliche Erklärung“ dafür gewesen.
Ein Sprecher des australischen Innenministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, er könne sich „aus Gründen des Datenschutzes“ nicht zu einzelnen Fällen äußern. In der Stellungnahme hieß es jedoch, dass ein Pachtvertrag mit dem Hotel, in dem Djokovic seinerzeit festgehalten wurde, „frisch gekochte, individuell portionierte Mittag- und Abendessen für Häftlinge“ vorsehe. Djokovic betonte in Melbourne, trotz der Kontroversen aus dem Jahr 2022 „keinen Groll“ gegen das australische Volk zu hegen. „Viele Australier haben sich bei mir entschuldigt – und die Regierung hat mir im Jahr darauf wieder ein Visum gegeben“, sagte Djokovic.