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„Vielleicht zahlt noch ein Idiotenverein“: Die Müller-Dämmerung beim FC Bayern | ABC-Z

München – Rechts oder links, das ist die Frage. Wenn die Profis aus ihren Kabinen in der Allianz Arena kommen, um über die Mixed Zone, die Begegnungsstätte mit den Journalisten, zum Ausgang zu gelangen, also zu den Parkplätzen oder dem Mannschaftsbus, gibt es zwei Möglichkeiten. Rechts herum oder links herum. Es ist gelernter Usus, dass die Bayern-Profis den Weg linker Hand nehmen, die Gästespieler rechter Hand.

FC Bayern München: Müller wird bei Auswechslung von den Fans lautstark gefeiert

Und so überraschte Thomas Müller die Reporter am späten Mittwochabend nach dem 5:0 gegen die TSG Hoffenheim mit einem ungewohnten Lauf- bzw. Schlenderweg. Wie sonst meist auch auf dem Feld. Einen Rucksack auf den Schultern begründete der 35-Jährige seine mittels Körpersprache ablehnende Haltung zu einer Interview-Runde:

„Ich hab‘ einen Termin in einem der oberen Stockwerke. Ich muss zum T8-Aufzug und der ist halt rechts. Glaubt ihr mir nicht? Das ist wie mit meinen Laufwegen. Die sind aus meiner Sicht nicht so kryptisch wie ihr immer behauptet.“

Bei seiner Auswechslung in der 81. Minute war Thomas Müller von den Fans lautstark gefeiert worden wie kein anderer. Er selbst nahm das sofort wahr und animierte das Publikum in einer Mischung aus Dankbarkeit und Überraschung. Zugleich in dem Wissen, dass diese Momente der Zuneigung bald der Vergangenheit angehören? Dass der Profifußballer Müller, der 2000 aus der Jugend des TSV Pähl nach München kam und in diesem Jahr 25 Jahre Vereinszugehörigkeit feiert, in wenigen Wochen Geschichte ist?

Müller über die Zuwendung der Fans: „Natürlich macht das Spaß“

Sein Vertrag endet zum 30. Juni. Zukunft offen. Ob er noch eine weitere Saison bei seinem Herzensverein dranhängt, darüber darf Müller quasi selbst entscheiden. Wenn der Mister FC Bayern noch Lust habe zu spielen, gehe es weiter, wenn er keine Lust mehr habe, werde es auch weitergehen mit ihm, „egal in welcher Rolle“, versicherte kürzlich Sportvorstand Max Eberl.

Aber will Müller überhaupt noch? Möchte er im Anschluss an die Klub-WM mit mindestens drei, maximal sieben Spielen in den USA ab Mitte Juni bis Juli beinahe direkt ohne längeren Urlaub in die x-te Saisonvorbereitung starten?

„Natürlich macht das Spaß“, sagte Müller angesprochen auf die Ovationen der Fans. Er mache „Pro- und Contra-Listen. Ich bin nicht mehr der Jüngste. Alles entspannt. Ich werde da nicht zu viel preisgeben, weil ich selber gar nicht so viel daran denke. Schau mer mal. Es ist für mich kein brisantes Thema.“

Immer noch der selbe Schelm: Thomas Müller nach dem 5:0-Sieg gegen Hoffenheim.
Immer noch der selbe Schelm: Thomas Müller nach dem 5:0-Sieg gegen Hoffenheim.
© IMAGO
Immer noch der selbe Schelm: Thomas Müller nach dem 5:0-Sieg gegen Hoffenheim.

von IMAGO

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Müller hatte nach dem zweiten Startelf-Einsatz hintereinander prächtige Laune

Im Weggehen, zum T8-Aufzug, haute der Schelm noch einen Spruch raus: „Es ist gerade Januar, ich könnte ja noch bis Ende Januar verkauft werden. Da warten wir die Frist lieber erstmal ab.“

Prächtige Laune hatte er nach dem zweiten Startelf-Einsatz 2025 hintereinander auch in einem Interview mit der ARD. Befragt zu den aktuellen Transfergerüchten und Vertragsgesprächen – vor allem bei Joshua Kimmich, Alphonso Davies und Jamal Musiala – unterbrach Sportdirektor Christoph Freund lachend mit einer Gegenfrage: „Thomas Müller?“ In Hör- und Sichtweite von Freund stand „Radio Müller“ und schaltete sich direkt ein: „Wenn du noch Geld machen willst, musst du dich beeilen. Vielleicht zahlt noch jemand 500.000 Euro, irgendein Idiotenverein.“

Müller-Doku feiert Ende Februar Premiere

Aktuell stehen 490 Bundesligaspiele (150 Tore) für seine Bayern in Müllers Vita – keiner hat mehr beim Rekordmeister. 731 Pflichtspiele (246 Tore) sind es insgesamt. Auch einzigartig. Spiel für Spiel schraubt er seine Bestwerte nach oben. Aber wie lange noch? Am 4. März wird eine Dokumentation von Amazon Prime Video (Regie: André Hörmann) über den Raumdeuter veröffentlicht. Für Ende Februar ist die Premiere in einem Münchner Kino avisiert. Ein Indiz, dass doch bald Schluss ist?

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Dass der Verein die fest vereinbarte Vertragsverlängerung von Torhüter Manuel Neuer (nur die Unterschriften fehlen) um ein Jahr aktuell noch zurückhält, hängt damit zusammen, dass man sich die unangenehmen Fragen danach (Und was ist mit Müller???) ersparen will. Könnte es auch sein, dass man es im Vorstand Fanliebling Müller überlassen will, die pikante Entscheidung selbst zu verkünden? Dann wären die Bosse fein raus.

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