Norwegen feiert mit B-Elf gegen Island dritten Sieg im dritten Spiel | ABC-Z

Norwegens Fußballerinnen haben auch ihr drittes EM-Gruppenspiel gewonnen. Trotz einer im Vergleich zu den ersten beiden Partien stark veränderten Anfangsformation bezwang der zweimalige Europameister Island am Donnerstagabend in Thun mit 4:3 (2:1).
Matchwinnerin für Norwegen war die erst 20-jährige Signe Gaupset mit einem Doppelpack (15., 26.) sowie den Vorlagen zum 3:1 und 4:1 durch Frida Maanum (49., 75.). Island war durch die frühere Bundesliga-Spielerin Sveindís Jónsdóttir in Führung gegangen (6.) und betrieb kurz vor Ultimo durch Hlín Eiríksdóttir (84.) und Glódís Perla Viggósdóttir (Elfmeter/90.+6) noch Ergebniskosmetik, musste sich letztlich aber auch in seiner dritten Begegnung in der Schweiz geschlagen geben.
Während für das Team von der Vulkaninsel nun die Heimreise ansteht, trifft Norwegen am kommenden Mittwoch (16.07.2025, 21 Uhr) im Viertelfinale auf den Zweiten der Gruppe B, also Italien oder Portugal. Beides Gegner, die für die Nordeuropäerinnen in die Rubrik “schlagbar” fallen.
Grainger wirft Rotationsmaschine an – Norwegen mit sechs Neuen
Gemma Grainger war trotz des vorzeitigen Viertelfinal-Einzugs “not completely amused”. Die Leistungen ihrer Mannschaft hätten “nicht ganz” den eigenen Erwartungen entsprochen, erklärte die englische Trainerin Norwegens vor dem Island-Duell dem Sender “TV2”. Also warf die 42-Jährige im sportlich bedeutunglosen dritten EM-Spiel – ihr Team stand schon als Gruppensieger fest – die Rotationsmaschine an.
In Thea Bjelde, Marit Bratberg Lund, Ingrid Syrstad Engen, Caroline Graham Hansen, Guro Reiten und Geburtstagskind Ada Hegerberg (wurde am Donnerstag 30) gab es für sechs der aktuell besten norwegischen Fußballerinnen eine Verschnaufpause.
Namen aber sind bekanntlich nur Schall und Rauch, wie sich an diesem lauen Sommerabend in Thun wieder einmal zeigte. Denn die vermeintliche B-Elf zeigte nach anfänglichen Abstimmungsproblemen eine vorzügliche Leistung. Im Vorwärtsgang war der Auftritt in den ersten 45 Minuten mit Abstand das Beste, was die Grainger-Equipe bisher in der Schweiz gezeigt hat.
Gaupset antwortet mit Doppelpack auf Führung von Island
Der norwegische Kader hat – soviel steht nun fest – Tiefe. Beispielhaft dafür steht Gaupset, die in ihrem zehnten Länderspiel erstmals von Beginn an auflaufen durfte und nicht nur wegen ihres Doppelpacks, sondern auch durch große Präsenz auf sich aufmerksam machte. Aber bevor die Sternstunde der 20 Jahre alten Offensivspielerin vom SK Brann schlug, durften erstmals die 1.500 isländischen Fans unter den 7.859 8.000 Zuschauern in der Stockhorn-Arena jubeln.
Denn Jónsdóttir brachte die Mannschaft von Coach Thorsteinn Halldórsson nach einem Eckstoß in Führung. Damit war die torlose Zeit der Isländerinnen beim Turnier in der Alpenrepublik beendet.
Sveindis Jonsdottir (2.v.r.) brachte Island in Führung.
Doch die Freude über die Führung währte nur kurz. Denn nur neun Minuten später war Gaupset nach einem Eckstoß von Böe Risa mit einem Rechtsschuss aus der Drehung erfolgreich. Islands Abwehr schlief in dieser Szene den Schlaf der Gerechten.
Nach dem Ausgleich bestimmte der zweimalige Europameister klar das Geschehen. Mit viel Spielfreude und Tempo initiierte das Grainger-Team viele ansehnliche Angriffe. Und im letzten Drittel des Feldes gingen die Norwegerinnen viel entschlossener als in ihren ersten beiden Partien zu Werke. So auch beim 2:1, als Gaupset sich aus rund 20 Metern ein Herz nahm und Cecilía Rán Rúnarsdóttir mit einem Linksschuss ins untere Eck bezwang.
Norwegens Signe Gaupset (m.) erwischte einen Sahne-Tag.
Maanum trifft nach der Pause auch doppelt
Auch nach dem Seitenwechsel riss Norwegen das Zepter sofort an sich und erhöhte per Traumtor zum 3:1. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff über wenige Stationen und einem Doppelpass mit Gaupset war Frida Maanum per Rechtsschuss erfolgreich. Damit war der Torhunger Norwegens aber noch nicht gestillt.
Ein weiteres Mal durfte Maanum einen Treffer bejubeln. Und das “durfte” muss dabei betonte werden, da sie sich keiner nenneswerten Gegenwehr bei ihrem Abschluss aus rund 20 Metern entgegen sah. Islands Abwehr war in Gedanken möglicherweise schon auf der Heimreise. Den Pass zum 4:1 hatte natürlich wieder Gaupset gegeben.
Spätestens beim 4:1 war das Spiel entschieden
Island zeigt in Schlussphase Moral
Damit schien die Entscheidung gefallen zu sein. Dachten wohl auch die Norwegerinnen und ließen es in der Schlussphase ruhiger angehen. Zu ruhig, wie sich herausstellen sollte. Denn Island wollte sich anständig aus der Alpenrepublik verabschieden und erhöhte noch einmal die Schlagzahl.
Zunächst verkürzte Eiríksdóttir mit einem schönen Schuss in rechte Eck auf 2:4, dann brachte Viggósdóttir ihre Mannschaft durch einen verwandelten Foulelfmeter sogar auf einen Treffer heran. Zu einem Punktgewinn reichte es aber nicht mehr für die Isländerinnen, die das Spiel nach einer Gelb-Roten Karte gegen Norwegens Marit Bratberg Lund (90.+4) in Überzahl beendeten.