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North Atlantic Treaty Organization-Chef: Front geht in falsche Richtung – aber Ukraine „verliert nicht“ | ABC-Z


Einschätzung von NATO-Chef Rutte

Front geht in die falsche Richtung – aber Ukraine „verliert nicht“

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Langsam rücken die russischen Streitkräfte seit Monaten an einigen Stellen der Front vor, besonders heikel ist es im Raum Pokrowsk. NATO-Chef Rutte glaubt dennoch, dass die Ukraine den Krieg nicht verliert. Der Preis, den die Kreml-Truppen für ihre Vorstöße zahlen, soll hoch sein. Wird er irgendwann zu hoch?

Die Lage für die Ukraine an manchen Frontabschnitten ist nach wie vor heikel. Die russischen Streitkräfte lassen beispielsweise nicht von ihren Angriffen bei Pokrowsk ab. Von Süden her sind sie mittlerweile relativ weit vorangekommen, Kiews Streitkräfte verlieren an Boden. In Relation zur Gesamtgröße des Landes sind es nur sehr kleine Gebietsverluste, Militärexperte Oberst Reisner zufolge droht aber hinter Pokrowsk ein schnelles Vorrücken über 150 Kilometer.

Laut NATO-Chef Mark Rutte bewegt sich die Front in die falsche Richtung. „Aber zu welchem Preis? Die Russen zahlen dafür mit 1000 bis 1500 Menschen pro Tag, die sterben oder schwer verwundet werden. Und trotzdem erreichen die Russen ihre Ziele nicht“, sagte Rutte im Interview mit der „Bild“-Zeitung. „Die Ukraine verliert den Krieg nicht“, lautet seine Einschätzung. „Und wir müssen sie dabei unterstützen, in eine Position der Stärke zu kommen.“ Die Aufgabe sei es, Moskau seine Ziele nicht erreichen zu lassen, so der NATO-Chef.

Nach Angaben des ukrainischen Armeechefs Syrsky lagen die Verluste der russischen Seite im Januar allein im Raum Pokrowsk bei 15.000, darunter 7000 Tote. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. In Udachne südlich von Pokrowsk soll sich laut dem proukrainischen Kanal Deepstate eine Einheit, die eine der neu gebildeten Brigaden ersetzt hat, besonders gut entwickelt haben.

Die russischen Streitkräfte hatten zuletzt immer wieder Gebiete und Ortschaften in der Region erobert. Ihnen gelinge es, die ausgedünnten Stellungen der Ukrainer zu infiltrieren oder zu umgehen, sagte Oberst Reisner zu ntv.de. So könnten Kiews Soldaten zu Rückzügen gezwungen werden.

Reisner sagte in einem Interview zudem, die Ukraine sei aktuell dabei, den Krieg zu verlieren. Im MDR-Podcast „Was tun, Herr General?“ widersprach Ex-NATO-General Erhard Bühler. Er teile die Einschätzung nicht, hieß es. Für so eine Einschätzung brauche man wesentlich mehr Fakten als Beobachtern im Westen zur Verfügung stünden, so Bühler. Man könne aber Trends beurteilen. Es gebe Abwärtstrends beim Personal, bei der Rekrutierung, Organisation und Ausbildung. Das treffe aber auf die Ukraine und Russland zu, so der Ex-NATO-General.

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