North Atlantic Treaty Organization-Botschafter Géza Andreas von Geyr spricht beim Forum Feldafing – Starnberg | ABC-Z
Als der Jurist und Unternehmer Günter Lauerbach vor mehr als 40 Jahren nach Feldafing zog, organisierte er einen Vortrag, um Kontakte in seiner neuen Heimat zu knüpfen. Weil die damalige Veranstaltung mit dem Journalisten Gerhard Löwenthal so viel Anklang fand, ist daraus die Idee entstanden, eine Vortragsreihe zu zeitgeschichtlichen Themen zu starten. Im Jahr 1983 wurde der Verein Forum Feldafing gegründet und in den 40 Jahren seines Bestehens wurden insgesamt 160 Vorträge gehalten. Am vergangenen Freitag hat der Verein nun Jubiläum gefeiert – natürlich mit einem Vortrag von großer Aktualität: Denn der deutsche Botschafter bei der Nato in Brüssel, Géza Andreas von Geyr sprach über „Die großen sicherheitspolitischen Herausforderungen“.
In den vergangenen 40 Jahren referierten im Forum Feldafing stets bekannte Persönlichkeiten, darunter Botschafter aus den USA, England oder Ägypten, aber auch Vertreter aus Wirtschaft und Politik. Man habe viele interessante Menschen einladen können, meinte Lauerbach rückblickend, und daher habe sich der Kreis der Mitglieder auch stetig erweitert. Der heutige Ehrenvorsitzende erinnert sich gerne daran, dass das Forum schon vor Jahren eine Sprecherin der israelischen Armee eingeladen hatte, die über den Umgang der Israelis mit den Palästinensern referierte. Dieses Thema sei heute aktueller denn je, sagte er am Rande der Feier an diesem Freitag, zu der sehr viele Mitglieder erschienen waren.
Die wachsende Zahl von Teilnehmern ist wichtig, denn die Veranstaltungen werden alleine aus den Beiträgen der Mitglieder finanziert. Daher lobte die Vorsitzende Professor Manuela Pietraß: „Mit Ihnen, werte Mitglieder, verehrte Referenten, wird das Forum Feldafing als das realisiert, was es ist und bleiben soll: im gesellschaftlichen Austausch verwirklichte Demokratie.“
Auch der deutsche stellvertretende Direktor des George Marshall European Center in Garmisch, Brigadegeneral a.D. Rolf Wagner, der als Ehrengast geladen war, lobte das Forum „als Ort, an dem Ideen geboren werden“ – nach Kaltem Krieg, Balkankrieg, 9/11. Auch nach dem Ukrainekrieg und dem Krieg im Nahen Osten werde es wichtig sein, einen Beitrag zu leisten, um die Welt sein Stück weit sicherer zu machen.
Doch das Forum Feldafing ist mehr als ein Verein, der allgemeine politische Themen behandelt. Wie Pietraß in ihrer Jubiläumsrede erläuterte, war Lauerbach damals der Meinung, dass es nicht genügt, „sich nur um die allgemeine politische Richtung zu kümmern, wenn sich dann die Aktivität darin beschränkt zu sagen, diese Richtung ist falsch.“ Lauerbachs Anliegen sei es gewesen, die politische Meinungs- und Weiterbildung dort zu unterstützen, wo die Massenmedien nicht allen politischen Strömungen ausreichend gerecht werden. Ein weiterer Auftrag ist es laut Satzung, „Begriff und Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungen“ zu vermitteln. Zur 30-Jahr-Feier war daher der US-amerikanische Botschafter in Berlin, John B. Emerson, zu Gast gewesen und nun, zehn Jahre später, der gebürtige Münchener Geyr, der seit 1991 im Auswärtigen Dienst tätig ist.
Die Nato steht vor einer Zeitenwende
Wie Geyr betonte, war er unter anderem auch an der Botschaft in Moskau tätig. Er habe die Russen als unglaublich warmherzige Menschen kennengelernt, die aber „ein wahnsinnig eiskaltes System“ hätten. Den Ukraine-Krieg bezeichnete er als Angriffskrieg gegenüber einem Nachbarn, dessen Souveränität Russland vorher anerkannt habe. Das Leid sei ebenso wie nach dem Geiseldrama in Israel und dem daraus resultierenden Krieg gegen die Hamas, die Hisbollah und den Libanon, kaum auszuhalten. „Hier kommt mächtig was auf uns zu“, erklärte Geyr. Die NATO stehe vor einer Zeitenwende. Und unabhängig davon, wie die Wahlen in den USA ausgingen, müssten die Europäer mehr investieren und die Lasten stärker auf ihren eigenen Schultern verteilen. „Das tut der Sicherheit gut und das tut uns gut.“ Auf die Frage aus dem Publikum, welchen Einfluss die Diplomatie habe, sagte Geyr: „Die Zeit der lauten Diplomatie ist nicht jetzt.“ Nun sei eine intensive, aber zurückhaltende und leise Diplomatie angesagt.