Nordkorea klaut 1,5 Milliarden: Kryptobörse Bybit meldet weltweit größten Cyber-Diebstahl | ABC-Z

Nordkorea klaut 1,5 Milliarden
Kryptobörse Bybit meldet weltweit größten Cyber-Diebstahl
22.02.2025, 10:45 Uhr
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Das bitterarme nordkoreanische Regime päppelt seinen Haushalt seit Jahren mit Cyberdiebstählen und Hackerangriffen auf. Das jüngste Opfer ist eine der weltweit größten Kryptoplattformen: Bybit muss den Verlust von rund 1,5 Milliarden US-Dollar vermelden.
Die Kryptowährungsbörse Bybit ist höchstwahrscheinlich Opfer des größten Kryptodiebstahls der Geschichte geworden. Wie die Plattform am Freitag mitteilte, hat ein Angreifer die Kontrolle über eine sogenannte Ether-Brieftasche erlangt und Bestände im Wert von rund 1,5 Milliarden US-Dollar an eine nicht identifizierte Adresse übertragen. Die Ether-Geldbörse sei die Einzige, die angegriffen wurde, erklärte Bybit-CEO Ben Zhou auf X. „Alle anderen Brieftaschen der Börse waren nicht betroffen.“
Branchenexperten mutmaßen laut Bloomberg, dass es sich um den größten Hack und Diebstahl der Krypto-Geschichte handelt. Die Analyseplattform Arkham Intelligence bestätigt auf X bereits erste Verkäufe aus der betroffenen Ether-Geldbörse: „Die Bestände werden an neue Adressen transferiert, wo sie verkauft werden.“ Experten zufolge sind nordkoreanische Hacker der staatlichen Gruppe Lazarus für den Diebstahl verantwortlich.
Bis dato galt ein Angriff auf das US-Unternehmen Poly Network als größter Kryptodiebstahl. 2021 erbeuteten Hacker auf der Plattform 600 Millionen US-Dollar, gaben das Geld anschließend aber wieder zurück.
Mehr als 350.000 Abhebungen
Die in Dubai ansässige Plattform Bybit wurde 2018 gegründet und ist eine der weltweit größten Krypto-Börsen. Sie bedient mehr als 60 Millionen Nutzer, die täglich verschiedenste Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether im Wert von mehr als 36 Milliarden US-Dollar handeln. Bis zum Hack hatten Bybit-Kunden Vermögenswerte von rund 16,2 Milliarden US-Dollar auf der Börse hinterlegt. Mit dem Diebstahl wurden somit rund 9 Prozent des Gesamtvermögens entwendet. Laut CEO Zhou haben Kunden nach dem Hack zudem mehr als 350.000 Abhebungen in Auftrag gegeben.
„Alle Kundengelder sind sicher“, erklärte Zhou in weiteren Stellungnahmen. „Bybit ist solvent. Auch wenn der Verlust, der durch den Hack entstanden ist, nicht wiederhergestellt werden kann: Alle Vermögenswerte unserer Kunden sind 1:1 gesichert, wir können den Verlust decken.“
Demzufolge hat die Börse bereits Überbrückungskredite bei Partnern aufgenommen, um mögliche Schäden zu decken. Gleichzeitig wird Bybit laut CEO Zhou die notwendigen rechtlichen Schritte gegen die Hacker einleiten und versuchen, die gestohlenen Gelder zurückzubekommen.
Der Ether-Kurs rutschte nach dem Diebstahl um fast 8 Prozent ab. Andere Kryptowährungen fielen ebenfalls. Der Kurs des Bitcoin gab nach dem Hack etwa 5 Prozent nach.
Cyberdieb: Nordkorea
Den Experten zufolge sind nordkoreanische Hacker der staatlichen Gruppe Lazarus für den Diebstahl verantwortlich. Nordkorea setzt bereits seit Jahren auf Cyberkriminalität, um Geld für Machthaber Kim Jong Un zu erbeuten oder geopolitischen Feinden zu schaden. So soll die Lazarus-Gruppe bereits 2022 mindestens 630 Millionen Dollar auf unterschiedlichen Krypto-Börsen gestohlen haben. Bekannt wurde die Gruppe 2014 nach einem Angriff auf den japanischen Elektronikkonzern Sony – mutmaßlich, um sich für einen Film zu rächen, in dem Machthaber Kim parodiert wurde.
Andere Gruppen wie Andariel greifen laut der US-Bundespolizei FBI im Auftrag des nordkoreanischen Regimes Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrt- oder auch Atomanlagen im Ausland an, um Lösegelder von den Betreibern zu erpressen. Auch Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen in verfeindeten Nationen werden regelmäßig zum Ziel von Cyberangriffen und Lösegeldforderungen.