FC Bayern: Meisterschaftsfeier auf Ibiza – Gesellschaft | ABC-Z

Früher war bekanntlich manches besser, mit Sicherheit jedoch die Reaktionen auf einen Meistertitel. Dem FC Bayern jedenfalls schallte es diese Woche aus allen Ecken entgegen, er gebe „ein katastrophales Bild“ ab. „Nicht fein, nicht bayernwürdig“ benähmen sich die Münchner, motzte sogar der sonst so besonnene Marcel Reif. Grund für die Empörung ist die wirklich skandalöse Entscheidung einiger Spieler, ihre 17. Meisterschaft in 20 Jahren mit einem Kurztrip nach Ibiza zu feiern – obwohl doch die Saison noch gar nicht vorbei ist!
Zwar haben die Bayern einen so großen Vorsprung, dass sie im letzten Spiel gegen Hoffenheim sogar ihre F-Jugend auf den Platz schicken könnten, ohne die Meisterschale noch zu riskieren. Aber dieses Land ist nicht umsonst Rekordmeister in Neiddebatten. Und wenn eine Gruppe hochbezahlter Fußballer eine „Lustreise“ (ran.de) macht, denkt nun mal die halbe Nation an Budapester Swingerhotels oder gleich an die dionysischen Exzesse der Neunziger, als Bayern-Stars Woche für Woche das P1 zerlegten. Und das natürlich gleich doppelt, wenn die Kicker ausgerechnet auf die Sündeninsel Ibiza fliegen – das Mallorca für Raver! Das Berghain der Balearen!
Nach gründlicher Analyse der relativ übersichtlichen Reise (sie dauerte von Reportern handgezählte 45 Stunden) können wir heute allerdings Glamour-Entwarnung geben: Grund für akuten Neid auf die 14 lustreisenden Bayern gibt es tendenziell nicht.
Kaum gelandet, ging es für Müller, Kane und Co. in den wirklich schreiend mittelmäßigen Strandclub „Blue Marlin“. Dessen Terrasse voller scharfkantiger weißer Vinylsofas sieht ungefähr so aus, als hätte man eine KI gebeten, eine Zahnarztpraxis unter Palmen zu entwerfen. Nicht mal für den guten alten Dekadenz-Vorwurf taugt der Schuppen so richtig: Ein Teller Pommes kostet fast schon sozialdemokratische zehn Euro.
Fürs echte Ibiza-Feeling ließ sich die Mannschaft sodann ins Pacha karren. Ansonsten war der Partytempel allerdings vorwiegend gefüllt mit Leserreportern, die Bild.de quasi in Echtzeit die Getränkeauswahl der Stars verrieten („größtenteils Wasser“). Wer sich die Bilder vom bedauernswerten Manuel Neuer auf der Tanzfläche ansieht, der unter dem Blick von zwölf iPhone-Kameras offenbar nach bestem Wissen und Gewissen versucht, Spaß zu haben, versteht immerhin, wieso im echten Berghain unter Androhung von lebenslangem Hausverbot schon am Eingang jedes Handy abgeklebt wird.
Das letzte Wasser war kaum ausgetrunken, die Turbinen des Privatjets noch warm, da ging es auch schon wieder zurück – „Marketing-Termine“ warteten in der Säbener Straße. Apropos: Thomas Müller wirbt ja aktuell für ein großes Spaßbad im Münchner Norden. Zu diesem Zweck ist er im halben Landkreis in Badehose und mit Schwimmreifen unterm Arm plakatiert, blass und grinsend wie ein Neunjähriger. In diesem Spaßbad jedenfalls ließen die Rekordmeister am selben Abend noch ihr wirklich wahnsinnig exzessives Meisterfest ausklingen. Immerhin: Der Rutschenbereich war exklusiv für sie gesperrt.