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Niko Samsonidse: MMA-Kämpfer und Sozialarbeiter | ABC-Z

Kampfsport

Niko Samsonidse, MMA-Kämpfer und Sozialarbeiter


Fr 31.10.25 | 21:09 Uhr | Von Ilja Behnisch

imago images/Maurizio Gambarini

Video: rbb24 | 28.10.2025 | Jonas Schützeberg | Bild: imago images/Maurizio Gambarini

Wer Mixed-Martial-Arts-Kämpfer als stumpfe Haudraufs sieht, sollte sich lieber nicht mit Niko Samsonidse befassen. Der 30-jährige Wahlberliner entspricht nämlich so gar nicht dem Klischee. Und zählt doch zu den Besten seines Fachs.

Wie der klassische Kampfsportler aussieht, darüber gibt es vermutlich jede Menge verschiedener Meinungen. Dass Niko Samsonidse eher nicht so aussieht wie ein klassischer Kampfsportler, dafür würde sich aber wohl relativ leicht eine Mehrheit finden lassen. Der 30-Jährige Wahl-Berliner und gebürtige Freiburger mit den georgischen Wurzeln hat eher etwas Sanftes an sich. Dabei ist der Mixed-Martial-Arts-Kämpfer (MMA) die Nummer eins. Zumindest in seiner Gewichtsklasse, dem Federgewicht, und beim Oktagon-Verband, dem größten Europas.

Der Reiz der Komplexität

Vor 15 Jahren hat ihn ein Freund zum MMA gebracht. Damals haftete der Sportart noch das Image von illegalen Hinterhof-Kämpfen ohne Regeln an. Inzwischen hat es sich gewandelt, MMA ist im Mainstream angekommen. Auch, weil die Athleten eben nicht machen können, was sie wollen. So gibt es 33 Verbote. Unter anderem, sagt Samsonidse, eine “komplett verbotene Zone an Rücken und Hinterkopf”, die man nicht berühren oder schlagen darf, weil sonst “das Verletzungsrisiko zu hoch ist”.

Trotzdem bleibt MMA natürlich Vollkörper-Kontakt. Für Samsonidse aber ist es “die Königsklasse der Kampfsportarten”. Weil in ihr alle anderen Kampfsportarten zusammengeführt werden und man auf “so vielen Ebenen seine Skills” beweisen müsse. Eine Vielschichtigkeit, die ihn ganz besonders reizt, “diese Komplexität”. Und dann ist da noch das “unglaubliche Gefühl”, wenn “der Plan aufgeht im Kampf”.

Kampfsport als Wertevermittlung

Man sei komplett im “Hier und Jetzt”, wenn man im Cage seht, wie der Kampfort genannt wird. “Das ist der Moment, auf den man so lange hingearbeitet hat. Es passiert alles ganz schnell und doch ganz langsam.”

Er kann gut reden, dieser Niko Samsonidse, gut vermitteln, was ihm sein Sport bedeutet. Vielleicht auch, weil er studierter Sozialpädagoge ist. Noch so etwas, was man nicht unbedingt mit Kampfsport in Verbindung bringt. Und was doch passt. Zumindest wenn es nach Samsonidse geht, der nicht nur Sportler ist, sondern auch Trainer.

Seit mehr als zehn Jahren leitet er Kinder und Jugendliche an. Unter anderem im Berliner Wedding, in Europas größtem MMA-Gym. Seine Sprache ändert sich dann leicht. Es fallen Sätze wie: “Die Submission so zu finishen.” MMA-Talk. Die Grundhaltung aber bleibt gleich. Samsonidse findet, sein Sport ist mehr als nur die physische Auseinandersetzung. “Ich finde, Kampfsport hat viel mit Werten zu tun. Mit gegenseitigem Respekt. Mit Vorsicht gegenüber dem Trainingspartner. Mit Kontrolle der eigenen Gefühle.” Für ihn ist MMA auch ein Werkzeug. Wie geht man mit Sieg und Niederlage um? Woraus zieht man Selbstbewusstsein?

Spenden für wohltätige Zwecke

Samsonidse lebt es selbst vor. Sein Kampfname lautet “One Love”. Respekt und Liebe gegenüber jedem, das soll sein Motto sein. Inzwischen verkauft er auch Merchandise-Produkte mit “One Love”-Aufdruck. 50 Prozent seiner Einnahmen spendet er an wohltätige Zwecke. Inzwischen kann er von seinem Sport leben. Auch, weil er selbst nicht viel zu brauchen scheint. Noch immer wohnt er zusammen mit zwei Freunden aus Freiburger Tagen in einer WG in Neukölln.

Im Februar hatte Niko “One Love” Samsonidse seinen letzten Kampf. Er gewann. Auch wenn er sich dabei die Hand brach. Nun ist er wieder fit und wartet auf die nächste Herausforderung. Ein Titelkampf soll es werden. Und wer weiß, vielleicht wird man in ein paar Jahren auf die Frage, wie denn ein typischer Kampfsportler aussehe, mehrheitlich sagen: So wie Niko Samsonidse.

Sendung: rbb24, 28.10.2025, 22 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch


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