Wohnen

Niko Kovac führt Borussia Dortmund in die Champions League | ABC-Z

Praktisch mit dem Schlusspfiff spielte die Stadionregie jene Klänge ein, die für die große Sehnsucht stehen, die tatsächlich noch erfüllt worden ist am Ende dieser schwierigen Saison von Borussia Dortmund. Mit 3:0 (1:0) hatte der Revierklub gegen Holstein Kiel gewonnen und damit abermals die Champions League erreicht, deren Hymne nun erklang. Die Fans jedoch hörten kaum zu und grölten voller Inbrunst ihren eigenen Europapokal-Song.

Es ist das Lied über die Reisen in die Fußballmetropolen des Kontinents. „Erste Runde Krankenschein. Dann die Oma tot. Überstunden nehmen wir zur Not. Dann kommt die Kündigung, scheißegal. Borussia Dortmund international. Europapokal, Europapokal …“ Dazu wurde ein wilder Tanz aufgeführt, bevor der Trainer Niko Kovac gefeiert wurde, der sagte: „Das, was die Jungs in den letzten Wochen gemacht haben, war sensationell.“

Nie zuvor ist es einem Team gelungen, an den letzten zehn Spieltagen einer Saison noch von Platz zehn in die Champions League hinaufzuklettern, was den für den Sport verantwortlichen Geschäftsführer zu erstaunlichen Worten bewegte: „Was Niko Kovac hier geleistet hat, ist eine der größten Trainerleistungen in der Geschichte des BVB“, sagte Lars Ricken und erklärte, dass er selbst am Ende seiner ersten Saison in solch einer bedeutenden Position beim BVB vor allen Dingen „erleichtert“ sei.

Zwei Kieler mit einem Schalker Herz

Das ganz große Drama hatte er an diesem Tag jedoch nicht überstehen müssen, denn schon vor der Schlussphase dieses für sich genommen wenig spektakulären Spiels war relativ klar, dass diese finale Partie gut verlaufen würde. Weil Dortmund früh führte, lange in Überzahl spielte und auch das andere für den BVB relevante Spiel zwischen Freiburg und Frankfurt einen günstigen Verlauf nahm.

Dabei hatten sich auch die bereits abgestiegenen Kieler viel vorgenommen. 8000 Fans waren von der Förde ins Revier mitgereist, nie zuvor waren so viele Anhänger des Klubs zu einem Auswärtsspiel gefahren. Außerdem spielten mit Steven Skrzybski und Timo Becker zwei Profis für Kiel, deren Herz am Dortmunder Erzrivalen Schalke 04 hängt.

Aber die Partie lief praktisch von der ersten Minute gegen die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp: In der zweiten Minute foulte Lewis Holtby den Dortmunder Felix Nmecha im Strafraum, den fälligen Elfmeter nutzte Serhou Guirassy zum 1:0. Nach neun Minuten unterlief Carl Johansson als letzter Mann der Kieler Defensive ein Foul an Karim Adeyemi, was einen Platzverweis nach sich zog.

Die Ausgangslage war nun bestens für den BVB. Aber zunächst wusste die Mannschaft wenig anzufangen mit der Überzahlsituation, spielte erstaunlich unklug, „sehr behäbig und langsam“, wie Julian Brandt sagte. Und so hatte tatsächlich Holstein Kiel die beste Chance der ersten Halbzeit: Nach einem präzisen Querpass von der linken Angriffsseite scheiterte Shuto Machino aus elf Metern am Fuß des Dortmunder Keepers Gregor Kobel (38. Minute).

„Es war kein Leckerbissen“

In der Pause zeigten Kovac und sein Trainerteam dann allerdings, was sie schon seit Wochen auszeichnet: Sie fanden die richtigen Ansätze für die gewünschte Veränderung. Das Passspiel war plötzlich schneller und präziser, außerdem hatten die Dortmunder auch ein wenig Glück: Ein Fernschuss von Marcel Sabitzer, der auch noch leicht abgefälscht war, landete in der 48. Minute zum 2:0 im Tor der Kieler.

Damit war der BVB zumindest vorerst unabhängig vom Spielausgang der Partie zwischen Freiburg und Frankfurt. Und als Nmecha schließlich das dritte Tor geschossen hatte, war klar, dass dieser Tag und am Ende auch die Saison gut ausgehen würde für die Dortmunder. „Es war auch in der zweiten Halbzeit kein Leckerbissen, lief dann aber etwas flüssiger“, sagte Brandt, der sich zum Saisonabschluss mit seinen Kollegen auf eine Ehrenrunde begab.

Lauter als die Spieler feierte das Publikum aber Kovac, der als entscheidender Mann auf dem Weg zu diesem glimpflichen Saisonende erinnert werden wird. Erst als die Südtribüne seinen Namen rief, näherte er sich der gelben Wand und applaudierte, aber der Platz im Mittelpunkt war ihm eher unangenehm. „Es ist immer schön, wenn man ein Lob bekommt“, sagte er, „aber dort sind viele beteiligt, mein Bruder (Assistenztrainer Robert Kovac, d. Red.), die Spieler, die Fans.“

Kovac soll nun auch das Tor zu einer stabileren Zukunft öffnen, denn in der Form der vergangenen Wochen ist der BVB nicht nur ein Kandidat für die Teilnahme an der Champions League, sondern auch wieder für die Rolle als stärkster Verfolger des FC Bayern.

Back to top button