Niederländischer Energiekonzern: Erdgasbohrungen dürfen auf deutschem Gebiet vor Borkum beginnen | ABC-Z

Der niederländische Energiekonzern ONE-Dyas darf in der Nordsee vor der Insel Borkum nun auch auf deutschem Hoheitsgebiet nach Erdgas bohren. Das zuständige Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) stimmte einem von dem Unternehmen beantragten Sofortvollzug für die Bohrungen zu. Damit könne das Unternehmen sofort mit den Bohrungen beginnen, sagt ein LBEG-Sprecher. Das Landesamt sprach von einem “überwiegenden öffentlichen Interesse an einer sicheren Energieversorgung”.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Behörde eine Genehmigung erteilt. Nach einer Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wurde das Vorhaben bislang aufgeschoben. Auf niederländischem Gebiet hatte ONE-Dyas bereits im März mit einer Testphase die Erdgasförderung begonnen.
Im vor etwa einem Jahr erlassenen Planfeststellungsbeschluss ist laut LBEG festgelegt worden, dass die geplanten Bohrungen “im deutschen Hoheitsgebiet nicht senkrecht” verlaufen und den Meeresgrund nicht “durchstoßen”. Sie verlaufen demnach in einer Tiefe von bis zu 4.000
Metern zunächst bogenförmig und schließlich nahezu horizontal.
Die
Förderplattform steht auf niederländischem Hoheitsgebiet, etwa 23
Kilometer nordwestlich der Insel Borkum. Kritiker befürchten, dass die Gasförderung Umweltfolgen für die
Insel und das benachbarte Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer haben könnte.
Kritik auch aus der niedersächsischen Landesregierung
Das Landesamt begründete seine Entscheidung mit der “unsicheren weltpolitischen Lage”. Es sei im Interesse einer sicheren Energieversorgung, die Abhängigkeit von Erdgasimporten aus Regionen außerhalb der EU zu verringern. Derzeit seien sowohl die Industrie als auch die Bevölkerung von fossilen Rohstoffen abhängig.
Der niedersächsische Energie- und Klimaschutzminister Christian
Meyer (Grüne) widersprach dem. Das Gas vor Borkum werde nicht gebraucht, um die Gasversorgung in Deutschland sicherzustellen, sagte er.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) verwies hingegen darauf, dass das ONE-Dyas-Vorhaben in einem “sehr sensiblen Naturraum” liege und auch daher “mit äußerster Sorgfalt geprüft” worden sei. Seinem Ministerium ist das Landesamt unterstellt. “Am Ende sind die Ablenkbohrungen zu genehmigen gewesen.” Es liege “ganz klar” Rechtssicherheit vor. “Ich sage das gerade mit Blick auf das Unitarisierungsabkommen, das in Zeiten von geopolitischen Unsicherheiten ein Baustein für unsere Versorgungssicherheit ist.”
Umweltorganisationen planen Protestcamp
Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte die Entscheidung des LBEG. Diese
sei “ein fatales Signal gegen den Klima- und Meeresschutz”. Es sei “völlig unverantwortlich, dass die Behörden nun eine Genehmigung durchsetzen wollen, deren Auswirkungen auf Klima und Natur noch gerichtlich auf dem Prüfstand steht”, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller. Die DUH prüft nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen die Entscheidung.
Zusammen mit der Klimaschutzbewegung Fridays for Future will die DUH von Donnerstag bis Sonntag zudem in einem Klimacamp auf Borkum gegen das Vorhaben demonstrieren.
Die Bundesregierung hatte Anfang Juli einem Abkommen mit den Niederlanden zur gemeinsamen Erdgasförderung vor Borkum zugestimmt. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sprach sich explizit
für die Gasförderung aus.