Niederlande in der Nations League: Viel Reibung und eine Abreibung. – Sport | ABC-Z
Ist Holland in Not? Man könnte das glatt denken beim Blick auf die fußballerischen Schlagzeilen aus dem Nachbarland. Erst hat der Bondscoach Ronald Koeman den Nationalstürmer Steven Bergwijn dafür kritisiert, dass dieser im zarten Alter von 26 Jahren von Ajax Amsterdam nach Saudi-Arabien wechselt, und ihn deshalb kategorisch aus dem Nationalteam verbannt. Daraufhin antwortete Bergwijn, dass er unter solch einem Trainer ohnehin nie wieder spielen wolle.
Dann kam die Meldung, der 30 Jahre alte Nationalstürmer Memphis Depay (zuletzt Atlético Madrid, jetzt vereinslos) beabsichtige nach São Paulo, Brasilien, zu wechseln, wozu Koeman offenbar auch eine Anmerkung gehabt hätte, dann jedoch sagte er bloß: „Ich kommentiere die Entscheidung von Memphis lieber nicht, bevor wieder das ganze Land über mich herfällt.“
Und schließlich musste Koeman im Training am Sonntag auch noch einen Streit zwischen Wout Weghorst (Ajax) und Jurrien Timber (Arsenal) schlichten, nachdem Letzterer zu rustikal eingestiegen war.
Wie es angesichts derlei Verwerfungen sportlich um die Mannschaft steht? Erstaunlich gut. Ihr Nations-League-Auftaktspiel haben die Niederlande am Samstag furios 5:2 gegen Bosnien-Herzegowina gewonnen. An diesem Dienstag (20.45 Uhr, RTL) fordern sie in Amsterdam Deutschland heraus. Während beim Nagelsmann-Team dem Vernehmen nach geweint wird, wenn alle auseinandergehen, gibt es bei der Elftal offenbar eine gewisse Reibung.
Im Spiel gegen den DFB fehlt der vorzeitig abgereiste Jeremie Frimpong
Nichts mit jeglichem Groll zu tun hat jedoch, dass der Flügelflitzer Jeremie Frimpong aus privaten Gründen von der Nationalmannschaft abreisen musste, weshalb auch sein Bundesligaeinsatz für Bayer Leverkusen am Samstag bei der TSG Hoffenheim gefährdet sein könnte. Frimpong war beim Sieg gegen Bosnien-Herzegowina nicht zum Einsatz gekommen, da ließ Koeman nämlich eine Viererkette spielen mit dem Rechtsaußen Denzel Dumfries von Inter Mailand.
Der jüngste Kantersieg stärkt den Trainer, zumal sein Team bei der Europameisterschaft erst im Halbfinale in Dortmund durch ein Gegentor in der Schlussminute an England gescheitert war. Die Mannschaft ist ansehnlich besetzt mit den Abwehrspielern Virgil van Dijk (Liverpool), Matthijs de Ligt (Manchester United) und Nathan Aké (Manchester City). Im Mittelfeld mit Ryan Gravenberch (Liverpool) und Tijjani Reijnders (AC Mailand) sowie mit den Stürmern Xavi Simons (Leipzig), Cody Gakpo (Liverpool) und Joshua Zirkzee (Manchester United). De Ligt, Gravenberch und Zirkzee bildeten zuletzt eine Achse aus drei ehemaligen FC-Bayern-Spielern. Statt Zirkzee soll gegen Deutschland aber Brian Brobbey (Ajax) starten.
Die Treffer gegen Bosnien erzielten Zirkzee, Reijnders, Gakpo, Weghorst und Simons. Schon in den vorangegangenen drei Heimspielen (vor der EM) hatte die Mannschaft jeweils vier Tore geschossen: 4:0 gegen Island, 4:0 gegen Kanada, 4:0 gegen Schottland. Gegen große Nationen allerdings hat Oranje unter Koeman in seiner zweiten Amtszeit als Bondscoach seit Anfang 2023 nur verloren: gegen Frankreich (zweimal), Kroatien, Italien, England und im März auch schon gegen Deutschland. Zu dieser Bilanz hat Koeman so recht keine Erklärung, nur so viel: „Ich bin gespannt, ob wir gegen Deutschland diesmal unseren besten Fußball zeigen können.“