Niederlage in der Nations League: DFB-Team gegen Portugal – langsam in beide Richtungen | ABC-Z

analyse
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft verliert in der Nations League gegen Portugal, weil sie Geschwindigkeitsdefizite aufweist. In der Defensive fielen sie krass auf, aber auch nach vorne ging es zu langsam.
Er wurde zwar nicht explizit um eine Definition für ein Spiel um den dritten Platz in der Nations League gebeten, lieferte aber eine ab. “Psychologisch ist es kein Feuerwerk”, sagte Julian Nagelsmann. Aber gerade das wäre jetzt die Herausforderung, bei der er erkennen könne, wer am besten Widerstände brechen könne, und ob es vielleicht die ganze Mannschaft kann.
Der Bundestrainer sucht immer auch die positiven Dinge, und daher erwähnte er auch die Kabinenansprache von Joshua Kimmich, der ihm nach dem verlorenen Spiel die Arbeit abgenommen und den Finger in die Wunde gelegt habe. “Das ist ein gutes Zeichen”, sagte der Bundestrainer, der mit dem Kapitän übereinstimmte, dass Portugal verdient mit 2:1 gewonnen habe und daher ins Finale der Nations League eingezogen sei, die Deutschland ein Jahr vor der Weltmeisterschaft so gerne gewonnen hätte
DFB-Kapitän Kimmich klagt: “Nie am Limit”
“Wir waren in allen Phasen des Spiels nicht am Limit”, klagte Kimmich. Wäre es die Mannschaft in seinem 100. Länderspiel gewesen, wäre “ein Sieg drin gewesen”, haderte der Kapitän, und auch das sah der Bundestrainer so.
“Wir müssen 100 Prozent geben, dann können wir mit Top-Nationen mithalten, sind vielleicht sogar besser”, führte Nagelsmann in seiner Pressekonferenz aus, in der er merklich angefressen war. “Wenn du in statischen Situationen nicht attackierst, kann dich auch ein Drittligist auseinander spielen”, kritisierte er das Abwehrverhalten bei den Toren der Portugiesen, die allerdings auch noch andere Ursachen hatten.
Da wäre etwa der enorme Tempovorteil, den Francisco Conceição gegen Robin Gosens vor dem Ausgleich nutzte. “Ich hätte die Innenbahn zumachen müssen”, gab Gosens zu. Er habe ja aus Duellen in der Serie A gewusst, dass der Profi von Juventus Turin gerne nach innen ziehe.
Motor mit Turbo gegen Energieträger ohne Energie
Aber ob das gereicht hätte, ist fraglich. Portugals Trainer Roberto Martínez wechselte in der 58. Minute dreimal, Nagelsmann tat es ihm zwei Minuten später nach. Portugal erhielt mit Vitinha einen neuen Motor im Mittelfeld und mit Conceição einen Turbo, die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nur einen etwas anderen Anstrich.
“Hinterher ist man immer schlauer”, sagte Nagelsmann auf die Frage, ob er mit den Wechseln daneben gelegen habe. Er habe mit Gosens, Serge Gnabry und Niclas Füllkrug “Energieträger” bringen wollen, aber Portugal ließ die deutschen Einwechselspieler und auch deren Kollegen in der letzten halben Stunde aussehen, als sei der Akku leer.
Schwächen erkannt, aber nicht ausgenutzt
Nagelsmann hatte am Tag vor dem Spiel gesagt, dass die Portugiesen viele “Zocker” in der Mannschaft hätten, dazu einige Spieler mit enorm hohem Tempo. Allerdings sah er auch Räume, die sich für seine Elf öffnen würden, weil einige Spieler des Gegners nicht gerne verteidigen würden.
Ab und an ergaben sich diese Räume auch, aber das Offensivspiel der deutschen Mannschaft war genauso enttäuschend, wenn nicht sogar aufgrund der Schwachstellen beim Gegner enttäuschender als das Verhalten in der Defensive. Das Tor durch Florian Wirtz und ein Abschluss von Debütant Nick Woltemade ergaben zwei gute Chancen in einem Heimspiel, das war dann doch ziemlich mau.
“Wir haben zu wenig die Tiefe attackiert”, sagte Maximilian Mittelstädt, der im linken Mittelfeld vor der Dreierkette spielte, bis er von Gosens abgelöst wurde. “Joker” nennt Nagelsmann diese Position, auf der anderen Seite wurde sie von Kimmich eingenommen.
Häufig waren die beiden “Joker” nahezu auf einer Linie mit Leon Goretzka, Leroy Sané und Wirtz zu finden, wodurch es in der Linie hinter dem Mittelstürmer eng wurde, Aleksandar Pavlović im zentralen defensiven Mittelfeld hingegen sehr viele Quadratmeter beackern musste.
Kimmichs gute Gegenfrage
Ob die Geschwindigkeit ein Problem gewesen sei, wurde Kimmich gefragt, und er fragte zurück: “In welche Richtung?” Das war eine gute Frage, denn das statische Spiel in der Offensive machte es den Portugiesen in Verbindung mit meist schwachen Flanken leicht, nur wenig Chancen zuzulassen.
Wieder ein Conceição
Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 verlor Deutschland daher mal wieder gegen Portugal. Damals bedeutete das 0:3 (sämtliche Tore schoss Sergio Conceição, der Vater von Francisco) das Aus nach der Vorrunde für eine bemerkenswert schlechte und zerrüttete deutsche Mannschaft.
Danach gab es fünf Siege für Deutschland, allesamt bei großen Turnieren. Darunter war auch ein Spiel um den dritten Platz – 2006 bei der WM in Stuttgart. Aufgrund der besonderen Umstände war es sogar ein psychologisches Feuerwerk.